"Cold Cases" aus Franken: Diese Kriminalfälle sind bis heute ungelöst
Autor: Günter Flegel
Franken, Freitag, 06. Sept. 2019
Überall auf der Welt gibt es sogenannte "Cold Cases", also Kriminalfälle, die bis heute ungeklärt sind. Davon ist auch unser schönes Frankenland nicht ausgeschlossen und so gibt es auch hier Fälle, deren Geheimnis noch nicht gelüftet wurde. Die spannendsten Geschichten finden Sie hier!
Tat wühlt bis heute auf
Es war der erste warme Tag des Jahres 1971, der Martina S. und ihre drei Freundinnen ins Freie lockte. Die Mädchen aus Obertheres im unterfränkischen Landkreis Haßberge, elf und zwölf Jahre alt, radelten zum Baden an einen nahen Baggersee. Dann geschah das, was die 1200-Seelen-Gemeinde bis heute aufrührt: Ein Unbekannter verging sich an Martina und tötete sie.
Die Leiche wurde am Baggersee gefunden, vom Mörder fehlte jede Spur. Warum blieb Martina am See, versprach, nachzukommen, als ihre Freundinnen nach Hause fuhren? Hat sie ihren Mörder an diesem Tag zum ersten Mal gesehen oder schon gekannt? Die Ermittlungen wurden 1971 zu einer Nervenprobe für den Ort, weil plötzlich viele verdächtig schienen. 2010 wurde das Trauma wieder an die Oberfläche gespült, als die Polizei an der Kleidung des Mädchens neue Spuren sichern konnte und mehrere hundert Männer zu einem DNA-Test bat. Wie 1971 blieb die Fahndung ergebnislos.
Mysteriöser Fahrgast
Rätsel gibt bis heute dieser Mordfall aus dem Jahr 1997 auf: Auf einem Waldparkplatz bei Nürnberg/Feucht wurden in der Nacht zum 8. Juni 1997 in einem ausgebrannten Wohnmobil die Leichen von Truus und Harry Langendonk gefunden. Das holländische Urlauber-Ehepaar, 61 und 63 Jahre alt, war Opfer eines Gewaltverbrechens geworden, und zwar bei Traunstein. Nach der Tat fuhren der oder die Täter mit dem Wohnmobil nach Mittelfranken.
In diesem Fall gibt es die Spur eines Verdächtigen: Am Sonntag, 8. Juni, gegen 2 Uhr nachts, nahm ein Taxifahrer unweit des Brandortes einen männlichen Fahrgast auf, der am Hauptbahnhof in Nürnberg ausstieg. Von dort aus fuhr dieser Mann mit einem anderen Taxi in den Landkreis Traunstein und ließ sich kurz nach 5 Uhr in der Nähe des Tatortes absetzen. Dort allerdings verliert sich seine Spur. Die Taxifahrer erinnern sich an einen schweigsamen Unbekannten, gut gekleidet, aber mit schmutzigen Fingern und einem penetranten Schweißgeruch.
Der Fall Peggy
Es ist der wohl spektakulärste ungeklärte Kriminalfall in Franken, sieht man von der Mordserie des NSU ab: Peggy in Lichtenberg im Landkreis Hof. Ein Mord, von dem man lange nicht einmal sicher sagen konnte, dass es ein Mord war, denn sowohl vom Täter als auch vom Opfer gab es lange Zeit keine Spur.
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Am 7. Mai 2001 verschwand die neun Jahre alte Peggy Knobloch aus Lichtenberg. Sie wurde am Abend zuletzt gesehen. Der Fall schien geklärt, als ein geistig Behinderter gestand, Peggy missbraucht und getötet zu haben. Von Anfang hatten nicht zuletzt auch Peggys Angehörige Zweifel an der Schuld des damals 23-Jährigen; das Verfahren gegen ihn wurde im Jahr 2014 neu aufgerollt und er wurde freigesprochen.
Nachdem man nach Jahren die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben hatte, fand man im Sommer 2016 die Leiche des Mädchens. Ein Pilzsammler hatte das Skelett am 2. Juli 2016 in einem Waldstück bei Rodacherbrunn in Thüringen gefunden.
Im September 2018 dann wird Manuel S. als dringend tatverdächtig festgenommen. Er hatte gestanden, die tote Peggy 2001 von einem Bekannten an einer Bushaltestelle in Lichtenberg bekommen zu haben. Der 41-Jährige behauptet, er habe versucht, Peggy wieder zu beleben. Das gelang ihm allerdings nicht. Wenig später wurde Manuel S. allerdings wieder aus der Haft entlassen. Die Chronologie.