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Zwei Sorten Fenster für den Seltsamplatz


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 18. April 2013

Weil die Stadt den Bebauungsplan am Seltsamplatz nie konsequent umgesetzt hat, muss der Bauausschuss immer wieder Kompromisse schließen. Neuerdings gelten für die Bewohner unterschiedliche Regelungen.
Braune Holzfenster mit Sprossen: Diese Vorschrift gilt weiterhin für die Reihenhäuser mit Blick auf die Birkenfelder Straße (Bild). In den Mehrfamilienhäusern am Seltsamplatz dürfen dagegen auch weiße Kunststoff-Fenster verwendet werden. Foto: Roepert


Warum stellt die Stadt Bebauungspläne auf, wenn sie sich nicht daran hält? Diese Grundsatzfrage wird im Bauausschuss immer wieder mal gestellt. Zuletzt von Erwin Held. Der FW-Rat reagierte mit dieser Frage verärgert auf den Hinweis von Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO), dass der Bebauungsplan am Seltsamplatz "von vornherein nicht eingehalten worden ist".

Im September 2011 hatte der der Bauausschuss genau deswegen eine schwierige Debatte. Denn ein Ex-Stadtrat hatte in seinen Wohnungen am Seltsamplatz die Fenster ausgewechselt. Statt der im Bebauungsplan geforderten braunen Holzfenster mit Sprossen, hatte der Bausünder 80 weiße Kunststoff-Fenster ohne Sprossen eingebaut.

Bausünder bestraft

Der Bauausschuss stand damals vor der schwierigen Frage, ob die Kunststoff-Fenster wieder entfernt werden müssten; oder ob der Bausünder bestraft werden sollte.

Die Stadträte entschlossen sich, es bei einer Strafe zu belassen.

Der Herr mit den weißen Kunststoff-Fenstern zahlte ein "erhebliches Bußgeld", erinnert sich Gerhard Zedler, der Chef des Bauamtes. Doch weil jetzt am Seltsamplatz abweichende Fenster-Konstruktionen sichtbar sind, kommen auch andere Hausbesitzer auf die Idee, vom braunen Holzfenster mit Sprossen abzuweichen. Was sollte nun der Bauausschuss jenen Bewohnern am Seltsamplatz 23 bis 25 sagen. Auch sie wollen ihre Fenster auswechseln. Dürfen es nun weiße Kunststoff-Fenster werden?

Franz Stumpf gab zu bedenken: "Jeder Bebauungsplan muss aus seiner Zeit heraus verstanden werden." Vor 30 Jahren sei sogar die Art der Garten-Umzäunung festgelegt worden; dies sei heute nicht mehr gewollt. Auch Thomas Werner (CSU) appellierte, "die Kirche im Dorf zu lassen". Die Fenster am Seltsamplatz seien "nicht stadtbildprägend". Fazit Werner: "Der alte Bebauungsplan war ein Schmarren."

Dennoch sei die Stadt unter Zugzwang, wenn sie den Plan unterschiedlich auslege, sagte Erwin Held. Und auch Sabine Dittrich (FGL) drängte auf Konsequenz. Eine einheitliche Farbgestaltung der Fenster wären wichtig - "für einen harmonisch wirkenden Seltsamplatz".

Gegen die Stimmen von Held und Dittrich einigte sich der Ausschuss auf folgenden Kompromiss: Die Mehrfamilienhäuser (also auch die Häuser Nummer 23 bis 25) dürfen weiße Kunststoff-Fenster haben. Die Reihenhäuser dagegen werden auch künftig mit braunen Holzfenstern ausgestattet.

Wie Gerhard Zedler sagt, sei diese Entscheidung sinnvoll, weil die Reihenhausbebauung (etwa von der Birkenfelder Straße aus betrachtet) "ein schönes und geschlossen gestaltetes Ensemble" biete.