Druckartikel: Sterben Frankens Golddörfer? Immer weniger Teilnehmer am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft".

Sterben Frankens Golddörfer? Immer weniger Teilnehmer am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft".


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Bamberg, Dienstag, 18. Juni 2019

Aktuell geht "Unser Dorf hat Zukunft" in die 27. Runde. Fränkische Gemeinden holten bei diesem Wettbewerb seit 1961 schon viele Medaillen.
Weinberge der Weinlage Sommeracher Katzenkopf: Das unterfränkische Dorf Sommerach  wurde  2013 auf Landes-  und   Bundesebene mit Gold ausgezeichnet. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa


Wer den Begriff "Unser Dorf soll schöner werden" hört, denkt sofort an so manchen prämierten Ort im direkten Umfeld - oder ist sogar stolzer Einwohner. Denn seit 1961 der staatliche, bundesweite Wettbewerb ins Leben gerufen wurde, erweisen sich die Franken als echte Medaillensammler. Unter den sieben bayerischen Regierungsbezirken führt Oberfranken die Liste der Teilnehmer mit großem Vorsprung an. Ob das so bleibt, wird sich zeigen: Immer weniger Dörfer beteiligen sich am zwischenzeitlich in "Unser Dorf hat Zukunft" umbenannten Wettbewerb.

Das geht aus einem Bericht hervor, der jetzt von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) im unterfränkischen Veitshöchheim veröffentlicht wurde. Demzufolge sind in der Runde 2016 bis 2019 nur 237 bayerische Dörfer mit von der Partie gewesen, während es zur Jahrtausendwende noch mehr als 1000 waren. Seitdem sank die Zahl stetig.

Fleißige Franken

Laut LWG nahmen 27 141 bayerische Dörfer seit 1961 am Wettbewerb teil. Die Franken waren besonders fleißig: 13 432 Orte hatten sich angemeldet und waren regelmäßig unter den Gewinnern vertreten. Doch auch hier gehen die Zahlen kontinuierlich zurück. Bleiben wir bei der Jahrtausendwende zum Vergleich: 379 Dörfer aus Oberfranken nahmen damals teil, in der Runde 2016 bis 2019 waren es noch 85. Von 146 auf 43 sank die Zahl in Mittelfranken, von 70 auf 22 in Unterfranken.

Wettbewerb läuft über drei Jahre

Der Wettbewerb für Dörfer und Ortsteile mit maximal 3000 Einwohnern läuft über je drei Jahre, wobei Auszeichnungen auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene vergeben werden. Nach Auskunft des bayerischen Landwirtschaftsministeriums sind im Haushalt rund 250 000 Euro pro dreijähriger Wettbewerbsrunde eingeplant. Die 27. Runde des Wettbewerbs beginnt im Juni auf Kreisebene und endet 2022 mit dem Bundesentscheid. Wie viele Dörfer sich beteiligen werden, kann das Ministerium noch nicht sagen. "Das steht erst im August oder September fest", sagte ein Sprecher.

Was hingegen schon immer feststeht, ist der Erfolg dieses "Wettbewerbs für Menschen", bei dem sowohl die Ausgangssituation im Dorf als auch die erbrachten Leistungen berücksichtigt werden. "Er bietet den Bewohnern im ländlichen Raum die Chance, ihre Zukunft für ein lebenswertes Wohnumfeld aktiv mitzugestalten", sagt Michaela Kaniber, bayerische Staatsministerin für Landwirtschaft. Kaum ein anderer Wettbewerb stärke derartig das "Wir-Gefühl" und vermittle Aufbruchsstimmung. "Der Erfolg beruht auf Freiwilligkeit und der Eigenleistung engagierter Dorfbewohner", sagt Kaniber.

Das ganze Dorf profitiert

Wie die Teilnehmer davon profitieren, zeigt das Beispiel Sommerach im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Das Dorf wurde 2013 auf Landes- und Bundesebene mit Gold ausgezeichnet und gewann 2014 den europaweiten Wettbewerb "Entente Florale". Bürgermeister Elmar Henke sagt zwar, dass die Auszeichnung in der Öffentlichkeit irgendwann verpufft. "Aber im Dorf bleibt viel davon. Menschen, die sich sonst nicht so am Dorfleben beteiligt hätten, wirken jetzt mit."

Die positiven Erfahrungen aus Sommerach bestätigt das bayerische Landwirtschaftsministerium. "Uns ist kein Dorf bekannt, das die Teilnahme bereut hat", heißt es auf Nachfrage. Wen wundert's: Die Dörfer werden während des Wettbewerbs von den Kreisfachberatern der Landratsämter fachlich begleitet. "So können sie einen Mehrwert für die Zukunft mitnehmen", wirbt das Ministerium für die Teilnahme.

Außerdem würden gerade junge Menschen motiviert, sich für ihren Ort zu engagieren. Mit der Goldmedaille auf Landesebene wurden in der Vergangenheit unter anderem die fränkischen Dörfer Wonsees (1969), Großziegenfeld (1991), Burgebrach (1991) und Sulzfeld am Main (2009) ausgezeichnet.

Dass sich dennoch weniger Kommunen als früher anmelden, dürfte verschiedene Gründe haben: Es gebe nicht mehr so viele ehrenamtliche Dorfbewohner und die Bürgermeister setzten teils andere politische Schwerpunkte. Außerdem machten Wettbewerbe wie das neu gestartete "Gütesiegel Heimatdorf 2019" des bayerischen Heimatministeriums dem "Ursprungs-Wettbewerb" Konkurrenz.

Franken Im Landesentscheid

2018 haben beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" folgende fränkische Orte Medaillen gewonnen:

Gold: Hellmitzheim, Stadt Iphofen, Landkreis Kitzingen.

Silber: Harsdorf, Gemeinde Harsdorf, Landkreis Kulmbach, und Oberleiterbach, Markt Zapfendorf, Landkreis Bamberg. Staatlich Der Dorfwettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" ist ein staatlicher Wettbewerb für Menschen im ländlichen Raum. Er basiert auf bürgerschaftlichem und ehrenamtlichem Engagement. Dieses wird durch staatliche Beratung unterstützt. Der Anmeldeschluss für die Runde 2019 bis 2022 ist bereits vorbei. Infos unter www.dorfwettbewerb.bayern.de.