"Wir haben echt Schwein"
Autor: Diana Fuchs
Karlstadt, Donnerstag, 06. August 2020
Mrs. Moneypenny aalt sich im pinkfarbenen Pool, lernt eifrig Kunststückchen und düngt die Kartoffeln.
Räkelt sich da ein Schweinchen im pinken Pool? Oh ja! Und was für eines. Mrs. Moneypenny macht ihrem Namen alle Ehre. Wie die Sekretärin von M, dem britischen Geheimdienst-Leiter und Chef von James Bond 007, ist auch die tierische Mrs. Moneypenny eine selbstbewusste, stilvolle Dame. Die heimliche Chefin des Hauses hat selbst beim Baden alles im Blick. Und jeden.
Dass das zwei Jahre alte Mikroschwein in den pinkfarbenen Pool und zur fränkischen Familie Königer-Lindemann kam, hat es im Prinzip Eros zu verdanken. Eros ist ein Hund, genau gesagt ein Spinone-Mischling. Er gehörte guten Freunden der Königers. Seine Besitzer hatten immer wieder Schwierigkeiten mit ihrem Vierbeiner. Er büxte regelmäßig aus. Als Eros einmal ein Wochenende und schließlich eine ganze Woche bei den Königers verbracht hatte, wollte er sich gar nicht mehr von seinen Hundesittern trennen. Für seine Besitzern war das ein Zeichen. Sie wollten ihren Rüden glücklich sehen und schenkten ihn den Königers, die er sich selbst als Herrchen und Frauchen ausgesucht hatte. Allerdings wohnte das Paar zu dieser Zeit in einer Stadtwohnung, in der Hunde nicht dauerhaft erlaubt waren. "Also sind wir halt umgezogen", erzählt Stephanie Königer-Lindemann augenzwinkernd.
Ganz so einfach war das natürlich nicht. Aber in Georg Königers Elternhaus im Weindorf Stetten (Kreis Main-Spessart) fanden Georg und Stephanie schließlich ein ideales neues Zuhause. "Wir wollten schon immer viele Tiere haben - und das geht halt am besten auf dem Land." Seit 2017 leben die Krankenschwester und der Krankenpfleger nun mitten im Altort und teilen sich Haus und Innenhof mit Eros, mehreren Meerschweinchen, Chinchillas, Hühnern, den Katern Miro und Paul sowie seit Mai mit dem gut einen halben Zentner schweren Mikroschwein Mrs. Moneypenny.
Liebe auf den ersten Blick
"Schweine sind tolle Tiere, sehr intelligent und charakterstark", sagt Stephanie. "Ich wollte schon lange gern eines haben." Als sie die Annonce einer Familie aus der Nähe von Rosenheim entdeckte, war sie gleich Feuer und Flamme: "Es hieß, dass die Familie mit sieben Kindern sich einen Hundewelpen gekauft hat und dass der sich nun nicht mit dem Hausschwein verträgt", berichtet die 48-Jährige. "Neugierig haben wir die Besitzer angerufen und die haben uns zu sich eingeladen.Naja, und dann war es Liebe auf den ersten Blick." Als es auf Anhieb mit einem gemeinsamen Spaziergang klappte, durfte "Penny" - so der Rufname des Rüsseltiers - noch am gleichen Tag mit nach Stetten reisen.
Dort allerdings stellte sich schnell heraus: "Sie hat ihren ganz eigenen Kopf." Sie spielt zwar für ihr Leben gern - mit Bällen, Stöcken, Pylonen -, "aber nur, wenn sie will, nicht, wenn wir wollen". Sie geht auch für ihr Leben gern spazieren - aber ebenfalls nur, wenn sie selbst Lust dazu hat. "Wenn nicht, ist nichts zu machen. Dann legt sie sich hin und bleibt einfach liegen", erzählt Georg lachend.
"Neulich sollten wir die Kinder im Kindergarten besuchen. Aber Penny hatte andere Pläne." Sauer sind ihre Besitzer in solchen Situationen nicht. Der 55-jährige Krankenpfleger sagt: "Die Tiere sind nicht für uns da, sondern wir für die Tiere."