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7000 Einwendungen geprüft


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Bad Kissingen, Mittwoch, 10. Mai 2017

In der Debatte um die geplante Stromtrasse Südlink hat die Thüringer Landesregierung einen alternativen Vorschlag für den Verlauf der Leitung vorgelegt. Bei...


In der Debatte um die geplante Stromtrasse Südlink hat die Thüringer Landesregierung einen alternativen Vorschlag für den Verlauf der Leitung vorgelegt. Bei einer Antragskonferenz der Bundesnetzagentur in Ilmenau wurde am Dienstag der teilweise um 100 Kilometer nach Westen verlagerte Vorschlag präsentiert.
Diese Antragskonferenz war der Auftakt zu einer Reihe von Konferenzen der Bundesnetzagentur zu dem Projekt. Bislang seien schon über 7000 Einwendungen geprüft worden, teilte die Behörde mit. Weitere solche Konferenzen sind am Montag, 15. Mai, in Bad Kissingen und am Dienstag, 23. Mai, in Fulda geplant. Der Zeitplan des Netzbetreibers sieht vor, die Leitung 2025 in Betrieb zu nehmen.
Thüringens Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Birgit Keller (Linke), berief sich auf das Prinzip der Geradlinigkeit, das von Seiten der Bundesregierung bei der Stromnetz-Planung vorgegeben sei. Daher orientiere sich der Thüringer Vorschlag an der Luftlinie von Brunsbüttel nach Großgartach. "Die vorliegenden Planungen der Bundesnetzagentur widersprechen dem Gebot der Geradlinigkeit", so Keller. "Demnach dürfte das Erdkabel gar nicht durch Thüringen verlaufen." Mit dem Vorschlag werde "eine übermäßige Fokussierung auf Thüringen vermieden".
In der Konferenz wurde der Antrag des Netzbetreibers Tennet diskutiert. Dieser hatte im März seine Vorzugsvariante für die Erdkabel-Trasse bei der Bundesnetzagentur eingereicht. In dieser Variante würde die Leitung knapp westlich am Harz vorbei und durch das westliche Thüringen zur Landesgrenze Thüringen/Bayern bei Mellrichstadt verlaufen. Von hier aus ginge es nach Grafenrheinfeld - mit einer Verlängerung nach Großgartach. Der Thüringer Vorschlag sieht einen Verlauf aus Norddeutschland kommend westlich an Kassel vorbei bis in den Raum Gießen und von hier bis westlich von Würzburg vor.
Als Vertreter der Stadt Mellrichstadt wies Eberhard Streit bei der Konferenz auf das Problem hin, dass die Trasse in einem Wasserschutzgebiet verlaufen solle. Zudem sei die Region auch sehr von mageren Kalkböden geprägt - Eingriffe seien hier auch Jahrzehnte später noch zu erkennen. So habe es die Natur bis heute nicht geschafft, den einstigen Grenzstreifen, das "Grüne Band", zurückzuerobern. Der Vorschlag, für die Leitung die Wirtschaftswege entlang der Autobahn 71 zu nutzen, soll jetzt von der Bundesnetzagentur geprüft werden.
Die Stromtrasse ist als Erdkabel geplant und soll als Hochspannungs-Gleichstrom-Leitung Windstrom aus dem Norden nach Süddeutschland transportieren. Gegner der Trasse argumentieren, dass der Bedarf an solchem Stromtransport gar nicht erwiesen sei. Stattdessen hätten die Netzbetreiber aber eine Zusage der Politik, dass ihre Investitionen nicht nur durch die Netzentgelte refinanziert werden, sondern sogar noch eine Rendite von sieben Prozent erwirtschaften. Entlang der geplanten Trasse wächst deshalb der Widerstand gegen das Projekt. Auf Kritik stieß auch, dass der Veranstaltungsort mit Ilmenau vergleichsweise weit entfernt von der geplanten Stromtrasse gewählt wurde.