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Fahrradfreundliche Orte? Zwei fränkische Städte schneiden deutschlandweit am schlechtesten ab


Autor: Robert Wagner

Franken, Mittwoch, 17. März 2021

Der ADFC hat seinen aktuellen Fahrradklima-Test vorgestellt. Zwei fränkische Städte fallen durch katastrophale Bewertungen auf. Es gibt jedoch auch Hoffnungsschimmer. Ein Überblick.
Der ADFC hat die Fahrradfreundlichkeit der deutschen Städte bewertet. Dabei wurde auch das Sicherheitsgefühl der Radler abgefragt. Aus Franken gab es teils erschreckende ANtworten. Symbolfoto: vbaleha/Adobe Stock


Gerade im Corona-Jahr 2020 stiegen immer mehr Menschen aufs Rad, für die Verkehrswende spielt der Drahtesel sowieso eine große Rolle. Doch wie sind die Bedingungen für Radler vor Ort? Gibt es genug Radwege, Abstellmöglichkeiten und Miet-Angebote? Nehmen Autofahrer genügend Rücksicht? Diese Fragen stellt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) regelmäßig Radlern aus ganz Deutschland. Aus Franken gab es teilweise erschreckende Antworten.

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist dabei die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur im Rahmen des nationalen Radverkehrsplans gefördert. In der Umfrage werden rund 30 Fragen zum Radfahren gestellt. Gefragt wird beispielsweise, ob das Radfahren Spaß oder Stress bedeutet, ob Radwege von Falschparkern freigehalten werden, ob man sich als Verkehrsteilnehmer ernst genommen fühlt und ob sich das Radfahren auch für Familien mit Kindern sicher anfühlt. 

Katastrophale Noten für Kulmbach und Hof

Insgesamt zeigt die Befragung, dass Deutschlands Radler noch unzufrieden mit der aktuellen Situation sind. Besonders eklatant zeigt sich das in Kulmbach und Hof. Die beiden oberfränkischen Städte nehmen bei der Rangliste der Städte zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern die beiden letzten Plätze ein: Mit einer Gesamtnote von 4,71 findet sich Hof auf dem vorletzten der bewerteten 415 Städte, einzig Kulmbach liegt mit einer Bewertung von 4,72 noch hinter Hof und damit auf dem letzten Platz der ADFC-Statistik. 

Vermisst wird in beiden Städten vor allem das Sicherheitsgefühl: Mit einer Schulnote von 5,0 liegen beiden Gemeinden hier am Ende der Skala und wurden fast eine ganze Note schlechter bewertet, als der deutsche Durchschnitt. 

Weiter bemängelten die Befragten vor allem, dass Radwege häufig zugeparkt und dieses Vergehen kaum geahndet wurde (Note jeweils 5,3), Radwege durch Hindernisse blockiert wurden (Note 5,0 in Hof, 4,7 in Kulmbach) und allgemein den Komfort beim Radfahren (jeweils Note 5,0). Zumindest scheint man unter diesen Bedingungen keine Angst um sein Rad haben zu müssen: Die Sorge vor Diebstahl spielt in beiden Orten keine größere Rolle (Note 3,0 in Kulmbach, 4.0 in Hof).

Fränkische Städte bestenfalls Durchschnitt - ein positiver Ausreißer

Die Umfrage des ADFC gilt nicht als repräsentativ, mit weit über 100.000 Befragten in ganz Deutschland gibt sie jedoch die Stimmung in Deutschland gut wieder. Dabei zeigt sich, dass sich die Bedingungen für Radfahrer zumindest gefühlt nicht oder nur unmerklich verbessert haben. 

In Franken bildet Fürth hier eine erfreuliche Ausnahme: Mit einer Gesamtnote von 3,76 liegt die mittelfränkische Stadt zwar "nur" auf Rang 9 der 41 bewerteten Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohner.  Sie hat sich jedoch als einige der wenigen Städte im Vergleich zur Untersuchung von 2018 deutlich verbessert.

Was die Fürther besonders freuen dürfte: Damit wird die Stadt auch deutlich besser bewertet, als die große Nachbarstadt Nürnberg. Die einzige fränkische Großstadt mit über 500.000 Einwohnern liegt mit einer Gesamtnote von 4,15 deutlich hinter Fürth und landet auch bei den Großstädten mit Platz 10 von 14 nur auf einem hinteren Platz.

Die Ergebnisse im Überblick - hier landeten die fränkischen Städte

Städte über 500.000 Einwohner

  • Nürnberg: Gesamtbewertung 4,15, Rang 10 von 14

Städte zwischen 100.000 - 200.000 Einwohnern

  • Erlangen: 3,29, Rang 2 von 41
  • Fürth: 3,76, Rang  9 von 41
  • Würzburg: 4,07, Rang 20 von 41

Städte zwischen 50.000 - 100.000 Einwohnern

  • Bamberg: 3,79, Rang 31 von 110
  • Aschaffenburg: 3,81, Rang 32 von 110
  • Bayreuth: 4,01, Rang 54 von 110
  • Schweinfurt: 4,17, Rang 77 von 110

Die weiteren Ergebnisse der Städte unter 50.000 Einwohner finden sich in der Auswertung des ADFC. Hier finden sich auch die Einzelbewertungen in den knapp 30 Unterkategorien des ADFC sowie eine Erläuterung zur Methodik der Befragung.