A 73: Über 38 000 Fahrzeuge passieren Kemmern täglich
Autor: Johannes Michel
Kemmern, Freitag, 20. Februar 2015
von unserem Mitarbeiter Johannes Michel Kemmern — Immer näher rückt der Termin für die Vollsperrung der Bahnstrecke im Rahmen des ICE-Ausbaus - und damit auch der Abriss der Autoba...
von unserem Mitarbeiter Johannes Michel
Kemmern — Immer näher rückt der Termin für die Vollsperrung der Bahnstrecke im Rahmen des ICE-Ausbaus - und damit auch der Abriss der Autobahnbrücke bei Kemmern. Denn sie ist zu schmal für dann vier darunter liegende Gleise. Aber wie sieht es in Sachen Lärmschutz aus? Bleibt alles beim Alten? Begründet der Neubau einen Anspruch? Oder ist Kemmern ein Härtefall?
Schon Ende Mai vergangenen Jahres saßen Bürgermeister Rüdiger Gerst (CSU) und die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) im Kemmerner Rathaus zusammen und hatten mit Wolfgang Lukas, Leiter der Dienststelle Bayreuth der Autobahndirektion Nordbayern, über die Lärmsituation diskutiert. Nun hatte der Kreis erweitert.
Statt Lukas war sein Chef Reinhard Pirner, Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, nach Kemmern gekommen, ebenso wie der Bundestagsabgeordnete Karl Holmeier (CSU), Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestagsausschuss.
Gerst zeigte am Bahnübergang die Situation, genau an dem Punkt, wo sich Eisenbahn, Bundesstraße und Autobahn treffen. Sein Tenor: Die aktuelle Rechtslage geht nur von einer Einzelbetrachtung der Lärmquellen aus, in Kemmern kommen aber gleich drei auf engstem Raum zusammen. Daher fordert Gerst die Anwendung eines Härtefalls, insbesondere dann, wenn die Autobahnbrücke ohnehin neu errichtet werden muss und dabei sowohl in der Länge als auch in der Höhe wächst. Sein Argument: Bei der Planfeststellung in den 1980er Jahren gingen die Berechnungen von 17 000 Fahrzeugen pro Tag aus.
Laut Verkehrszählung aus dem Jahr 2010 sind es heute rund 36 000.
Berechnung anhand neuer Zahlen
Der Bevölkerung sei nicht zu vermitteln, dass ein Brückenneubau ohne Lärmschutz käme, so Gerst. Insbesondere dann, wenn die Bahn eine Lärmschutzwand errichte. Auch wenn die Rechtslage gegen Kemmern spreche, wolle er den politischen Weg beschreiten, um so eine Verbesserung für die Einwohner zu erreichen. Reinhard Pirner hatte zumindest einige positive Nachrichten im Gepäck. Er sicherte zu, anhand neuer Zahlen (an einer Dauerzählstelle am Bamberger Kreuz waren es 2013 täglich 38 188 Fahrzeuge) Berechnungen durchführen zu lassen, ob die Lärmsteigerung gegenüber den Werten aus den 1980er Jahren um mehr als 2 dB(A) zugenommen hätte, was dann auf 3 dB(A) aufgerundet würde.
Denn dann läge eine "nicht vorhergesehene Wirkung des Verkehrs" vor, die Bedingungen für Lärmschutzmaßnahmen wären erfüllt. Auf jeden Fall, unabhängig von diesen Ergebnissen, würde der Brückenneubau so ausgeführt, dass sich ein Lärmschutz jederzeit nachrüsten lasse. Außerdem könnten beim Bau die Geländer geschlossen ausgeführt und lärmarme Übergänge verbaut werden.
Eigentümer, die lediglich Anspruch auf passiven Lärmschutz haben, sind in der Minderheit: Das beträfe nur diejenigen Haus- und Grundstücksbesitzer, die bereits vor 1983 gebaut haben oder derer Grundstück in einem Gebiet mit bereits vor 1983 rechtskräftigem Bebauungsplan liegen. Das sind, so Bürgermeister Gerst, rund die Hälfte der Gebäude, die laut einer von der Gemeinde in Auftrag gegebenen Lärmberechnung im grenzwertigen Bereich liegen.
Die Zeit drängt
Ergebnis der Besprechung: Nachdem die Verkehrszahlen für 2015 vorliegen und die Berechnungen erfolgt sind, will man sich wieder in Kemmern zusammensetzen. Zwar bleibt noch etwas Zeit, die ICE-Baustelle und damit die Vollsperrung der Bahnstrecke rücken aber näher.
Und soll die Brücke auch in dieser Zeit neu errichtet werden, ist Vorlaufzeit auch dringend nötig. Denn, und da waren sich die Teilnehmer einig: Hier wird etwas gemeinsam für die Zukunft gebaut, und nicht nur für die nächsten Jahre.