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Zwei starke Frauen aus Madagaskar besuchen Franken


Autor: Sonja Lengenfelder

Forchheim, Freitag, 02. August 2013

Die KAB unterstützt das Projekt "Fivoy" dabei, den Frauen in Madagaskar eine wirtschaftliche Perspektive zu geben. Im Landkreis Forchheim haben die "Fivoy"- Leiterinnen Suzanne und Veronique nach Anregungen gesucht.
Martin Oberle (M.) macht Suzanne (l.) und Veronique mit dem fränkischen Karpfen bekannt. Foto: Lengenfelder


Suzanne Razanatsoa ist eine selbstbewusste Frau. Und sie macht sich in Madagaskar für andere Frauen stark. Suzanne, wie sie alle nennen, hat in ihrem Heimatland die Selbsthilfeorganisation "Fivoy" gegründet. Das ist eine Dachorganisation von mehreren Frauenvereinen, die sich zum Ziel gesetzt hat, benachteiligten Frauen und ihren Familien beizustehen.

Der KAB-Diözesanverband Bamberg unterstützt die Arbeit von "Fivoy" seit mehreren Jahren. Die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) fördert zum Beispiel Schulspeisungen und Fraueninitiativen in dem afrikanischen Land. Jetzt hat Suzanne die Erzdiözese Bamberg besucht, um die deutschen Partner noch besser kennenzulernen und über ihr Projekt zu informieren. Begleitet wurde sie dabei von ihrer Stellvertreterin Veronique Vololonirina.



"Für 14 Euro kann ein Kind die fünf Hungermonate lang täglich eine warme Mahlzeit bekommen", machte Pfarrer Martin Battert schon einmal die Zusammenhänge klar. Battert ist KAB-Kreisverbandspräses und feierte den zum Besuch der beiden Frauen gehörenden Gottesdienstes in der Kirche Verklärung Christi. Im Anschluss konnten sich die Gottesdienstbesucher mit den Damen aus Madagaskar austauschen.

Kriminalität und Armut

Das funktionierte dank der Französischkenntnisse der ehrenamtlichen Dolmetscher auch ganz gut. Suzanne und Veronique wurden auf ihrer Reise abwechselnd von den Übersetzern Francois Gaborieau und Sophie Riedl begleitet.

Madagaskar ist eine der größten Inseln der Erde, aber für viele in Westeuropa ein ziemlich unbekanntes Land. Die Menschen, die in Madagaskar leben, stehen vor großen Herausforderungen. Dazu zählen eine hohe Kriminalität, Armut und Analphabetismus. Und auch die Auswirkungen des Klimawandels sind dort ungleich stärker zu spüren als in unseren Breitengraden.

Die eigene Ernte und das Einkommen reichen vielen Familien nicht aus, um über die Runden zu kommen. "Die Erträge des Reisanbaus reichen für ein halbes Jahr. Dann kommen die Hungermonate", erklärt Suzanne.
Viele Kinder sterben vor allem in den ersten Lebensjahren an Unterernährung. Gerade in diesem Jahr wurde fast die ganze Ernte von Unwettern vernichtet. Die Frauen, die sich oft alleine um die Kinder kümmern, müssen sich andere Einkommensquellen suchen, um am Leben zu bleiben. Sie betreiben etwa kleine Geschäfte, für die sie nicht selten Wucherzinsen von bis zu 100 Prozent zahlen. Manchmal sehen die Frauen nur eine einzige Möglichkeit, um an Geld zu kommen. Dann prostituieren sie sich.

Frauen halten die Gesellschaft zusammen

Vor diesem bedrückenden Hintergrund hat "Fivoy" hat eine Kreditgenossenschaft gegründet, damit die Frauen Kredite ohne Wucherzins aufnehmen können. In Madagaskar sind es die Frauen, die die Gesellschaft zusammenhalten. Sie übernehmen auch in wirtschaftlichen Dingen immer mehr Verantwortung. "Es ist bei uns die Aufgabe der Frau, sich um das Nötigste zu kümmern", erklärt Suzanne das traditionelle Rollenverständnis. Trotzdem sind es die Männer, die in Politik und Wirtschaft das Sagen haben.

Auch Maria Bauer, stellvertretende Vorsitzende im KAB-Kreisverband Forchheim, kennt die Situation in dem Inselstaat. Bauer engagiert sich seit vielen Jahren im Internationalen Ausschuss des KAB Diözesanverbands Bamberg und hat Suzanne und ihr Projekt vor einigen Jahren zusammen mit weiteren KAB-Mitgliedern in Madagaskar besucht. "Trotz ihrer Armut sind es sehr fröhliche Leute", sagt sie.

Im Landkreis Forchheim besichtigten die beiden Frauen ausn Madagaskar eine Brauerei in Hallerndorf und ließen sich von den Haider Teichwirten und dem Fischexperten Martin Oberle die Karpfenzucht im Aischgrund erklären.
In Madagaskar haben sich acht Gruppen mit insgesamt 150 Frauen dem Dachverband FIVOY angeschlossen. In einem "Haus der Landfrauen", das mit Unterstützung des KAB-Diözesanverbands erbaut wurde, halten die Frauen ihre Versammlungen und Bildungsveranstaltungen ab und speichern ihre Erntevorräte. "Die Frauen haben erkannt, dass sie gemeinsam stark sein können", sagt Suzanne.