Zu hohes Risiko: kein Kirchweihbaum in Schlaifhausen
Autor: Andreas Oswald
Wiesenthau, Donnerstag, 28. August 2014
Wegen zu hoher Haftungsrisiken muss Schlaifhausen auf den Kirchweihbaum verzichten.
Seit Jahr und Tag wurde Kerwa gefeiert in Schlaifhausen, wie es sich gehört: mit einem Kirchweihbaum an der Hofeinfahrt zum Gasthaus Kroder. Doch heuer ist das Baumloch leer. Statt einer mächtigen geschmückten Fichte wurde im Zuge einer Kinderkerwa nur ein "Bonsai"-Bäumchen vor dem Sportheim aufgestellt.
Ärger über "Behördenwahnsinn"
"Der richtige Kirchweihbaum ist durch den Behördenwahnsinn mit immer abstruseren Auflagen weggefallen", so erklärt der Jugendleiter des DJK-FC-Schlaifhausen, Stefan Pieger, den Hintergrund der Aktion des örtlichen Nachwuchses. Der Wirt des Gasthofes Kroder müsste eigens für das Baumaufstellen eine Versicherung abschließen - und diese mache es durch ihre Auflagen schwer, betont Pieger: Beispielsweise müsste im Umkreis von 30 Metern eine Sicherheitszone geschaffen werden, die aber das Bewirten unmöglich mache.
Riskante Angelegenheit
Dem Gastwirt Stefan Kroder sind mittlerweile die Risiken beim Baumaufstellen zu groß: "Ich bin der einzige Verantwortliche - wenn was passiert bin ich dran". Von einem Gast habe er erfahren, so berichtet der Wirt, dass beim Kerwabaum-Aufstellen in einem Ort bei Herzogenaurach eine Schwalbe gebrochen und ein Helfer verletzt worden sei - jetzt stünden Schadenersatzforderungn in Höhe von rund 68.000 Euro im Raume. "Selbst der Transport des Baumes ist riskant und wird nicht von der Versicherung gedeckt - das ist ein echte Problem", gibt Kroder zu bedenken.
Unterdessen tragen die Schlaifhausener Kerwasburschen Trauer. "Ab heuer hat die Tradition ein Ende ", klagt Tobias Schütz via Facebook. Die Versicherungen machten den schönen alten Brauch kaputt, mit Auflagen, die nicht mehr tragbar seien. "Mit schwerem Herzen müssen wir Abschied nehmen vom Dorffest, das seit Jahrzehnten besteht und das Dorf geformt und die Kerwasburschen zusammengeschweißt hat", schreibt er. Deshalb banden die Kerwasburschen einen letzten Kranz und legten ihn nieder an dem Loch, wo sonst "der Bam" stand.
Sorglosigkeit in Kirchehrenbach
In Kirchehrenbach, wo dieses Wochenende die Kerwa beginnt, reagieren die "Ehrabocher Kerwasburschen" gelassen. Deren zweiter Vorsitzender Thomas Dauer meint: "Bei uns ist dies zum Glück durch die Gemeinde geregelt - der Baum wird auf öffentlichem Grund aufgestellt". Man sei durch die Gemeinde versichert. Doch das stimmt offensichtlich nur zum Teil.
Ein schwieriges Thema
Die Kirchehrenbacher Verwaltungsangestellte Nina Pieger erklärt: "Bei uns sind die Kerwasburschen ein eingetragener Verein und damit selber versicherungspflichtig." Sie seien solange für den Baum verantwortlich, "wie sie ihn in der Hand halten." Erst wenn er stehe, sei die Gemeinde in der Verantwortung. Sollte dann beispielsweise ein Ast abbrechen und ein Auto beschädigen, wäre die Gemeinde, bzw. deren Versicherung in der Pflicht.
"Das ist ein schwieriges Thema", muss Nina Pieger zugeben. "Ich weiß, das das Walberla-Fest rundum versichert ist, und da ist das Baumaufstellen mitversichert", betont die Verwaltungsangestellte. Das Walberlafest gelte als Veranstaltung kommunaler Gebietskörperschaften und sei in Kirchehrenbach über die Versicherungskammer Bayern abgedeckt.
Dort kennt man die Probleme: Eigens für solche Veranstaltungen werden Seminare angeboten.Seit 2003 wurden in insgesamt 20 "Maibaumseminaren" 570 Teilnehmer aus bayerischen Kommunen geschult. Das nächste Seminar bietet die VKB im Frühjahr 2015 an.