"A weng a Nosn für die Leut"
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Pinzberg, Donnerstag, 15. Dezember 2016
Michaela Hutterer Pinzberg/Forchheim — Ende einer Ära: Peter Andexinger geht nach 46 Jahren in den Ruhestand. Der Amtsrat kennt die Stadt wie kaum ein ander...
Michaela Hutterer
Pinzberg/Forchheim — Ende einer Ära: Peter Andexinger geht nach 46 Jahren in den Ruhestand. Der Amtsrat kennt die Stadt wie kaum ein anderer.
Vom Maßband an der Wand ist nicht mehr viel übrig. Heute schneidet Peter Andexinger den letzten Zentimeter ab: "Jetz is rum", sagt der gebürtige Gosberger schelmisch. Mit ihm verlässt der dienstälteste Mitarbeiter das Notariat Forchheim.
Zuhören, beraten und aufschreiben: Das war Andexingers Aufgabe als Amtsrat - 46 Jahre lang. "Du brauchst scho a weng a Nosn für die Leut", sagt der 62-Jährige. Und die hat der "Beda", wie ihn die meisten nennen.
Berater für Generationen
Am 3. August 1970 beginnt der 16-jährige Gosberger seine Ausbildung zum Notarfachangestellten unter Notar Dr. Puff. Testamente, Grundschulden, Wohnrecht: Schnell lernt der Azubi das rechtliche Handwerkszeug. Seit 26 Jahren betreut er den Stadtbezirk Forchheim. Ob Reuth, Burk, Buckenhofen oder Kersbach: Kaum eine Hofübergabe, ein Hausverkauf oder eine Grundschuld, die nicht über ihn gelaufen ist. Und Andexinger kennt die Stadt wie kaum ein anderer - vom Rasenstreifen für den Frankenschnellweg bis hin zu rechtlichen Kniffeleien beim Medical Valley. "In meinem Beruf bildet sich das ganze Leben ab: Kaufen, gründen, adoptieren, heiraten, sterben", bilanziert Andexinger. Was ihn auszeichnet, ist sein Gespür für die Wünsche der Leute. Er überlegt, wie es sich umsetzen lässt, etwa bei einer Übergabe. Er versteht die Alten, die ihr Lebenswerk oft kaum loslassen können. Er kennt auch die Jungen, die endlich loslegen wollen. Genau zuzuhören, einen fairen Ausgleich zu schaffen, das macht dem vierfachen Familienvater Spaß. Seine ruhige Art und sein Humor kommen ihm dabei genauso zugute wie seine Erfahrung aus 32 Jahren Kommunalpolitik.
Als Zweiter Bürgermeister von Pinzberg, Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Gosberg und beim Zweckverband der Ehrenbürggruppe hat er sich über Jahre einen Namen gemacht und erhielt 2011 die Kommunale Verdienstmedaille. Der einstige Stürmerstar des TSV Gosberg engagiert sich in vielen Vereinen, so etwa bei der Feuerwehr, im Fußballverein oder bei den Schützen und trägt neben Initiator Pfarrer Michael Gehret, Altlandrat Reinhardt Glauber und Bürgermeister Reinhard Seeber den Stern bei den Sternsingern. Bei so vielen Aufgaben ist Langeweile im Ruhestand ausgeschlossen.