Fürth: Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen Kita - BRK nimmt Stellung
Autor: Isabel Schaffner
Fürth, Dienstag, 01. Oktober 2024
Zwischen Claudia Steifensand und der ehemaligen Fürther Kindertagesstätte ihres Sohnes sind die Fronten verhärtet. "Zum Schluss war es inakzeptabel", sagt sie. Die Kita wehrt sich dagegen vehement.
Die in Fürth lebende Claudia Steifensand, bekannt als Maklerin aus der Vox-Sendung "mieten, kaufen, wohnen", sieht das zurückliegende Jahr ihres viereinhalb-jährigen Sohnes in der Kita "Little Friends" als ärgerliche Zeitverschwendung, die noch dazu eine Aussage bei der Polizei nach sich gezogen habe. Im Mittelpunkt stehen vor allem Verletzungen, die ihrem Sohn im Kindergarten von anderen Kindern angetan worden seien, wie sie inFranken.de berichtet. Dabei sei das Team seiner Aufsichtspflicht wegen "chronischen Personalmangels" nicht nachgekommen. Dazu kämen unter anderem "unhaltbare hygienische Zustände".
Mehrmals habe die 45-Jährige sachlich auf ihre Beobachtungen aufmerksam gemacht und um Verbesserung gebeten, doch diese sei nicht eingetroffen. Im Sommer 2024 sei dann der "Eklat" gefolgt: Im Kita-Büro habe man ihr unvermittelt gekündigt. Unterdessen spricht das BRK als Träger von "ständigen haltlosen Vorwürfen und Drohungen".
Kind in Fürther Kita mehrfach verletzt und von Personal vernachlässigt? Träger entgegnet Kritik
Im September 2023 habe der Junge seine Zeit bei dem deutsch-englischen Kindergarten begonnen. Im November habe er hier laut seiner Mutter Verletzungen im Genitalbereich durch zwei Mädchen erlitten. Sie habe das Personal mit diesem Vorfall konfrontiert, doch dieses habe diesen nur geleugnet, wie sie erklärt. In einer öffentlichen Gegendarstellung des Trägers BRK heißt es: "Wir haben hier umgehend eine erfahrene Fachkraft des 'KoKi - Netzwerk frühe Kindheit' als auch den Bezirkssozialdienst des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien (Jugendamt) zur Bearbeitung des Falles hinzugezogen."
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Die Stellen hätten die Vorwürfe überprüft. "Nach den amtlichen Untersuchungsergebnissen kann keinesfalls davon ausgegangen werden, dass die Verletzung des Jungen von den von ihm beschuldigten Kindern herbeigeführt wurden." Claudia Steifensand erinnert sich an weitere Vorfälle: "Einmal wurde ich in die Kita gerufen, weil er gestolpert war und Verdacht auf eine Gehirnerschütterung bestand. Ich habe eine Zeugin mitgenommen. Er lag am Boden inmitten schreiender Kinder. Es war erbärmlich." Letztlich habe er seine Schuhe verkehrt angehabt, was auch ihre Mutter ein anderes Mal beobachtet habe. "Wir mussten danach mit ihm in die Klinik", führt sie fort.
Auch habe ein anderer Junge ihrem Sohn das Leben schwer gemacht und ihn mehrfach geschlagen und getreten. Als sie das Kind abholte, habe sie etwa einmal beobachtet, wie der Junge ihren Sohn auf einem Kletterhaus "massiv in den Rücken getreten" habe. "Dabei wäre er einmal fast vom Kletterhaus gefallen." Auch blaue Flecken am Rücken habe sie bei ihrem Sohn beobachtet. "Ich habe dem Personal Bilder davon gezeigt und ihnen erzählt, dass er immer sagt, er würde von einem Jungen geschlagen. Ich habe sie gebeten, aufzupassen. Wenn mal die Wirbelsäule getroffen wird, kann das auch ernst ausgehen. Sie haben nur 'ja, ja' gesagt und es abgetan", so ihre Schilderung.
Gestörtes Vertrauensverhältnis führt zu Kündigung
Hierzu erklärt das BRK in seiner Stellungnahme: "Wie diese Verletzung oder die [...] blauen Flecken des Jungen entstanden sind und ob er sich diese in unserer Einrichtung oder anderswo zugezogen hat, ist nach wie vor fraglich." In einer schriftlichen Antwort an Frau Steifensand wies die Fachberatung des Fürther Amts für Kindertagesbetreuung und Ganztagsschule am 9. Juli 2024 unter anderem darauf hin, dass "kleine Verletzungen in Kindergärten nicht nur unvermeidlich, sondern auch wichtiger Teil der Entwicklung" seien. Jedoch dürften Kinder "natürlich nicht vorsätzlich" von anderen Kindern verletzt werden.
Wie die Fürtherin ebenfalls beobachtet habe, habe sich eine Fachkraft zwischenzeitlich um 50 Kinder in einer Turnhalle kümmern müssen. inFranken.de hat das BRK nach einer etwaigen Unterbesetzung befragt. "Die Personalsituation in der Kita entspricht dem Personalschlüssel und den geltenden Betreuungsstandards", entgegnet der Träger. Die Fachberatung schrieb hierzu, dass der Kindergarten im Januar 2024 zwei Tage gemeldet habe, bei denen die regulären Öffnungszeiten nicht möglich gewesen seien und eine Notbetreuung erfolgt sei.