18-Jähriger wird von Kräutermischungen und Alkohol enthemmt
Autor: Pauline Lindner
Forchheim, Montag, 06. Juni 2016
Eine Halloweenparty in Erlangen geht um vier Uhr ihrem Ende entgegen. In der Küche des Gastgebers wird heftig über die Hells Angels diskutiert. Der Streit z...
Eine Halloweenparty in Erlangen geht um vier Uhr ihrem Ende entgegen. In der Küche des Gastgebers wird heftig über die Hells Angels diskutiert. Der Streit zwischen dem späteren Opfer und dem Mittäter droht auszuarten. Zwei junge Frauen wollen deeskalieren; auch der Täter geht zwischen die beiden. Doch anstatt wie erwartet zu bremsen, stößt er unvermittelt mit dem Kopf zu und bricht dem Opfer das Nasenbein, so dass der junge Mann aufwendig operiert und für zehn Tage stationär ins Krankenhaus muss.
Doch nicht genug. Die beiden Täter schlagen mit Fäusten auf den Blutenden ein. Erklärlich wird das Geschehen durch die Vorgeschichte: Beide hatten vorgeglüht und auf der Party Kräutermischungen geraucht und eine Flasche Wodka geleert. Das macht auch verständlich, dass sie wenig bis keine Erinnerung an den Vorfall haben.
Völliger Kontrollverlust
Für den Haupttäter kommt noch hinzu, dass er erst im September aus der Jugendhaft entlassen worden war. Er saß ein, weil seine Mutter wegen seines hochaggressiven Verhaltens die Polizei gerufen hatte und er sich vehement gegen seine Fixierung wehrte. Der 18-Jährige räumt ein, dass er seit der Entlassung fast täglich Kräutermischungen konsumiert hat. "Ich war nicht mehr wirklich anwesend", sagte er denn auch über das Geschehen in Erlangen. Inzwischen ist ihm klar geworden: "Mit Alkohol haben Kräutermischungen eine extreme Wirkung. Ich werde hochgradig aggressiv und verliere Kontrolle über Körper und Geist."Dieser Zustand führte in den letzten Dezembertagen auch zu einem weiteren Vorfall in Forchheim, an dem der Mitangeklagte nicht beteiligt war. Vor einer Gaststätte in der Bamberger Straße kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung des Angeklagten mit einem weiteren jungen Mann. "Da randaliert einer", holte ein Mitarbeiter die Wirtin, die nun als Zeugin aussagte. Sie sah den 18-Jährigen wie wild hin- und herrennen und hörte Krach und "Geschepper" bei seinen Touren. Dabei beschädigte der Angeklagte drei in der Nähe geparkte Autos, demolierte Blumentöpfe, den Ascheimer der Gaststätte und auch deren Tür.
Wirtin massiv beleidigt
Der Angeklagte kehrte zurück, wollte wieder schlägern und beleidigte die Wirtin massiv. "Das war noch ein Ticken mehr als zuviel", beschrieb sie die Qualität der Äußerungen, obwohl sie von Berufs wegen doch einiges gewohnt sei. "Er war wie ein Rumpelstilzchen auf Ecstasy.
Er war nicht zu bremsen, ja nicht einmal ansprechbar, er hat getobt und geschrien." Als er aber die Polizei wahrnahm, rannte er Richtung Stadtpark los. Erst am nächsten Tag wurde er verhaftet. Auch an dieses Geschehen hatte der 18-Jährige - glaubhaft - keine Erinnerung. Staatsanwalt Thomas Heer billigte ihm verminderte Schuldfähigkeit zu. "Er ist ein anderer Mensch unter Alkohol und Kräutermischungen." Mit seinem Pflichtverteidiger Harald Dittrich hatte der Anklagevertreter sich vorab geeinigt, ein solches Strafmaß zu beantragen, dass der Angeklagte, der inzwischen sehr einsichtig ist, gemäß den Vorschriften des Betäubungsmittelgesetzes eine stationäre Therapie antreten kann.
Das Gericht schloss sich seinen Überlegungen an. Es verurteilte den Angeklagten zu einer Jugendeinheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Dabei ging das Gericht von eingeschränkter Steuerungsfähigkeit aus. "Sie waren in einem aggressiv aufgeheiztem Zustand, aber nicht hilflos", beurteilte Amtsrichter Philipp Förtsch den Zustand des Angeklagten.