Druckartikel: Zwei Ebermannstadter erleben grenzenlose Freiheit über den Wolken

Zwei Ebermannstadter erleben grenzenlose Freiheit über den Wolken


Autor: Carmen Schwind

Ebermannstadt, Donnerstag, 02. März 2017

Michael und Stefan Zistler ließen 4000 Kilometer zurück und begegneten im richtigen Augenblick einem Mann mit einem gigantischen Schlüsselbund.
Foto: privat


"Die Dinge bekommen einfach eine neue Dimension und eine andere Wertigkeit", schwärmt Michael Zistler, Chef der Flugschule Feuerstein aus Ebermannstadt. "Bisher war ich immer Vater oder Fluglehrer und hatte die Fäden in der Hand. In Florida war ich weit weg von diesen Rollen und überließ meinem Sohn Stefan das Steuer", erzählt Zistler und zeigt stolz die Aufnahmen von der Florida-Rundreise.

Der Fluglehrer erzählt, dass er eigentlich nie Ambitionen hatte, nach Amerika zu reisen. Doch im vergangenen Jahr hatte sein 24-jähriger Sohn, der Maschinenbau in Esslingen studiert, an einem Austauschprogramm an der Clemson Universität in South Carolina teilgenommen. "Die haben einen Flying-Club. Da können Studenten zu besseren Konditionen fliegen", erzählt Stefan Zistler. Dort organisierte er ein Flugzeug für den Trip mit Vater Michael, der sich dann doch aufraffen konnte und für die ersten beiden Januarwochen nach Amerika reiste.
"Stefan hat sich um alles gekümmert. Ich durfte nur genießen. Das war Fliegen in seiner schönsten Form." Zuerst flogen die beiden mit der geliehenen Cessna nach Atlanta, um einen Freund zu besuchen. "Fliegen in Amerika ist freier und normaler, nichts besonderes", erklärt der Fluglehrer. Von Atlanta und somit vom aktuell größten Flughafen der Welt - Hartsfield-Jackson Atlanta - umflogen die beiden ein Tief und kamen an der Ostküste bei Miami und Cape Canaveral an.

Hier beeindruckte sie, dass sie über die Landebahn des John-F.-Kennedy-Weltraumzentrums fliegen konnten. Von diesem Weltraumbahnhof starteten von Dezember 1968 bis Juli 2011 alle bemannten Raumflüge der USA. Die meisten Space Shuttles landeten hier auch wieder. "Und über diese etwa fünf Kilometer lange Landebahn durften wir fliegen", erzählt Michael Zistler.


Sommergefühle im Januar

Während die Kollegen am Flugplatz Feuerstein Schnee schieben mussten, waren die Zistlers mit kurzen Hosen in Miami unterwegs. "Da haben wir uns einen Eindruck von Reichtum und Jetset verschafft", meint Michael Zistler lachend.

Auch über die Everglades flogen sie hinweg: "Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich an die riesigen Mangrovenwälder und Grassumpflandschaften denke", erzählt Michael Zistler. Hier stiegen die beiden Piloten in ein Luftboot um, um das Gebiet auf dem Wasser zu betrachten. "Wir Flieger haben ein Faible für die Natur. Aber ich hatte mir dieses Gebiet nicht so riesig vorgestellt", berichtet der Fluglehrer. Dann ging es weiter zum Crystal River. Hier schnorchelten und tauchten die Piloten. "Plötzlich schwamm eine Seekuh neben mir. Die war so zutraulich, dass ich sie kraulen konnte", erzählt Michael Zistler. Anschließend waren sie in einem Palmenwald spazieren. Als sie zum Flugzeug zurückkamen, bemerkten sie, dass sie den Schlüssel verloren hatten. Da kam Stress auf. "Wir riefen den Inhaber an, ob er einen Ersatzschlüssel hat. Den hätten wir nur holen können, wenn wir sieben Stunden mit dem Auto gefahren wären. Allerdings konnten wir uns kein Auto mieten, weil die Autovermietung die Kreditkarte nicht genommen hat", fasst Michael Zistler zusammen.

Zufälligerweise kam ein 89-jähriger ehemaliger Navy-Pilot mit einem riesigen Schlüsselbund und meinte, dass einer schon passen werde. "Und tatsächlich, der 40. Schlüssel hat funktioniert", erzählt Stefan. So erlebten sie einen wunderschönen Nachtflug über dem Meer. "Das war so klasse, dass das auch jetzt noch nachwirkt", schwärmt Michael Zistler.