20 Liter wären nötig - dringend
Autor: Rainer Lutz
LKR Coburg, Mittwoch, 29. April 2020
Nach zwei Dürrejahren stehen die Landwirte mit dem Rücken zur Wand. Da lässt ein April mit einem Regendefizit von über 90 Prozent im Coburger Land schon Böses ahnen.
Wolken ziehen über Kleinwalbur hinweg. Der Wetterbericht hat für diese Tage Regen gemeldet. Der Acker, auf dem Christian Flohrschütz kniet, soll Braugerste bringen. Die hat er vor ein paar Tagen gesät. Dann kam tatsächlich ein wenig Regen. Jetzt gräbt er mit den Fingern in staubtrockener Erde und fördert die Gerstenkörner zu Tage. So keimt die Gerste nicht. Trotz aller Regenwolken am Himmel macht sich der Landwirt Sorgen, wie das werden soll mit der Ernte 2020 angesichts der Trockenheit.
Christian Flohrschütz setzt auf verschiedene Feldfrüchte. Zum einen baut er Wintergerste und Triticale als Futtergetreide an. In der Viehhaltung hat er Rinder und Mastschweine zu versorgen. Aber er baut auch Qualitätsweizen und eben Braugerste an.
Sorgen machen ihm praktisch alle Bestände. "Gerade auf leichten Böden zeigt die Wintergerste erste Reduzierungen", sagt er. Für Triticale - eine Kreuzung aus Weizen und Roggen - wäre dringend Wasser nötig, um Ähren bilden zu können. Und der Weizen? "Der ist in den letzten Wochen eher rückwärts gewachsen als vorwärts", sagt er.
Und dann ist da noch die Braugerste. Nach guter fachlicher Praxis hat Christian Flohrschütz vor der Aussaat den Dünger ausgebracht. "Es ist alles da, was die Pflanze braucht, aber sie kommt nicht ran", sagt er. Das Wasser aus dem kleinen Regenguss verschwand im Boden, blieb nicht lange genug in Reichweite der Gerstenkörner.
Lähmender Wassermangel
"Den Mais haben wir extra tiefer gelegt, damit er Feuchtigkeit bekommen soll", erklärt Christian Flohrschütz. Doch sollten die Körner keimen, dann liegt über ihnen staubtrockene lockere Erde. "Wenn jetzt nicht wenigstens 20 Liter auf den Quadratmeter kommen, dann wird nicht viel aufgehen", sorgt sich der Landwirt.
Die Trockenheit in diesem Frühjahr macht dem gesamten Berufsstand ein mulmiges Gefühl. Was, wenn nach 2018 und 2019 auch noch ein heißes und trockenes Jahr 2020 folgt?
"Die beiden Dürrejahre haben die Betriebe in der Region durch geschicktes und vorausschauendes Management noch einigermaßen überstanden. Wenn ein weiteres so trockenes Jahr kommt, wird das schwierig", sagt Hans Rebelein, Geschäftsführer beim Bayerischen Bauernverband (BBV) in Coburg.