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Coronakrise: In Franken droht das große Gastrosterben


Autor: Klaus Angerstein

Bamberg, Mittwoch, 22. April 2020

Nach Expertenmeinungen hat die aktuelle Situation für viele Hotels und Gaststätten in der Region wohl dramatische Folgen. Wie gehen Betroffene damit um?
Die Gaststube der Bamberger Brauerei "Fässla". In diesen Tagen ein typisches Bild für viele Gastronomiebetriebe. Ronald Rinklef


Die Corona-Krise hat das Hotel- und Gaststättengewerbe nahezu vollständig zum Erliegen gebracht - auch in Franken. Seit 18. März sind die meisten Gasthäuser, Restaurants und Hotels geschlossen. Und das soll nach Vorstellung der Staatsregierung auch noch bis Pfingsten so bleiben.

In Franken trifft das eine bislang boomende Branche. In den drei Regierungsbezirken registrierte man letztes Jahr noch 25,36 Millionen Übernachtungen. 177 300 Personen verdienten bislang ihr Primäreinkommen durch den fränkischen Tourismus, der jährlich einen Umsatz von 10,5 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Große Sorgen beim Verband

Wenn die Betriebe tatsächlich zehn Wochen geschlossen bleiben müssen, dürften das wohl nicht alle überleben. Gerhard Engelmann, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes in Mittelfranken, befürchtet Schlimmes: "Angesichts der Situation gerade unserer kleineren fränkischen Betriebe fürchte ich, dass ein Drittel der Betriebe diese Krise, insbesondere wenn sie noch länger anhält, wirtschaftlich nicht überleben wird." Der derzeit diskutierte ermäßigte Mehrwertsteuersatz könnte hier eventuell Abhilfe schaffen. Die Betriebsinhaber sorgen sich natürlich auch um ihr Personal. Wenn es wieder losgeht, braucht es eingespielte Teams für den dann hoffentlich wieder einsetzenden Ansturm auf Frankens gastronomische Betriebe.

Bis dahin dauert es allerdings noch. Keine einfachen Zeiten zum Beispiel für das Servicepersonal, das ohnehin schon im Niedrigverdienstsektor arbeitet. Bei nur 60 Prozent Kurzarbeitergeld und dem ausbleibenden Trinkgeld wissen die meisten kaum, wie sie da über die Runden kommen sollen. Und: Auszubildende erhalten nicht einmal Kurzarbeitergeld.

Der Volkacher Ralph Düker muss seine neun Azubis trotz der Schließung von Restaurant und Hotel weiter bezahlen. Er hat den jungen Leuten gegenüber eine Ausbildungsverpflichtung. Mit der beantragten Soforthilfe könne er in seinem Betrieb allenfalls die Azubis entlohnen - ein Tropfen auf den heißen Stein.

So gehen Betroffene mit der Situation um:

Roland Kalb, Inhaber der Bamberger Brauereigaststätte "Fässla" und eines angeschlossenen Hotels mit 45 Betten in Bamberg: "Natürlich bin ich über die Situation alles andere als erfreut." Kein Wunder: In Gaststätte und Hotel macht er derzeit keinerlei Umsatz, einzig die Brauerei ist weiter voll ausgelastet. Dort arbeitet auch das Personal normal weiter, während für den Rest der Mitarbeiter Kurzarbeit angesagt ist. Existenzbedrohend ist die Lage, nicht zuletzt dank der Brauerei und diverser Rücklagen nicht. Dennoch, ein Umsatzminus von 40 Prozent, und das über mehrere Monate, will erst mal verkraftet sein.

Null Umsatz im Sternerestaurant

Einer Herausforderung noch größerer Art muss sich Ralph Düker stellen, der in Volkach neben einem Weingut ein Sterne-Restaurant und ein Hotel betreibt. Nachdem ihm in Restaurant und Hotel aufgrund der Schließung der Umsatz komplett weggebrochen ist, verzeichnet er auch in seinem Weingut einen Umsatzrückgang von 60 Prozent. Der Familienbetrieb mit einer 600-jährigen Tradition kämpft wie viele andere ums Überleben. Ralph Düker gibt sich trotz der Aussicht, bis Pfingsten nicht wieder öffnen zu können, optimistisch. Er macht den in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeitern Mut, dass es bald weitergeht.

Die Karpfen müssen zurück in den Weiher

Franz Roppelt, Inhaber der gleichnamigen Brauerei in Stiebarlimbach im Landkreis Forchheim. Der etablierte Familienbetrieb tut sich da trotz der angespannten Lage leichter. Zwar musste er aufgrund der angeordneten Schließung von Gaststätte und Bierkeller bislang Umsatzeinbußen von bis zu 70 Prozent hinnehmen, kann die Durststrecke aber dank entsprechender Rücklagen verkraften. Der Bierverkauf geht weiter, und die Karpfen aus eigener Aufzucht, die er im März und April nicht mehr verkaufen konnte, gehen zurück in seine Weiher, wo sie dann nächstes Jahr um einiges größer als Karpfenfilet auf dem Tisch landen sollen.

"essen to go" besser als nichts tun

Schwer sind die Zeiten auch für die Betreiber von Biergärten. Selbst wenn es sich um einen so etablierten wie den "Spezial-Keller" in Bamberg handelt. Die Betreiberfamilie Löhr hält den Betrieb das ganze Jahr über aufrecht, bei schönem Wetter kann man ab März im Freien sitzen und den Blick auf Bamberg genießen. Das war einmal. Der Umsatz, so Katharina Löhr, liege bei Null. Das Personal ist auf Kurzarbeit gesetzt. Ab dem Wochenende wollen die Löhrs jetzt wenigstens Essen zum Abholen anbieten. Damit könne man keine Umsatzverluste ausgleichen, "aber man hat endlich wieder etwas zu tun", so Katharina Löhr.

So können Sie die Betriebe unterstützen:

Auf unserer Plattform "Franken hilft sich" werden unter anderem Angebote aus dem Gastrobereich aufgelistet. So können Sie Gasthäuser, Brauereien, Hotels und Restaurants vor Ort direkt unterstützen.