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Abi ist mehr als nur eine Urkunde


Autor: Michael Busch

Herzogenaurach, Freitag, 30. Juni 2017

Es wäre ein Abiturende unter Tausenden gewesen, wenn es die Rede der Abiturienten nicht gegeben hätte. Die beiden Schüler Florian Grzeschik und Eric Seuberth bewiesen, dass sie die Reifeprüfung zurecht bestanden haben.
Abi 2017 - ein Jahrgang, der nicht durch Lautstärke auffiel, aber durch sehr eigene Betrachtungen.  Fotos: Michael Busch


Michael Busch

Tiefes Atmen bei den Lehrkräften, leichtes Applaudieren bei den Eltern, starker Applaus bei den Mitabiturienten. Florian Grzeschik und Eric Seuberth hielten keine der Abireden, die so typisch für Verabschiedungsfeiern sind. Nein, sie vergaßen nicht sich bei allen zu bedanken, die für den Abiturabschluss ihren Teil beigetragen haben. Sie erklärten aber auch, dass das Schulsystem nicht wirklich optimal sei.
"Ich kann Ihnen genau sagen, wann Beethoven geboren wurde: 1770 in Bonn, aber warum er so ein genialer, anderer Komponist war, das wurde uns nicht erzählt", erklärte Florian Grzeschik. Und ergänzt: "Wäre aber nicht genau das interessant?" Sie erhielten von den Mitabiturienten lauten Applaus, als die beiden Vertreter der 117 Abiturienten - 63 Damen und 54 Herren - sagten, dass sie um die Probleme der Welt wüssten. "Wir essen zuviel Fleisch, wir verschmutzen die Umwelt - aber wir ändern nichts!"
Eine starke Rede, fanden dann zum Schluss nicht nur die Mitschüler. Auch Lehrer und Eltern waren sich einig, dass mit dieser in Wort erfassten Erkenntnis die beiden Schüler für ihren gesamten Jahrgang bewiesen hätten, dass sie die "Reife" nach den Maßstäben der schulischen Beurteilung erreicht hätten. Mit der Rede persiflierten sie aber auch die Inhalte der zuvor stattgefundenen Reden und Grußworte ein wenig.


Kritik am System

Hatten doch der Schulleiter Norbert Schell, die politischen Vertreter Landrat Alexander Tritthart und Bürgermeister German Hacker sowie der Vorsitzende des Förderkreises, Stefan Bieger, und die Vorsitzende des Elternbeirates, Susanne Haupt, auf das Kommende hingewiesen. Die Aussagen wurden zu Allgemeinplätzen, manches fast zur Phrase degradiert.
"Sie sind jetzt erwachsen geworden!", "Sie haben die Befähigung als wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft erhalten!", "Sie werden diesen Tag nie vergessen!" Die beiden Abiturienten überzeugten mit ihren Ansichten, die in den Mittelpunkt hoben, dass sie letztlich nicht die Fähigkeit des Auswendiglernens als wichtig erachteten, sondern das System infrage stellten. "Warum werden unsere Fähigkeiten wie ein musikalisches Ausleben nicht in Noten gefasst?", fragte Grzeschik. Der hatte zuvor mit genau dieser "nicht-Abitur-relevanten" Eigenschaft noch geglänzt, als er den Schulchor dirigierte. Mit "Superman returns" und der eigenen Komposition "Concertino für Flöte und Orchester" hatte er nämlich bewiesen, dass es Ansprechenderes gibt, als die Geburtsdaten Beethovens zu kennen.
Schulleiter Norbert Schell erklärte in seiner Rede, dass der Abijahrgang kein Herausstechender gewesen sei. "Weniger Schüler mit einer Eins vor dem Komma, aber bei gleichem Notendurchschnitt zum Vorjahr, also auch weniger Schüler mit einer Drei vor dem Komma!" Mit 1,3 habe sich Miriam Novotny an die Spitze der Abiturienten gesetzt. Besonders ausgezeichnet wurden Schüler, die sich in allen möglichen Bereichen hervorgetan hatten.
Daniel Kreiner für das ehrenamtliche Engagement im Schulsanitätsdienst, Mareen Ording für die Aktivität als Schülerlotsin. Florian Grzeschik und Xuanjia Hua für den Einsatz im Orchester und nochmals Mareen Ording sowie Johannes Neumann für das Engagement zum Allgemeinwohl der Schüler - sie konstruierten eine spezielle Halterung für die neuen Spiegel in der Sporthalle. Elf Schüler wurden besonders ausgezeichnet, weil sie die Schule nach außen im Bereich Tanz vertraten.


Belohnung für die Redner?

Für die beste naturwissenschaftliche Arbeit wurde Ben Paulsen belohnt, Konrad Hetzner erhielt eine Würdigung für die beste Leistung aus der Einführungsklasse. Grzeschik bekam einen weiteren Preis für sein soziales Engagement.
Keine Auszeichnung, außer Applaus, gab es für die beiden Abiredner, die eine preiswürdige Abiabschlussrede gehalten haben.