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Zivilcourage lohnt sich


Autor: Sarah Stieranka

Forchheim, Montag, 11. Juli 2016

Zivilcourage lohnt sich. Weil ein Mann einer 17-Jährigen zur Hilfe kam und die Polizei zum Täter führte, wurde er von den Beamten finanziell belohnt.
Beim Kersbacher Bahnhof wurde die 17-Jährige angegriffen. foto: Andreas Oswald


"Krasses Ding für ne Selbstverständlichkeit ne Auszeichnung bekommen, das ist so wie wenn ein Kind sein Teller leer isst und die Mama sagt: Gut gemacht, Junge. Leben in einer Welt, wo es besonders geworden ist menschlich zu sein", schreibt ein Nutzer auf Facebook seine Wut nieder.

Der Hintergrund: Am Samstag wurde der 24-jährige Thomas Schmitt für seine Zivilcourage geehrt. Er hatte Ende Mai einem 17-jährigen Mädchen geholfen, als es in der Nähe des Kersbacher Bahnhofes von hinten überfallen wurde und vergewaltigt werden sollte. Die Tat konnte der junge Mann durch sein Eingreifen gerade noch verhindern. Und nicht nur das: Durch seine Hilfe konnte die Forchheimer Polizei den Täter kurze Zeit später festnehmen. Für sein selbstloses Handeln wurde Schmitt nun mit einer finanziellen Anerkennung von der Polizei belohnt.

Aber ist es üblich, dass Helfer für ihre Zivilcourage belohnt werden? "Nein", sagt Alexander Czech, Pressesprecher der Polizei Oberfranken. "Das war ein herausragender Fall, weil der Zeuge Schlimmeres verhindert hat und zur Aufklärung beigetragen hat", erklärt er. Eigentlich sollte jeder in einer Notsituation anderen helfen, doch dies sei leider selten der Fall, erklärt Czech. "Wir wollen mit der finanziellen Anerkennung die Menschen motivieren. Sie sollen nicht wegschauen. Wir wollen einen Anreiz schaffen und solch ein Verhalten loben."

Und die Hilfe beginnt bereits mit einem Anruf bei der Polizei. "In modernen Zeiten sollte es möglich sein, mit dem Mobiltelefon Hilfe zu rufen oder in der nächsten Ortschaft jemanden aufzusuchen, der ein Telefon besitzt", sagt der Pressesprecher. Er weiß: Wird weggeschaut, ist das eine unterlassene Hilfeleistung, die im schlimmsten Fall eine Freiheitsstrafe von einem Jahr mit sich zieht.

Auch in anderen Bereichen kann sich das Eingreifen lohnen. "Überall wo Gefahr und Not ist, überall wo geholfen werden muss. Es kann zum Beispiel sein, dass ich jemandem das Leben rette, indem ich ihn aus einem brennenden Auto ziehe oder vor dem Ertrinken rette", zählt Czech auf.

Inwieweit diese Taten mit einer Geldbetrag gewürdigt werden, hängt von der Schwere des Falls ab. "Das ist von Fall zu Fall anders. Gewisse Faktoren spielen eine Rolle wie zum Beispiel, ob die Straftat aufgeklärt werden konnte und ob ich mich selbst in Gefahr gebracht habe."

Ob eine Hilfeleistung mit einem Geldgeschenk belohnt wird und wie hoch dieses ausfällt, entscheidet ein Gremium. Darin sitzen alle Beamten vom Polizeipräsidium, die mit dem jeweiligen Fall vertraut sind. Jeder Fall wird einzeln geprüft. "Die Hilfe beim Ladendiebstahl wird nicht mit einer Geldleistung belohnt, dass sollte jeder verstehen. Es muss schon eine herausragende Leistung sein", sagt Czech. Doch auf die Hilfe müssen Opfer oftmals sehr lange warten - in manchen Fällen vergeblich. "Es sollte selbstverständlich sein, Zivilcourage zu zeigen, aber heutzutage schauen viele einfach weg", ärgert sich der Pressesprecher.