Adelsdorf zieht sich aus Grundstücksmarkt zurück und schließt Verträge mit Investoren
Autor: Pauline Lindner
Adelsdorf, Donnerstag, 04. Februar 2016
Über 600 Bauparzellen sind derzeit in Adelsdorf auf dem Markt. Die Zahl hat sich deutlich erhöht, seitdem der Verkauf des alten Schulsportplatzes in trocken...
Über 600 Bauparzellen sind derzeit in Adelsdorf auf dem Markt. Die Zahl hat sich deutlich erhöht, seitdem der Verkauf des alten Schulsportplatzes in trockenen Tüchern ist. Ihn hat die VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach erworben und will die Grundstücke für freistehende Einfamilienhäuser noch in diesem Jahr zur Baureife bringen.
Die Kommune selbst hat dagegen keine Wohnbaugrundstücke anzubieten. Dennoch kann man sich bei ihr, genauer: bei Nadine Westphal nach Baugrundstücken erkundigen. Sie übermittelt die Informationen, die sie von den privaten Anbietern hat. Gleichwohl befasste sich der Haupt- und Finanzausschuss (Hafa) des Gemeinderats ausgiebig damit, wie die Kommune in Zukunft Grundstücke erwerben soll und auch, wie sie eigene Grundstücke vermarkten könne.
Läusberg war ein Verlustgeschäft
Adelsdorfs bislang größtes Baugebiet, der
Läusberg, wurde nach einem 50:50-Modell abgewickelt. Die Grundstückseigentümer übertrugen der Kommune die Hälfte der Flächen, die Gemeinde übernahm dafür die Erschließung einschließlich des Straßenbaus. Diese Kosten refinanzierte sie über den Verkauf der Restflächen in ihrem Eigentum. Im Endeffekt war das ein Verlustgeschäft. Denn durch eine veränderte wirtschaftliche Situation blieb die Gemeinde lange Zeit auf einem großen Teil der Grundstücke sitzen, hatte aber gleichzeitig die Kredite für die Erschließungsmaßnahmen zu bedienen. Deshalb ist Adelsdorf umgeschwenkt und schließt mit Investoren für Baugebiete städtebauliche Verträge. In ihnen ist geregelt, wie viel der Investor für die Erschließung zahlen muss und dass die Straßen ins gemeindliche Eigentum übergehen. Damit hat man gute Erfahrungen beim Reuthsee gemacht und wiederholt das Modell beim nun verkauften alten Sportplatz.
Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung, das Modell städtebaulicher Vertrag auch auf kleinere Bauanliegen umzumünzen. Adelsdorf zieht sich so weitgehend aus dem örtlichen Grundstücksmarkt zurück.
Geschäftsleiter Wolfgang Mößlein riet aber zum Aufkauf von Schlüsselgrundstücken. Damit bezeichnete er Grundstücke, die die Kommune für öffentliche Belange oder die städtebauliche Entwicklung benötigt.
"Wir werden allenfalls einzelne Grundstücke zum Kauf anbieten", gab Fischkal der Diskussion über den Ablauf eines Grundstücksverkaufs durch die Gemeinde vor. Jörg Bubel (SPD) hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Bislang legte Westphal aufgrund von Anfragen eine Interessentenliste an und veröffentlichte die Verkaufsangebote im Amtsblatt. Auch Initiativanfragen nahm sie in diese Liste auf.
Sozialmodelle kaum praktikabel
Dieses Verfahren will man nun verfeinern. Die Interessentenliste wird erst ab Bekanntgabe des Satzungsbeschlusses für ein Baugebiet angelegt. Das gilt nur für Baugebiete, in denen die Gemeinde Grundstücke hat. Man war sich einig, dass Sozialmodelle nur schwer praktizierbar sind. Eine Bevorzugung von Ortsansässigen verstößt beispielsweise gegen den Gleichheitsgrundsatz. "Familie mit Kindern" hielt man auch nicht für alleinseligmachend, denn nicht ungewöhnlich seien Bauanfragen von älteren Paaren, die in ihre Heimat zurückkehren wollen. Verlosen, wie das andere Kommunen praktizieren? Ein Verkauf nach der exakten Reihenfolge beim Eingang von Geboten nach einem Stichzeitpunkt?
Man entschied sich für einen Mittelweg. Die Liste wird ab Satzungsbeschluss eröffnet. Wer länger als zehn Wochen daraufsteht, wird an die letzte Stelle zurückgesetzt. Damit will man bestimmten Bewerbungstaktiken vorbeugen.