Zwei Religionen, ein Glaube in Kunreuth
Autor: Franz Galster
Kunreuth, Mittwoch, 05. April 2017
Heute ist Ökumene in Kunreuth und darüber hinaus längst etwas Selbstverständliches. Das war aber nicht immer so.
Sich treffen und über Konfessionsgrenzen hinweg miteinander ins Gespräch kommen - das ist ein wesentliches Anliegen der evangelischen Kirchengemeinde Kunreuth im 500. Jahr der Reformation. In diesem Geist fand jetzt im Gemeindehaus ein Begegnungsnachmittag statt.
Pfarrer Jochen Müller und Pfarrerin Brigitte Müller begrüßten dazu als Gäste die Mitglieder der katholischen Kirchengemeinden Pinzberg/Wiesenthau mit Pfarrer Michael Gehret sowie Leutenbach/Weingarts mit Pfarrer Alfred Beißer.
In Franken aufgewachsen
Auf der evangelischen Seite komplettierte der frühere Pfarrer Hans Barthelmus das Gesprächsteam. "Wie's früher war" lautete das Motto. "Was wusste schon ein Katholik über das blaue Büchlein mit den Losungen?", fragte Barthelmus. Heute ist Ökumene längst in Kunreuth und weit darüber hinaus etwas Selbstverständliches. Alfred Beißer erzählte von seinen Erfahrungen aus Nürnberg und Fürth, wo er aufwuchs. In Häusern mit vielen Menschen spielte die Konfession seiner Erinnerung nach keine entscheidende Rolle.
Er sprach in diesem Zusammenhang von einer "offenen und toleranten Gesellschaft". Es fehlte wohl auch die Nähe und der soziale Druck.
Verlust der Heimat
Grundsätzlich, so Beißer weiter, habe er bis heute weder in der Stadt noch auf dem Land hinsichtlich der Konfessionen negative Erfahrungen gemacht. Barthelmus ging in seinen Erinnerungen als schlesischer Flüchtling bis ins Jahr 1945 zurück. In Hausen habe man zunächst eine Bleibe gefunden. In der Trauer um den Verlust der Heimat habe man beim katholischen Pfarrer Schober einen wunderbaren Mann gefunden.
Alfred Beißer verwies auf die gewachsenen Verbindungen der Pfarreien wie Leutenbach und Hetzelsdorf sowie die aktive Partnerschaft von Weingarts und Kunreuth. Hier sei die Ökumene längst Alltag.
Das war aber auch schon früher der Fall, wie Kunreuths Bürgermeister Konrad Ochs (CSU/BB) anhand einer Schrift zeigt. So wurden evangelische Pfarrkinder in Regensberg bereits 1820 vom katholischen Pfarrer betreut, getauft, getraut und beerdigt. In lockeren Gesprächen erinnerten die Besucher einander, wie von Dorf zu Dorf die Konfession wechselte. Wo anno dazumal regelrechte Mauern zwischen den Religionen existierten, die heute einfach nicht mehr da sind.
Wo ein evangelischer Posaunenchor von Kunreuth seit Jahren wie selbstverständlich die katholische Fronleichnamsprozession in Dobenreuth begleitet. Wo die Gläubigen den Amtskirchen schon einen Schritt voraus sind.
Gemeinsames Lied
Pfarrer Jochen Müller verwies auf die alten Gebetbücher mit vielen Gemeinsamkeiten. Peter Rau von katholischer Seite und Elfriede Ebenhack von evangelischer aus Mittelehrenbach hatten alte Exemplare dabei. Es ist ein Schatz, der da offensichtlich in Mittelehrenbach schlummert. Mit dem gemeinsamen Lied "Lobe den Herrn", dem Vaterunser mit Handreichen und dem Segen entließ Pfarrer Jochen Müller die Besucher nach einem unterhaltsamen, informativen und zugleich gemütlichen Nachmittag.