168 Jahre Postgeschichte zu Ende
Autor: Klaus Klaschka
Stadtsteinach, Freitag, 08. Februar 2019
Am Dienstag wird der DHL-Zustellstützpunkt von Stadtsteinach nach Kulmbach verlegt. Wir blicken zurück.
Zum letzten Mal werden am Dienstag die gelben Fahrzeuge der Post - jetzt DHL - am Zustellstützpunkt an der Ecke Marktplatz/Kirchplatz in Stadtsteinach starten und von dort aus Briefe und Pakete zustellen. Nach Beendigung ihrer Tour werden die Zusteller die Autos dann zum neuen Stützpunkt an der Hofer Straße in Kulmbach bringen. Das hat Erwin Nier von der Pressestelle der DHL-Group in München auf Nachfrage bestätigt.
Damit geht in Stadtsteinach eine 168-jährige Post-Geschichte zu Ende. 1851 war die erste Postexpedition am Sitz des königlichen Landgerichts errichtet worden, wie Stadtarchivar und Kreisheimatpfleger Siegfried Sesselmann in den Archiven ausgegraben hat. Erster Vorstand der Expedition war demnach Gemeindevorsteher Michael Schirmer - er arbeitete für 100 Gulden Honorar plus 159 Gulden Fahrtkosten.
Fehlbetrag in der Kasse
Um dieses "Amt" zu bekommen, musste er allerdings zunächst 500 Gulden als "Einstand" bezahlen. Er behielt den Posten bis zu einer Visitation am 9. August 1867, bei der in der Kasse ein Fehlbetrag von 2048 Gulden und 20 Viertelkreuzern festgestellt wurde. Schirmer wurde daraufhin sofort des Dienstes enthoben und verhaftet.
Seine Nachfolge trat der Bezirksamtoberschreiber Lorenz Schaupert an, der jedoch schon ein halbes Jahr später an das Oberpost- und Bahnamt nach Bamberg wechselte.
Mit dem nächsten Nachfolger Georg Lorber wechselte das Postlokal dann in dessen Haus (heute Marktplatz 10). In seiner Amtszeit wurde 1872 eine Telegrafenanstalt eingerichtet. Nach Lorbers Tod 1879 ging die Leitung der Stadtsteinacher Post an Personen von teils weit her über, an Isidor Diener aus Mühlhausen in Thüringen und an Johann Schlegel aus Ebrach.
1896 berichtete das Kulmbacher Tagblatt von einem nächtlichen Einbruch und einem "frechen Diebstahl" in der Stadtsteinacher "Postanstalt", bei der "der Inhalt des Schalters, bestehend in Briefmarken im Werthe von 50 Mk. und 29 Pfg., sowie Baargeld im Betrag von 10 Mk. entwendet" wurden; und von einem weiteren Einbruch in die Apotheke, in der Gold- und Silbersachen abhanden kamen. Man verdächtigte zwei durchfahrende Artisten, die allerdings nie gefasst wurden.
1894 wurde von einem weiteren "Postraub" berichtet, bei dem am helllichten Tag "mehrere tausend Mark" binnen zwei Minuten geraubt wurden. Vier junge Männer nahmen die Täter noch am gleichen Tag fest.