Advent in Zeiten von Corona
Autor: Romy Denk
Kulmbach, Samstag, 28. November 2020
Das Jahr neigt sich dem Ende, Weihnachten steht vor der Tür. Doch wie gestalten die Kindergärten die Adventszeit in der Pandemie?
Den Kindern mit festen Ritualen und Strukturen Sicherheit geben. Das ist einer der wichtigsten Aspekte für Jutta Gottwald, Einrichtungsleiterin des Hauses für Kinder Sankt Jakobus in Marktschorgast. "Feste Gewohnheiten sind unverzichtbar", sagt sie.
"Aus diesem Grund möchten wir den Kindern so viel Sicherheit wie möglich geben. Gerade in diesem Jahr soll deshalb der Zauber der Weihnachtszeit für sie erlebbar und spürbar werden." Ihre besinnliche Adventsstunde, die jedes Jahr stattfindet, behalten sie daher bei.
Täglich läutet das Adventsglöckchen diese besondere Zeit ein. Lichter und Adventsduft zaubern dann eine ganz friedliche und besinnliche Stimmung.
Ein Brauchtum aus Dänemark und Norwegen erfreut seit diesem Jahr die Krippengruppe im Marktschorgaster Haus für Kinder: der Einzug eines Weihnachtswichtels.
Was im hohen Norden nicht mehr wegzudenken ist, erfreut sich bei uns in Deutschland und im Landkreis Kulmbach in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Ein kleiner Wichtel namens Nisse zieht über Nacht ins Haus ein und bleibt dort in der gesamten Vorweihnachtszeit. Er hilft bei den Weihnachtsvorbereitungen, hält hin und wieder kleine Überraschungen parat, und wenn er nicht bei Laune gehalten wird, kann er durchaus auch mal Schabernack treiben.
Ab Mitte Dezember wird die Weihnachtsgeschichte nach Religionspädagoge Franz Kett dank Tücher und Legematerialien für alle Gruppenkinder in Marktschorgast "be-greifbar" gemacht, was den Kindern auch ein großes Stück Sicherheit geben soll.
Auch in Presseck wird den Kindern so viel Normalität wie möglich geboten. So können sich die Kleinen der Kindertagesstätte "Regenbogen" dennoch auf den Nikolausbesuch freuen. Zwar wird er seinen prall gefüllten Sack vor der Tür ablegen müssen, doch ganz verzichten wollte die Leiterin der Kindertagesstätte, Ute Böhm, nicht auf den Besuch des bärtigen Mannes. "Es wird dieses Jahr auch kein Krippenspiel mit den Kindern im Gottesdienst geben, jedoch werden wir es mit den Kindern unter uns in der Einrichtung aufführen, damit es nicht komplett ausfällt", sagt sie.
Ein Adventsmarkt "to go"
Für die Leiterin des katholischen Kindergartens "Unsere Liebe Frau" in Kulmbach, Susanne Mattes, ist die Adventszeit besonders wichtig, und deshalb möchte sie möglichst viel Routine beibehalten und den Kindern trotzdem die gewohnten Rituale vor Weihnachten bieten. So wird es den morgendlichen Adventskreis in der Einrichtung wie jedes Jahr geben. Hier werden Geschichten gelesen, auch wenn sie heuer nicht wie sonst von Eltern oder Großeltern vorgetragen werden können. Es werden Weihnachtslieder im Hintergrund laufen und es wird auch gesungen.
"Rituale sind ungemein wichtig, um den Kindern Geborgenheit zu geben, was gerade in der momentanen Zeit unverzichtbar ist", findet Mattes. Erstmals wird es in der Einrichtung einen "Adventsmarkt to go" geben. Diesen hat das Team des Kindergartens ins Leben gerufen, um auch den Eltern eine vorweihnachtliche Atmosphäre bieten zu können.
Die Erzieherinnen haben mit den Buben und Mädchen gebastelt, Marmelade und Glühwein gekocht. All dies wird seit der Eröffnung durch Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) und Pfarrer Hans Roppelt am vergangenen Freitag an verschiedenen Tagen zu den gewohnten Hol- und Bringzeiten am weihnachtlich geschmückten Küchenfenster für die Familien gegen eine Spende, die dem Kindergarten zu Gute kommt, zu erwerben sein.
Ein lebendiger Adventskalender
Auch die Kinder der Awo-Kindertagesstätte "Kastanienburg" in Hutschdorf können sich auf eine besondere Adventszeit freuen. Für sie hat der Elternbeirat zusammen mit Kita-Leitung Sandra Schmidt einen lebendigen Adventskalender entwickelt. Jeden Tag wartet auf die Kinder in der Vorweihnachtszeit eine neue Überraschung in Form von Zutaten zum Plätzchenbacken, eine virtuelle Weihnachtsgeschichte, vorgelesen von den Familien der Kinder, oder einfach eine süße Leckerei.
Auch die Eltern dürfen innehalten
Advent heißt Ankunft, Erwartung, Vorfreude und Vorbereitung auf Weihnachten. Dazu gehört auch Besinnung und zur Ruhe kommen. Dass dies nicht nur für die Kinder des Waldorfkindergartens Wernstein wichtig ist, sondern auch für deren Familien, darauf legt Einrichtungsleiterin Elfriede Sauer großen Wert.
In Wernstein wird sich wenig für die Kinder ändern. "Wir gestalten auch heuer unser kleines Weihnachtswunderland mit dämmrigem Schein vom warmen Licht der Salzlampen, duftenden Tannenzweigen und weihnachtlichem Gesang, der einen morgens empfängt." All das hüllt nicht nur die Kinder ein, sondern lässt auch die Eltern beim Bringen und Holen kurz innehalten.
Lediglich in dieser Hinsicht musste die Einrichtung dieses Jahr kreativ sein. So haben Elfriede Sauer und ihr Team vor der Haustüre eine kleine Ruheinsel für die Eltern geschaffen, in der warmes Laternenlicht und täglich ein inspirierender Adventskalenderspruch zum Innehalten einladen.
Eine zauberhafte Waldweihnacht
Die Erzieherinnen und Erzieher des Kindergartens Kreuzkirche in Kulmbach haben sich für dieses Jahr etwas ganz Besonderes überlegt. Sie feiern zusammen mit den Kindern eine Waldweihnacht und haben Meisenknödel- und Plätzchen hergestellt, um damit Christbäume für die Tiere zu schmücken. Da das Krippenspiel in gewohnter Form ausfallen muss, werden sie ein "digitales Krippenspiel" entwickeln, welches sich die Eltern zu Hause ansehen können. Zusätzlich bekommen die Kinder von der Einrichtung eine "Weihnachtstüte to go" überreicht. Enthalten sind neben einem Plätzchenrezept und einer Bastelanleitung Lebkuchen, Nüsse sowie eine Weihnachtsgeschichte und ein Teebeutel.
Letztendlich ist es schön zu sehen, dass sich viele Einrichtungen im Kulmbacher Land Gedanken gemacht haben, wie man diese außergewöhnliche Adventszeit für die Kinder und auch deren Angehörige so normal wie möglich gestalten kann, um der allgemeinen Verunsicherung einen positiven Ausgleich entgegenzusetzen.