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Weltspielwarenstadt Sonneberg: Einblick ins Deutsche Spielzeugmuseum


Autor: Frank Keil

Sonneberg, Freitag, 26. April 2024

Reise in die Geschichte des Spielzeugs. Die Kreisstadt Sonneberg im fränkisch geprägten Süden Thüringens gehört seit 2013 zur Metropolregion Nürnberg und gilt bis heue als Weltspielwarenstadt. Die Geschichte der Spielwarenherstellung begann dort bereits im 16. Jahrhundert.
Schaugruppe Thüringer Kirmes zur Brüsseler Weltausstellung 1910


Vor dem Ersten Weltkrieg wurden im Raum Sonneberg rund 20 % der auf dem Weltmarkt gehandelten Spielwaren vorwiegend in Heimarbeit hergestellt. Diese Geschichte (unter anderem von der kargen Heimarbeiterstube bis ins mondäne Verlegerzimmer) kann heute chronologisch im Deutschen Spielzeugmuseum anschaulich nachverfolgt werden. Bereits 1901 wurde das Spielzeugmuseum auf Initiative des Lehrers Paul Kuntze eröffnet und in den Jahren 1953 und 2014 erweitert und umgebaut.

Es ist das älteste Spielzeugmuseum Deutschlands und zeigt mit rund 6.000 Exponaten eine Auswahl (unter anderem antikes Spielzeug, Holzspielwaren, Puppen) aus dem etwa 100.000 Objekte umfassenden Fundus aus allen Zeiten. Das neubarocke Gebäude diente zunächst als Industrieschule zur Spielzeug- und Porzellan-Formgestaltung, seit 1938 wird es komplett als Museum genutzt.

Spannender Rundgang mit zahlreichen Höhepunkten

Das Museum kann man selbständig erkunden, es werden aber auch Führungen angeboten. Im sanierten Erdgeschoss des Museums, wo neben einem Einführungsfilm eine erweiterte Dauerausstellung (fünf Dioramen zur Situation der Sonneberger Spielzeugmacher um 1900), Musterbücher und neue Sonderausstellungsbereiche zu entdecken sind. Zum 65. Geburtstag der Barbie-Puppe macht "Busy Girl" bis zum 22.09.2024 Stopp in Sonneberg.

Das Deutsche Spielzeugmuseum zeigt erstmals in Thüringen die erfolgreiche Wanderausstellung der weltgrößten Barbie-Sammlerin Bettina Dorfmann aus Düsseldorf. Sie besitzt über 18.500 Exemplare und sicherte sich damit einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Die Charakterpuppen vom Kämmer & Reinhardt (1909 – 1913) sind Bestandteil einer großen Schenkung, die dem Deutschen Spielzeugmuseum im Sommer 2023 zugegangen ist.

Die Highlights dieser Schenkung – wertvolle Porzellankopfpuppen, modelliert vom Berliner Bildhauer Arthur Lewin-Funke und unter Sammlern hochgeschätzt – sind in der Dauerausstellung in einer Wandvitrine sowie in vier Würfelvitrinen gegenüber ausgestellt. Auch der Lauschaer Grafiker und Künstler Bernd Rückert hat im Museum gemeinsam mit der Sonneberger Spielzeugdesignerin Renate Müller einen der beiden großen Spielbereiche gestaltet. Von ihm stammt Holzspielzeug aus der Zeit von 1980 bis 2011.

Therapeutisches Spielzeug von Renate Müller

Vieles aus den DDR-Spielwarenwerken fand sich zum Verkauf in BRD-Versandhandel (Quelle, Neckermann) wieder. Auf Ebene 1 präsentiert man im Neubau das bekannteste Ausstellungsstück des Museums, die Schaugruppe "Thüringer Kirmes". Die insgesamt 67 zum Teil lebensgroßen Figuren aus Pappmaché wurden von 37 Sonneberger Firmen für die Weltausstellung in Brüssel 1910 geschaffen. Die Schaugruppe wurde dort mit einem 'Grand Prix' ausgezeichnet.

Weiterhin sind im Altbau Highlights wie antike Spielzeuge, Schaukelwagen, eine PIKO-Eisenbahnanlage, der Glasbaukasten 'Dandanah' und Blechspielzeuge zu sehen. Auf Ebene 2 findet sich die Japanische Sammlung, das Schaustück "Gulliver in Liliput" (1843/44 geschaffen und in Berlin und London gezeigt) der Sonneberger Täufling (erste Babypuppe der Welt) sowie die bekannten Rupfentiere. Diese wurden in den 1960er Jahren von Renate Müller (einer Schülerin Helene Haeuslers) als 'Therapeutisches Spielzeug' aus Rupfen, Leder und Holz entwickelt. Sie gelten heute als Klassiker des modernen Designs. Im Erdgeschoß des von Dienstag bis Sonntag geöffneten und äußerst sehenswerten Museums befindet sich zudem ein Shop mit spielbezogenem Angebot.

Und die Bibliothek des Hauses beherbergt Literatur zu den Themen Spielzeug und Spielzeuggeschichte.

  • Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen 10:00 bis 17:00 Uhr.
  • Der Eintritt beträgt für Erwachsene 6,00 EUR, ermäßigt 4,00 EUR und die Familienkarte (2 Erwachsene und zur Familie gehörende Kinder) erhält man für 12,00 EUR.
  • Weitere Informationen findet man unter https://www.spielzeugmuseum-sonneberg.de