Malen nach Zahlen für Erwachsene - made in Franken
Autor: Matthias Litzlfelder
Fürth, Mittwoch, 01. Oktober 2014
Für die einen ist es Kunst, für die anderen Spielerei: Malen nach Zahlen nennt sich ein Angebot des Spielwarenherstellers Simba-Dickie, das sich vor allem an Erwachsene richtet. Sämtliche Utensilien hierfür werden in Franken produziert.
Die 17 ist ein dunkles Rot. Kräftiger als die 16 und deutlich dunkler als die 15. Wer den Pinsel hingegen ins kleine Plastikdöschen mit der Nummer 19 eintaucht, erhält schwarze Farbe, die er für den Unterbau der Märklin-Diesellok benötigt. "Malen nach Zahlen" nennt sich die Methode, bei der spielerisch die unterschiedlichsten Motive nach bestehender Vorlage entstehen können.
In diesem Fall soll die rote Diesellokomotive 3021-V200 der Firma Märklin auf den Pappkarton gemalt werden. Unzählige kleine und große Zahlenfelder sind aufgezeichnet. Dazu gibt es kleine Farbtöpfchen und einen Pinsel. 24 Farben reichen bei der Spielzeug-Lok aus. Wer diese 24 Farben an den oft nur wenige Millimeter breiten Stellen aufbringt, erhält das gewünschte Gemälde, so wie auf der Verpackung sichtbar.
Computerprogramme wandeln Bilder in Zahlen um
"Jeder hat seine eigene Technik", sagt Oswald Hertlein. "Manche malen alle Stellen einer einzigen Farbe, andere machen lieber ein Eck komplett mit allen Farben fertig." Hertlein ist Geschäftsführer des Spielzeugherstellers Noris, der unter dem Namen "Schipper Arts & Crafts" die Mal-Vorlagen für Jung und Alt in Fürth produziert. Noris wiederum gehört seit 2001 zur in Fürth ansässigen Spielwaren-Gruppe Simba-Dickie, die im vergangenen Jahr den Hersteller von Modelleisenbahnen Märklin übernommen hat. "Die Zahlen-Bilder fertigen bei uns drei Illustratoren in Heimarbeit", erzählt Hertlein. "Die malen erst ein normales Bild, dann gibt es spezielle Computerprogramme, die das in Zahlen umwandeln." Dabei müsse die Komposition des Bildes stimmen. "Eine komplizierte Sache." Mit nur einem Durchgang funktioniere es nicht. "Da muss bestimmt vier, fünf Mal nachgebessert werden."
Ob es funktioniert, überprüft eine Hand voll Testmaler. Das kann dauern. Wer sorgfältig malt, sitzt auch schon mal 30 bis 50 Stunden an einem Bild. Die Produktion geht da deutlich schneller. Alles in Franken. "Die Schipper-Bilder entstehen zu hundert Prozent hier - eine Ausnahme in der Spielwarenbranche", sagt Hertlein. In der großen Produktionshalle direkt am Sitz der Simba-Dickie-Gruppe in Fürth stellen die 15 Schipper-Beschäftigten derzeit wöchentlich etwa 10.000 Schachteln her, in denen der Käufer dann Mal-Vorlage, kleine Plastikfarbtöpfchen und Pinsel vorfindet. 160 Motive stehen zur Auswahl.
Im ersten Schritt werden die Farben gemischt. Aus neun Grundfarben, geliefert von einer Nürnberger Firma in großen Alu-Dosen zu 30 bis 35 Kilogramm, entstehen so dann rund 1700 Farbkombinationen für alle Schipper-Motive.
Ein Mitarbeiter steht gerade an der Waage und füllt eine leere Kunststoffflasche. Genau 2139,76 Gramm der Farbe Weiß und 2175,33 Gramm Ocker fließen so zusammen. Bei der Märklin-Lok-Vorlage werden dann später die Felder mit der Zahl 12 damit ausgemalt werden. Die Flasche kommt mit 24 anderen in einen Misch-Automaten. Anschließend füllen Mitarbeiterinnen die großen Flaschen mit den Acrylfarben auf Wasserbasis ab in kleine Plastik-Töpfchen.
Mal-Vorlage aus Nürnberger Druckerei
Immer sechs solcher Töpfchen werden in einem Zug durch die halbautomatische Mischvorrichtung mit verschiedenen Farben befüllt. Die Mal-Vorlage - bei der Lok 25 mal 50 Zentimeter - kommt von einer Nürnberger Druckerei. Sie wird in Fürth nur noch auf einen Karton geklebt. Am Ende kommen Zahlenvorlage, Farbtöpfchen und Pinsel (auch in Nürnberg hergestellt) in eine Schachtel, die Simba-Dickie von einem Forchheimer Hersteller bezieht.
20 Prozent der Schipper-Bilder gehen ins Ausland. "Der größte Markt hier ist Russland", berichtet Hertlein. Vor allem Motive aus Afrika mit warmen Gelbtönen seien momentan gefragt.
Hauptkunden sind Frauen und Männer ab 40. Weshalb das Schipper-Sortiment seinen Schwerpunkt weniger auf Kinderbilder als auf Erwachsenen-Themen legt. Das Künstlerische stehe dabei gar nicht im Vordergrund, sagt Simba-Dickie-Pressesprecherin Isabel Weishar. "Viele malen zur Entspannung nach Zahlen. Es ist etwas Meditatives.
Simba-Dickie-Gruppe
Die Simba-Dickie-Gruppe aus Fürth ist einer der größten Spielwarenhersteller in Deutschland. Sie beschäftigt 3200 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Umsatz von 631 Millionen Euro. 2013 übernahm der Bobby-Car-Hersteller auch den Modelleisenbahn-Traditionsbetrieb Märklin. Das Fürther Familienunternehmen wurde 1982 von der Familie Sieber als Simba Toys gegründet. Im Laufe der Jahre kaufte das Unternehmen andere Spielzeughersteller und -marken, unter anderem 2008 Schipper.
Franken Monopoly
Seit fast 80 Jahren lockt das überaus beliebte Brettspiel "Monopoly" all jene Spiele-Fans an, die ihre besten Freunde lustvoll in den Ruin treiben wollen. Wenige Jahre nach der Weltwirtschaftskrise in den USA kam das Taktik- und Glücksspiel 1935 auf den Markt und trat anschließend einen bemerkenswerten Siegeszug an. Heute ist es in 111 Ländern und 43 Sprachen zu bekommen, darunter auch in diversen regionalen Variationen wie beispielsweise auch dem "Franken-Monopoly". Zwischen Ansbach und Würzburg kann man hier Städte und Gemeinden kaufen, Häuser bauen und Hotels ersteigern. Abbildungen der Ortschaften, bekannter Sehenswürdigkeiten und Landestypischem geben dem Franken-Monopoly einen unverwechselbaren Anstrich. Das Spiel ist aktuell für knapp 35 Euro zu haben - auch in unseren Geschäftsstellen.
Diamonds Club
Das Spiel "Diamonds Club" zählt weiterhin zu den beliebtesten Wirtschafts-Brettspielen. Geld ist bei diesem Spiel allerdings nicht das einzige Problem der Edelsteinhändler im "Diamonds Club". Ihnen geht es vielmehr auch um ihre Reputation. Daher treten sie in einen Wettstreit, wer dem englischen Volk den prächtigsten Park schenkt. Dieses Thema wird bei "Diamonds Club" durch ein äußerst raffiniertes und spannendes System abgebildet. Jede Aktion eines Spielers wirkt sich sofort auf seine direkten Kontrahenten aus. Diese müssen sich flexibel auf immer neue Situationen einstellen. Es gilt nicht nur den schönsten Park zu bauen, sondern auch noch die dazu nötigen Gelder zu beschaffen. Das Spiel erscheint im Ravensburger Verlag, ist für zwei bis vier Personen ab zehn Jahren und kostet 30 Euro.
Spielwarenbranche
Trotz Playstation und Co.: Die Spielwarenbranche in Deutschland wächst stetig. Der Umsatz zu Einzelhandelspreisen stieg zwischen 2008 und 2011 von 2,29 Milliarden auf 2,64 Milliarden Euro an. Auf der weltweit größten Spielwarenmesse in Nürnberg - die nächste findet vom 28. Januar bis 2. Februar 2015 statt - werden jährlich etwa eine Million Produkte präsentiert. Etwa die Hälfte aller Puppen, Puzzles und Tretroller ist jedoch weniger als zwei Jahre auf dem Markt; zugleich erwirtschaften sie rund 50 Prozent des Umsatzes. Gerade einmal jede 10. Neuheit wird zum Klassiker und bleibt länger als zehn Jahre in den Regalen der Händler. Die verkaufen in Deutschland am häufigsten Produkte von Lego, gefolgt von Mattel ("Barbie"), Simba Dickie ("Bobby Car"), Playmobil und Hasbro ("Beyblade"). In Deutschland arbeiten etwa 11 000 Mitarbeiter bei Spielzeugherstellern, im Großhandel oder im Spielzeugladen.