Erlangen: "Querdenker"-Angehörige gründen Selbsthilfegruppe - "Leben mit Verschwörungsanhängern"
Autor: Isabel Schaffner
Erlangen, Montag, 20. Dezember 2021
Corona ist nicht nur eine Bedrohung für die Gesundheit, sondern auch für zwischenmenschliche Beziehungen. Darauf reagiert die Selbsthilfegruppe "Verquerte Welt - Leben mit Verschwörungsanhängern" in Erlangen.
- Erlangen: Querdenker-Selbsthilfegruppe für Menschen aus Mittelfranken gegründet
- Chemtrails, Fake News zum Impfen & Co.: Angehörige und Freunde oft "hilflos"
- Betroffene sollen lernen, mit Menschen, die "ganz anders denken", umzugehen
- Corona-Leugner am Weihnachtstisch: Tipps von der Expertin
Wenn Menschen an Verschwörungstheorien und Fake News glauben, wenn sie von Chemtrails, Impfstoff-Shedding und Lügenpresse sprechen, fällt es Angehörigen oft schwer, einen Zugang zu ihnen zu finden. Die Selbsthilfegruppe "Verquerte Welt - Leben mit Verschwörungsanhängern" bietet Betroffenen aus Mittelfranken ab dem 26. Januar 2022 einen Raum für Austausch, Hilfe und Unterstützung. Koordiniert wird die Gruppe von der Kontakt- und Informationsstelle Selbsthilfegruppen (Kiss) Mittelfranken.
"Querdenker"-Selbsthilfegruppe bei Erlangen: "Sie fühlen sich hilflos?"
In einer Beschreibung der Selbsthilfegruppe stehen viele Fragen, bei denen sich manch einer wiederfindet: "Ihre Angehörigen/Freunde haben sich verändert? Sie leben in einer anderen Welt und Sie erreichen sie nicht mehr? Ihre Gespräche enden meist im Streit? Sie fühlen sich hilflos und wissen nicht, was Sie tun sollen?" Eine Sozialpädagogin moderiert die Sitzungen, die die Teilnehmenden selbst gestalten können, erklärt die Geschäftsführerin von Kiss Elisabeth Benzing.
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Die Veranstaltung soll zunächst alle zwei Wochen in Buckenhof stattfinden, Benzing weist aber im Gespräch mit inFranken.de darauf hin, dass der Rhythmus und die Länge der Treffen von den Teilnehmenden bestimmt werden können. Je nach Anzahl der Interessierten könnte eine weitere Gruppe eröffnet werden und natürlich müsse geschaut werden, ob es in Präsenz möglich sein wird.
Aus eigener Betroffenheit habe Benzing selbst bereits die Gruppe "Der Polarisierung entgegen" geleitet. Sicherlich werde es auch bei "Verquerte Welt" darum gehen, wie Gespräche mit Menschen geführt werden können, "die ganz anders denken und andere Ziele verfolgen". Es helfe den Teilnehmenden schon, ihre Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu inspirieren. Aus ihren eigenen Erfahrungen als Gruppenleiterin berichtet Benzing: Manche Kontakte seien wieder möglich geworden. Unter anderem durch die Strategie, bestimmte Themen auszuklammern.
An Weihnachten eskaliert Streit besonders oft: Wenn Verwandte sich nicht testen wollen
Auch ohne Corona sind jedes Jahr die Erwartungen groß für das Weihnachtsfest: Über diesem besonderen Tag, an denen Menschen aus dem engen Familien- oder Freundeskreis zusammen kommen, steht für gewöhnlich das Wort "Harmonie". Wenn zu der Anspannung, einen perfekten Abend verbringen zu wollen, noch grundlegend andere Überzeugungen zusammenkommen, ist das Konfliktpotenzial groß.
Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehenBenzing gibt hierfür einen wichtigen Ratschlag: "Wenn das Thema nicht umgangen werden kann, etwa wenn ein Test für die Teilnahme am Fest nötig ist, dann ist es wichtig, nachzufragen. 'Was sind deine Gründe? Welche Ängste hast du, wenn ich dir meine Ängste dann auch mitteilen darf?'" Anstelle den anderen in eine Schublade zu stecken, müsse gegenseitiges Verständnis und Interesse gezeigt werden.