Druckartikel: Abschied und Aufbruch bei "Freunden"

Abschied und Aufbruch bei "Freunden"


Autor: Rudolf Görtler

Bamberg, Donnerstag, 21. April 2016

Den Verein könnte man ein bisschen vergleichen mit der Minimal Music von Steve Reich: Bei großer Kontinuität geschehen Veränderungen behutsam, unmerklich fa...
Schlagkräftige Verbindung: der neue Vorstand des Vereins "Freunde der Bamberger Symphoniker" zusammen mit dem Intendanten Marcus Rudolf Axt (2. v. l.). Von links Schatzmeister Stephan Kirchner, Axt, Schriftführer Jens Eue, Vorsitzender Heiner Kemmer  Foto: Ronald Rinklef


Den Verein könnte man ein bisschen vergleichen mit der Minimal Music von Steve Reich: Bei großer Kontinuität geschehen Veränderungen behutsam, unmerklich fast. So bleibt die Zahl der Mitglieder bei 1250, das Finanzgebaren solide, die geförderten Projekte sind im Wesentlichen dieselben.
Das referierten Vorsitzender Heiner Kemmer und Schatzmeister Konrad Gottschall im Hegelsaal der Konzerthalle. Anlass war die Jahresmitgliederversammlung der "Freunde der Bamberger Symphoniker", jenes Vereins, der sich die ideelle und materielle Unterstützung des Orchesters als Zweck gesetzt hat. Lange Jahre hatte der Ex-Verleger der Mediengruppe Oberfranken, Helmuth Jungbauer, als Vorsitzender gewaltet, vor einem Jahr hat ihn Heiner Kemmer abgelöst.


Orchester in Hochform

Der blickte auf ein recht bewegtes Jahr zurück: auf eine Konzertbegleitreise, auf Suche und Finden des neuen Chefdirigenten Jakub Hru  Grad ša, auf die von seinem Verein unterstützten Aktivitäten der Bamberger Symphoniker. Zentrale Säule bleibt der Gustav-Mahler-Dirigenten-Wettbewerb. Dazu kommen monetäre Hilfen für die anstehende Südamerika-Tournee, für das künstlerisch gestaltete Symphoniker-Buch von Andreas Herzau und Nora Gomringer, für die Jahresgabe, die Joseph-Keilberth-Orchesterakademie, Jugendarbeit und diverse Ausgaben. Kemmer resümierte, dass das Publikum als "letzte Instanz" dem Klangkörper treu zur Seite stehe und dass der scheidende Chefdirigent Jonathan Nott "ein Orchester in Hochform" hinterlasse. Und: Bei rund 1250 Mitgliedern, bei Todesfällen und Austritten, braucht der Verein allein zur Bestandshaltung jedes Jahr 50 Neue ...
Die Ausführungen Kemmers untermauerte (Noch-)Schatzmeister Konrad Gottschall mit Zahlen. Danach nahm der Verein im vergangenen Jahr ca. 130 000 Euro an Mitgliedsbeiträgen und Spenden ein und gab gut 100 000 Euro aus: Neben den bereits vom Vorsitzenden genannten Projekten zum Beispiel auch 3000 Euro für Bustransfers, mit denen Jugendliche aus dem Umland zu Proben und Konzerten gefahren werden.
Es war der letzte Rechenschaftsbericht Gottschalls als Schatzmeister für die "Freunde", denn die wie geölt abschnurrenden Neuwahlen qua Akklamation brachten einige behutsame Neuerungen: Schatzmeister ist jetzt Stephan Kirchner, als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bamberg prädestiniert für diesen Posten, während sein Vorgänger nun im elfköpfigen Vorstandsrat sitzt. Vorsitzender bleibt weiter Heiner Kemmer, Schriftführer Jens Eue. Neu im Vorstandsrat ist auch Staatsministerin Melanie Huml.
Wie der Dirigent zu einem Symphonikerkonzert, gehört die Rede des Intendanten zu einer Versammlung der "Freunde". Marcus Rudolf Axt sprach vor allem über den Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb, der am 6. Mai beginnt. 14 junge Dirigenten sind aus 381 Bewerbern ausgewählt worden, denen Axt "eine irrsinnig hohe Qualität" bescheinigte. Aufschlussreich waren auch die Erläuterungen Axts zur anstehenden Südamerikatournee und deren kalkulatorische Basis. Natürlich spielte das Ende der Ära Nott eine Rolle in der Rede des Intendanten: Am 9. Juni gibt er sein letztes Abo-Konzert und wird offiziell verabschiedet; am 2. Juli verabschiedet er sich selbst mit einer Bruckner-Symphonie im Dom. Sein Nachfolger Jakub Hru  Grad ša, der fünfte Chefdirigent des Orchesters, gibt am 30. September sein Antrittskonzert in dieser Funktion.
Vor allem die an diesem Abend allerdings erfreulich rasch abgehandelten Formalien machen eine solche Versammlung nicht immer zu reinem Vergnügen. Dafür sorgte, jedoch, auch dies eine schöne Tradition der "Freunde", eine Instrumentalistengruppe des Orchesters. Diesmal waren es die Schlagwerker, die Pauken vorführten, Trommeln, ein Donnerblech, Glockenspiel, Xylo-, Marimba- und Vibraphon. Lehrreich und witzig unter der Moderation von Jens Herz, virtuos die Musikbeispiele. Man hätte stundenlang lauschen können! Rudolf Görtler