Zirkus um den Forchheimer Bären
Autor: Nikolas Pelke
Forchheim, Donnerstag, 04. April 2013
Was Kinder toll finden, finden Tierschützer grausam: Wildtiere im Zirkus. Ben ist ein Zirkus-Bär und soll Besucher in die Show locken. In Forchheim gibt es deswegen Kritik. Zu unrecht, sagt nicht nur der Zirkus.
Das Spiel ist immer das Gleiche. Wo Wolfgang Frank sein Zirkuszelt aufbaut, sind die Kritiker schon da. Nicht mit Schildern und Plakaten, sondern mit schweren Vorwürfen kämpfen Tierschützer gegen die angebliche "Tierquälerei" im Zirkus Alberti und fordern im nächsten Atemzug dem Zirkusdirektor die Lizenz zur Haltung des Braunbären zu entziehen.
Die Tierrechtsorganisation Peta ist oberster Ankläger und Anwalt der Wildtiere zugleich. "Wie dort mit den Tieren umgegangen wird, die ungeschützt der Willkür dieser Schläger-Truppe ausgesetzt sind, kann sich jeder selbst ausmalen", sagt Peter Höffken von der Organisation, die mit provokanten Kampagnen gegen das Pelztragen bekannt geworden ist. Auch beim Kampf gegen Tiere in der Manege sind die Tierrechtler nicht zimperlich. Außerdem behauptet Höffken: "Selbst eine Amtsveterinärin wurde schon mal bei einem Kontrollbesuch zusammengeschlagen und erheblich verletzt."
Mit dem Arzt zur Zirkus-Visite
Ängstlich schaut der Forchheimer Amtstierarzt Wolfgang Söllner bei seiner Zirkus-Visite am Donnerstagvormittag allerdings nicht aus. Im Gegenteil: Selbstbewusst und zielstrebig schaut sich der Veterinär den Braunbären, die Kamele und das andere Getier an.
Auch auf der Stirn des Zirkus-Direktors von Angst keine Spur. Wolfgang Frank schaut eher freundlich drein und freut sich sogar ein bisschen, dem Amtstierarzt seine Tiere persönlich zeigen zu dürfen. Schließlich sind die Tiere sein Kapital. "Die Tiere ernähren uns, deshalb behandeln wir sie gut", sagt der Zirkus-Chef, während der Tierarzt die Genehmigungspapiere durchsieht. Weniger Arbeit hätte der Zirkusmann und seine 29 Kollegen ohne den Braunbären und die anderen 39 Pferde, Kamele und Ziegen auf jeden Fall. Warum verzichtet der Zirkus dann nicht auf Tiere? "Weil die Kinder einfach Tiere in der Manege sehen wollen", sagt Müller.
Gesprächig ist Wolfgang Söllner bei der Arbeit nicht. Stumm schaut er sich die Kamele an. Das Zirkus-Thema ist offensichtlich heikel. Gesprächiger sind Klaus Backer und Sigrid Mauser. Auge in Auge mit dem Bären - für die beiden Beamten vom Ordnungsamt ist das kein Routine-Job. "Ich wollte ihn am liebsten kraulen, so ein süßes Bärchen", gibt Sigrid Mauser zu. Dabei hat sich das Ordnungsamt eigentlich nur für die Sicherheit der Zirkus-Besucher zu interessieren.
In die Manege darf der Bär nur mit Maulkorb und an der Leine von Harry Francesco. Der Bären-Dompteur kennt den 18 Jahren alten Kamtschatka-Bären von klein auf. Respekt hat der Dompteur trotzdem vor der Kraft des Bären. Für die aufgebrachten Tierschützer haben die Zirkusleute dagegen weniger Verständnis. Schließlich stünde ihre Manege in Deutschland und nicht in Amerika, wo Peta herkommt. Dort seien die Zustände vielleicht katastrophal. In Deutschland sei dagegen der Zirkus die am "meisten kontrollierte Institution mit Tieren", sagt Frank, während die Kontrolleure beim Verabschieden sagen: "Alles in Ordnung." Die Vorstellung kann beginnen.
