Druckartikel: A Tänzla, a Schnäbbsla - und dann

A Tänzla, a Schnäbbsla - und dann


Autor: Redaktion

Herzogenaurach, Donnerstag, 13. Juli 2017

Die Stimmung kochte damals bei einem bunten Abend im Weihersbach schon genauso wie heute, wenn die Bands das Podium rocken.


Die Herzogenauracher Sommerkirchweih hat sich in den 65 Jahren ihres Bestehens seit 1952 gewandelt. Geblieben sind die Gemütlichkeit auf den Weihersbachkellern, Diskussionen um das Aufstellen eines Kirchweihbaums und den Auftritt der einzelnen Musikgruppen und das Gezeter um den Bierpreis.
Geändert hat sich der Ablauf, sieht man vom offiziellen Anstich am Freitagabend ab, wenn sich die Prominenz aus der Stadt und dem Landkreis ein Stelldichein in der Schlappenschustermetropole gibt. Viele Jahre war jeweils ein großer bunter Abend auf der Bühne im Weihersbach Höhepunkt der Kirchweih. Bis zu 7000 Besucher zählte man bei diesen Veranstaltungen.


Auf Tuchfühlung

Tanzwütige konnten sich mit Partner "für a Zehnerla pro Tanztour" auf dem Podium austoben - und das Publikum war dabei! " Schau neer hie, der Dings tanzt scho widder mit der Dings! Und wie die den anhimmelt und wie der sich naadrüggd an derer. Ich glaab, die ham wos mit annanner!"
So war das noch vor einem halben Jahrhundert, als man zu Volks- und Tanzmusik die Beine swingen konnte auf dem rauhen Zementboden des alten Podiums vor den Bierkellern. Und nach dem Tänzla führte man die Partnerin "auf a Schnäpsla".
An der Schnapsbude gab es den beliebten "Puschkin mit Kirsche". Und als zusätzliche Belohnung steckte Mann anschließend das Plastikspießchen, an dem die Kirsche im Glas steckte, der Partnerin in die mit Taft-Spray hochtoupierten Haare. "Ausgschaut ham die Weibsbilder wie a Pfingstochs", lautete der abfällige Kommentar der älteren Generation dazu.
Vor 50 Jahren waren die Weihersbachbesucher am "Großen bunten Abend" begeistert von Künstlern, die sie "aus Funk und Fernsehen" kannten. Und heute werden sich nur die Ü 60-Jährigen an die Künstler erinnern, an Namen wie Jakob Sisters und Billy Mo.
Die vier sächsischen Schwestern, deren Markenzeichen kleine weiße Pudel waren, hatten seit 1963 bei Auftritten in Las Vegas und New York internationalen Ruf erlangt, traten in den Staaten auf ... und 1967 in Herzogenaurach.
Ihr einziger großer Erfolg war das Lied vom Gartenzwerg: "Adelbert, Adelbert schenk mir einen Gartenzwerg, hallte es am 14. Juli 1967 durch den Weihersbach. Aber das Lied war auf jeden Fall ein echter Gassenhauer.
Außerdem waren die Kirchweihbesucher vom dunkelhäutigen Billy Mo begeistert. Im Juli 1967 begleiteten ihn Tausende Weihersbachbesucher bei seinem Hit "Ich kauf mir lieber einen Tiroler Hut, der steht mir so gut!" Dieser Ohrwurm stand 17 Wochen an erster Stelle der deutschen Hitliste.


Mit Moderation

Hatte man viele Jahre für einen Tanz am Podium Geld kassiert - "a Zehnerla" kostete eine Tanztour -, verzichtete man am "Großen bunten Abend", am Freitag, 14. Juli, vor genau 50 Jahren auf diese Gebühren und erhob stattdessen eine D-Mark Eintritt von jedem erwachsenen Besucher. Außerdem hatte man eigens für diesen Abend ein "Tanz- und Unterhaltungsorchester" unter der Leitung von Hanns Frank engagiert. Ein Parodist und Conferencier (Heinz Wedorn) präsentierte das Programm. An den übrigen Kerwa-Abenden vor 50 Jahren unterhielt Kapellmeister Fritz Bock die Kerwa-Gäste.


Gespräche möglich

Und was die Musik vom Podium angeht: Fritz Bock und die Stadtkapelle spielten so, dass die Besucher mitsingen, mitswingen und sich sogar dabei noch unterhalten konnten! Übrigens für Parkplätze hatte die Stadtverwaltung vor 50 Jahren auch gesorgt. Rad- und Motorradfahrer und die Automobilbesitzer wurden angehalten, ihre Fahrzeuge in den Wiesen an der Aurach vor dem Festgelände abzustellen. Und am Ende war man sich einig: "A scheene Kerwa woärs heier, fei wergli!"