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Abfuhr für Engergieeffizienz-Haus


Autor: Sonny Adam

Neudrossenfeld, Dienstag, 10. Mai 2016

Der Bauantrag eines Ehepaares für das Gebiet "Am Lerchenfeld" entfachte im Neudrossenfelder Gemeinderat eine Grundsatzdebatte um Befreiungen vom Bebauungsplan. Am Ende wurde das Projekt nicht genehmigt.
Um ein Energieeffizienz-Haus mit Photovoltaikanlage auf dem Dach ging es im Gemeinderat Neudrossenfeld. Foto: Archiv/Mathias Erlwein


Im Baugebiet "Am Lerchenfeld" in Neudrossenfeld ist nur noch ein Baugrundstück frei: Es liegt direkt neben bereits bestehenden Funktionsgebäuden, am Rande. Jetzt wollte ein Neudrossenfelder Ehepaar auf diesem Grundstück ein Energieeffizienz-Haus bauen. Das Haus sollte über zwei Geschosse verfügen und mit einem Pultdach mit Photovoltaikanlage ausgestattet sein. Doch solch eine Bauweise sieht der Bebauungsplan nicht vor.
Bürgermeister Harald Hübner (CSU) und Verwaltungsleiter Rainer Schimpf signalisierten von Anfang an Zustimmungsbereitschaft und versuchten mit Engelszungen, die Räte von der Notwendigkeit der Ausnahme zu überzeugen - zumal auch noch eine Hochspannungsleitung über das Grundstück führe. "Wir müssen doch in die Zukunft denken. Der Bebauungsplan ist über 20 Jahre alt und solch ein Energieeffizienz-Haus ist vernünftig", so Schimpf. "Was wir nicht brauchen sind Walmdächer, Toskana-Häuser oder Häuser mit Säulen - das sollten wir nicht zulassen. Aber das Energie-Effizienz-Haus könnte als Modellhaus dienen", sagte Schimpf.


"Lieber woanders bauen"

Während Rudi Bock (SPD) sich mit den Plänen anfreunden hätte können, pochte Peter Rösch (FW) auf die Einhaltung des Bebauungsplanes. "Wir selbst haben den Bebauungsplan mit seinen Vorgaben erlassen, jetzt müssen wir ihn auch durchziehen. Wir können doch nicht bei jeder Bauvoranfrage einknicken. Solch ein Haus sollte man lieber woanders bauen", so Rösch.
"Mir gefällt das Haus, aber ich möchte eine klare Linie", konstatierte Alfred Wirth (FW). "Das Haus sieht zugegebenermaßen super aus, aber dieses Musterhaus steht am falschen Standort", schlug auch Otmar Preußinger (CSU) in dieselbe Kerbe. Heidemarie Nitsch (FuG) betone, dass die Einzelentscheidungen nur schwer kommunizierbar seien. "Wir sollten eine grundsätzliche Linie haben. Einerseits machen wir rigide Vorschriften, schreiben die Dachfarbe, die Dachneigung und alles Mögliche vor, und dann würden wir alles genehmigen. Die Bürger brauchen Verlässlichkeit", zeigte sich Nitsch von der Ausnahme nicht begeistert. Auch Mike Kühnert (FuG) fand den Baustil ansprechend, pochte aber auf die Gleichbehandlung aller.
Die Diskussion eskalierte, weil Verwaltungsleiter Rainer Schimpf immer wieder einwandte, dass die Niedrigenergiebauweise oder Passivhäuser der Baustil der Zukunft sein würden.
"Wir können in einem Neubaugebiet diesen Stil durchsetzen, aber es ist eine Farce, dass wir jedes Mal eine Riesen-Debatte um Ausnahmen und Befreiungen von Festsetzungen führen", bemängelte Björn Sommerer (FuG) ziemlich lautstark und wies Verwaltungsleiter Schimpf zurecht, dass er die Gemeinderäte zu Wort kommen lassen solle und dass er nur reden sollte, wenn er gefragt werde.
Franz Klatt (SPD) hätte nichts gegen den Baustil. "Das Klima ist das größte Problem des 21. Jahrhunderts. Das könnte ein Musterhaus sein, wie es in Zukunft in der Gemeinde gebaut werden kann", sagte Klatt. Doch Landschaftsarchitektin Silvia Eichner (CSU) stellte klar, dass energieeffizientes Bauen auch im fränkischen Baustil möglich sei. Sogar die Funktionsgebäude haben Satteldächer, so Eichner. Schließlich lehnten die Neudrossenfelder Räte den Bauantrag mit zehn Stimmen ab. Sieben Räte hätten die moderne Bauweise akzeptiert.


Gestaltung geregelt

Auslöser für die Diskussion ist der geltende Bebauungsplan für das Baugebiet "Am Lerchenfeld", der mehr als 20 Jahre alt ist. Für Gebiete, in denen kein Bebauungsplan gilt, hat die Gemeinde Neudrossenfeld zudem eine Gestaltungssatzung, in der Grundregeln festgeschrieben sind. Mit dieser Satzung wäre das Haus vereinbar gewesen.