Ziehen bald Asylbewerber in Weißenohe ein?
Autor: Petra Malbrich
Weißenohe, Dienstag, 20. Oktober 2015
Vertriebene, Gastarbeiter und Aussiedler fanden in der Vergangenheit in Weißenohe problemlos eine Bleibe. Heute soll der Gemeinderat darüber entscheiden, ob Asylbewerber im "Beck'n Haus" unterkommen werden.
Werden nach Weißenohe bald Asylbewerber kommen? Diese Frage werden die Gemeinderäte beantworten, wenn sie über den Antrag von Erhard Hänfling auf Nutzungsänderung beschließen. Das Gebäude, in dem die sechs momentan leer stehenden Wohnungen sind, ist jedenfalls nicht unbekannt, das zweite Gebäude der Familie erlangte als "To Act", der Bühne, auf der Weltstars wie die Scorpions, Status Quo oder Lemmy von Motorhead ihre Shows abzogen, Bekanntheit.
Aber dieser Nutzungsbeginn zeigt auch, wie aufgeschlossen die Familie war und ist ein Spiegelbild der Weißenoher. "Weißenohe ist aufgeschlossen, da 1945, nach dem zweiten Weltkrieg viele Vertriebene nach Weißenohe kamen", sagt Bürgermeister Rudolf Braun. Aus Schlesien, Böhmen und Mähren kamen die Menschen, die in Weißenohe zwangsuntergebracht wurden.
Schließlich fanden in den 60er-Jahren die ersten Gastarbeiter nach Weißenohe. Von der deutschen Industrie wurden zunächst hauptsächlich Männer angeworben. Für die Spanier, Portugiesen und Italiener suchten die Firmen deshalb Wohnungen. Auch im "Beck'n Haus", wie das Gebäude der Familie Hänfling in Weißenohe genannt wird, zogen Gastarbeiter ein. Schließlich kamen 1973 auch Frauen aus Jugoslawien und dann aus der Türkei. Die Wohnungen, die ihnen von den Firmen bezahlt wurden, mussten nicht selten abgearbeitet werden, auch das Visum, wie Braun meint. Die Gastarbeiter lebten in dem Haus, in dem auch die Gaststätte eingerichtet war.
Dort hat seit einigen Jahren Bürgermeister Rudolf Braun seine Büroräume angemietet. Der Vertrag läuft zum Jahresende aus. Er zieht ins Nebengebäude. In dem anderen Gebäude der Familie trafen sich musikbegeisterte Menschen aus ganz Deutschland, um die heutigen Superstars kurz vor ihrem Sprung auf die Weltbühne der Musik live zu erleben. Das "To Act" war in aller Munde, zum Schluss auch negativ. Alkohol und Drogen sollen dort im Spiel gewesen sein. Nicht mehr als anderswo, sagen die ehemaligen "To Act"-Besucher.
Nachdem die Türen des legendären Musikschuppens, denn ein Schuppen war es ursprünglich gewesen, geschlossen wurde, baute die Familie Hänfling das gesamte Gebäude um. Rumänendeutsche und Russlanddeutsche waren in den 90erJahren die ersten Familien, die diese neuen Wohnungen bezogen.
Nutzungsänderung notwendig
"Der erste Bauantrag ging 1990 ein", liest Bürgermeister Rudolf Braun aus den alten Unterlagen. Derzeit wird die Außenfassade des Gebäudes renoviert.
Es sind ganz normale Wohnungen dort entstanden, die jeder nutzen kann. Nur die Wohnungen im "Beck'n Haus" stehen derzeit leer. Um Asylbwerber unterbringen zu dürfen, ist eine Nutzungsänderung notwendig. Erst vergangene Woche wurden die Gemeinden durch ein Regierungsschreiben gebeten, zu melden, wo es Möglichkeiten gibt, Asylbewerber unterzubringen.Ob künftig wieder unterschiedliche Nationen dort einziehen, wird der Gemeinderat entscheiden.