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30 Euro pro Festmeter Schutzwald


Autor: Heike Schülein

Steinberg, Freitag, 10. Juli 2020

Am Donnerstag informierte sich Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber bei einem Waldbegehung bei Steinberg über den drastischen Borkenkäferbefall im Frankenwald - und stellte staatliche Zuschüsse in Aussicht.
Die Borkenkäfer-Schäden sind im Wald in Richtung Eichenbühl gut erkennbar.  Fotos: Heike Schülein


Es ist schon ein wunderschönes Fleckchen Erde. Hier, im Waldgrundstück von Anton Ebert hoch über den Dächern Steinbergs, hat man einen großartigen Ausblick auf das in herrliche Natur eingebettete Eichenbühl. Doch die Idylle hat im wahrsten Sinne des Wortes dunkle Flecken; zeugen doch inmitten des satten Grüns eine ganze Reihe braungefärbter Kronen und abgefallener Nadeln von einem immensen Borkenkäferbefall der Fichtenbestände.

"Wenn ich mir das hier anschaue, dann macht mir das Angst", so die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber. Bei einer gemeinsamen Waldbegehung mit Vertretern aus Politik, Forstämtern sowie forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen machte sich die CSU-Politikerin anhand eines Waldgrundstücks bei Steinberg ein Bild vom Borkenkäferbefall sowie vom aktuellen Stand der Aufarbeitung - und sprach dabei Tacheles. "Kein anderer Wald in Bayern ist so extrem geschädigt wie der Frankenwald als Borkenkäfer-Hotspot", mahnte sie. In keinem anderen Fichtengebiet seien die Waldböden nach den beiden Trockenjahren 2018 und 2019 so kritisch, was die Wasserspeicherfähigkeit angehe, so dass die Bäume regelrecht austrockneten. Aufgrund der dramatischen Situation sei effektives schnelles Handeln angesagt.

"Der Frankenwald ist nicht irgendein Wald", betonte sie angesichts des hohen Anteils an Schutzwäldern, für die man große Verantwortung trage. Die befallenen Käferbäume müssten von den Waldbesitzern so schnell wie möglich beseitigt werden, um möglichst viele Käfer abzuschöpfen und damit den Frankenwald zu bewahren.

Hierbei helfen sollen kräftige staatliche Zuschüsse der neuen Kulisse "Schutzwald samt Gefährdungsbereich im Frankenwald". Da die Aufarbeitung der Käferhölzer in derart steilen Lagen viel aufwendiger als im Flachland sei, habe man die staatlichen Zuschüsse für die Borkenkäferbekämpfung bereits deutlich angehoben: auf 30 Euro pro Festmeter im Schutzwald und einer Pufferzone drum herum.

6000 Hektar Privat- und Kommunalwald liegen derzeit in dieser Kulisse. "Jetzt werden wir diese Kulisse nochmals deutlich erweitern", kündigte sie an. Anhand fachlicher Kriterien habe sie von der Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Zusammenarbeit mit den Ämtern Kulmbach und Münchberg eine Kulisse erstellen lassen, in der eine erhöhte Gefahr für den Schutzwald bestehe. Innerhalb dieser Kulisse könnten die höheren Fördersätze nun deutlich flächenwirksamer werden. Sie umfasst mit rund 30 000 Hektar die größten Teile des Frankenwaldes und erreicht auch Flächen des Münchberger Sattels und Bayerischen Vogtlands mit ähnlichen Verhältnissen. Rund 80 Prozent des Privat- und Kommunalwaldes im Frankenwald liegen in dieser Kulisse. Die Anzahl der potenziell erreichbaren Waldbesitzer steigt von 7000 auf 60 000.

Gültigkeit seit dem 9. Juli

"Jeder Waldbesitzer in der Kulisse, der die Förderung seines frischen Käferbefalls ab dem heutigen 9. Juli beantragt und nach den bekannten Voraussetzungen aufarbeitet, erhält mit 30 Euro pro Festmeter einen kräftigen staatlichen Zuschuss", verdeutliche sie. Dies sei im Durchschnitt rund dreimal so viel wie bisher. Damit sollte dieser Zuschuss auch in der aktuell angespannten forstwirtschaftlichen Lage groß genug sein, um im Frankenwald einen wirksamen Anreiz zur weiteren Käferbekämpfung zu setzen. Um auf das höhere Fördervolumen vorbereitet zu sein und die Anträge möglichst schnell abarbeiten zu können, seien die beiden Ämter Kulmbach und Münchberg bereits personell verstärkt worden.

Kraftakt für die Region

Man könne die finanziellen Auswirkungen dieses Sonderprogramms für den Frankenwald noch nicht abschätzen. Bereits jetzt sei jedoch klar, dass es sich dabei um einen riesigen Kraftakt der Staatsregierung zugunsten dieser Region handle. Der Erfolg hänge allein davon ab, wie intensiv die Waldbesitzer, forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse und Ämter nun in gemeinsamer Zusammenarbeit mit professioneller und rascher Aufarbeitung vorankämen.

"Es geht nur zusammen", appellierte sie an den Zusammenhalt, wolle man nicht ähnliche Zustände wie beispielsweise in Sachsen, wo man den Wald bereits aufgegeben habe. Abschließend galt ihr Dank allen Verantwortlichen für ihren nimmermüden Einsatz.