Zinnfiguren-Highlights in Kulmbach: Ausstellung und Geschichte

2 Min
Luftansicht Kulmbach/Plassenburg © Bayerische Schlösserverwaltung
Luftansicht Kulmbach/Plassenburg © Bayerische Schlösserverwaltung
Foto: Hajo Dietz
Kieler Zinnfiguren Kilia
Kieler Zinnfiguren Kilia
Deutsches Zinnfigurenmuseum/Nina Schipkowski
Kulmbach mit Plassenburg
Kulmbach mit Plassenburg
Deutsches Zinnfigurenmuseum/Nina Schipkowski
VFZ e.V.
VFZ e.V.
VFZ/Thomas Mummert
Zinnfiguren-Sammlung Alfred R. Sulzer/GNME
Zinnfiguren-Sammlung Alfred R. Sulzer/GNME
Frank Keil

Das Deutsche Zinnfigurenmuseum in Kulmbach zeigt eine beeindruckende Auswahl an Dioramen und thematischen Sammlungen. Die Ausstellung bietet Einblicke in Geschichte und Gegenwart im Miniaturformat, inklusive einer rekordbrechenden Zinnfigurensammlung.

Die Große Kreisstadt Kulmbach mit ihren rund 26.000 Einwohnern liegt am Zusammenfluss des Roten und Weißen Mains in Oberfranken. Das Wahrzeichen der Stadt ist die 116 Meter über der Stadt gelegene Plassenburg, einst Landesfestung und von 1340 bis 1806 Hohenzollern-Residenz der Burggrafen von Nürnberg und später der Markgrafen zu Brandenburg. Sie ist einer der bedeutendsten Renaissancebauten Deutschlands und beherbergt das Museum Hohenzollern in Franken und das Armeemuseum Friedrich des Großen.

Beide Museen sind der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen unterstellt. Weiterhin das Landschaftsmuseum Obermain und das Deutsche Zinnfigurenmuseum, die von der Stadt Kulmbach betreut werden. Zudem befinden sich in Kulmbach das Bayrische Brauerei- und Bäckermuseum sowie das Deutsche Gewürzmuseum. 

Jubiläumsausstellung 100 Jahre Kieler Zinnfiguren

Zwischen 8. Februar und 30. Dezember 2024 war im Deutschen Zinnfigurenmuseum eine einzigartige Jubiläumsausstellung zu besichtigen. Einzigartig, weil die Ausstellungsstücke, die hier für 100 Jahre Firmengeschichte (1924-2024) der Offizin (Werkstatt) Kieler Zinnfiguren 'Kilia' standen, so noch nie und in solcher Bandbreite gezeigt werden konnten.

Die Ausstellung spannte den Bogen von den Anfängen der Kieler Zinnfigur bis zu hochwertigen Dioramen, zeigte nationale und internationale Leistungen. Über 40 Leihgeber beteiligten sich mit ihren Exponaten. Darunter waren Szenen aus den Abenteuern von Karl May, den Musketieren und den Recken vergangener Zeiten, genau wie Märchen, oder der legendäre Hinsch Zoo, der in dieser Form noch nie zur Ausstellung gekommen war.

In Ergänzung zur Jubiläumsausstellung fand vom 9. bis 11. August auch die 29. Deutsche & Internationale Zinnfigurenbörse inklusive dem 13. Figuren- und Dioramen-Wettbewerb auf dem EKU-Platz in Kulmbach statt. Der Katalog "Kieler Zinnfiguren III – Vom Deutschen Spielzeug zur internationalen Leistungsschau", kuratiert vom heutigen Kilia-Inhaber Marbod Gerstenhauer aus Weimar, ist weiterhin noch erhältlich.

Die Dauerausstellung – Weltgeschichte im Kleinformat

Das Deutsche Zinnfigurenmuseum bietet, weltweit einmalig, über 300.000 Zinnfiguren ein Zuhause. Einmalig ist auch das größte dreidimensionale Schaubild (Diorama) der Welt, das es mit 19.385 einzelnen Figuren ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat: der Conraditag 1553, die fast vollständige Zerstörung der Stadt Kulmbach am 26. November durch Kampfhandlungen.

Die Themenwelten laden zu einer Zeitreise im 2. bis 5. OG durch die Menschheitsgeschichte, angefangen bei Antike und Mittelalter über Renaissance, Reformation und Kolonialzeit bis hin zum 1./2. Weltkrieg und der Gegenwart ein. Wie in keinem anderen Museum seiner Art wird auf der Plassenburg der faszinierende Kosmos Zinnfigur historich und zukünftig (Fantasy, Comics, Science-Fiction) erlebbar. Wechselnde Sonderausstellungen runden das Angebot auf der 1.300m2 umfassenden Ausstellungsfläche ab.

Für Kinder und Jugendliche gibt es ein begleitendes Entdeckerheft. Das Angebot der Museumspädagogik bietet einen Kindergeburtstag auf der Plassenburg, Schulklassenprogramme sowie die 24 Stationen umfassende Familienführung "Weltgeschichte in Zinn" mit Familienführer. Der Eintrittspreis inklusive Landschaftsmuseum Obermain beträgt für Erwachsene 4,00 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre erhalten freien Eintritt. 

Vereinigung Freie Zinnfigurensammler e.V.

Wurde ihr Interesse an Zinnfiguren geweckt, können sie diesem Hobby in Franken durch die Vereinigung Freie Zinnfigurensammler e.V. in Nürnberg näherkommen. Hier treffen sich Menschen mit Interesse an Zinnfiguren (Flach- und Vollfiguren, Real und Fantasy) und Geschichte.

Gäste sind im Vereinslokal, der Gaststätte Genossenschaftssaalbau in Nürnberg, willkommen und erhalten auf Wunsch sogar ein kostenloses 'Starterset' (Figur, Anleitung, Vereinsmagazin). Außerdem organisiert die Vereinigung Ausstellungen, macht Fahrten und nimmt an Führungen teil. 

Mikrowelten Zinnfiguren – Die Sammlung Alfred R. Sulzer

Das Germanische Nationalmuseum/Nürnberg hat 2024 eine beeindruckende Ergänzung seiner Spielzeugsammlung erhalten: die einzigartige und hochwertige Schweizer Zinnfiguren-Sammlung von Alfred R. Sulzer mit über 145.000 Stücken. In der Ausstellung "Mikrowelten", noch zu sehen bis 26.01.2025, werden in zwölf Abschnitten Highlights der Sammlung präsentiert, darunter Themen aus der Welt- und Kinderliteratur, Ritter und Majestäten wie Queen Victoria.

Die ausgestellten Figuren wurden hauptsächlich zwischen 1750 und dem Ende des Ersten Weltkrieges als Kinderspielzeug von Herstellern im deutschsprachigen Raum gefertigt. Die wichtigsten Produktionsorte waren Nürnberg und Fürth. Rund 40 Millionen Stücke aus diesem Zentrum fanden um 1900 ihren Weg auf den nationalen und internationalen Weg. In diese vergangenen Spielwelten kann man auf eigene Faust oder bei verschiedenen Führungen bis Ende Januar 2025 eintauchen.