Druckartikel: Forchheim: Zehn Jahre nach der großen Hochwasser-Katastrophe

Forchheim: Zehn Jahre nach der großen Hochwasser-Katastrophe


Autor: Petra Malbrich

Baiersdorf, Mittwoch, 19. Juli 2017

In der Nacht auf den 22. Juli 2007 setzte Starkregen Ortschaften im südlichen Landkreis Forchheim unter Wasser.


Die schrecklichen Bilder über das zerstörerische Ausmaß des Hochwassers vor zehn Jahren ist in den Köpfen vieler Bürger noch immer fest verankert. In der Nacht auf den 22. Juli 2007 setzte starker Gewitterregen ganze Ortschaften im nördlichen Landkreis Erlangen-Höchstadt und im südlichen Landkreis Forchheim unter Wasser und schnitt sie zeitweise von der Außenwelt ab.

Mit heißer Nadel wurden anschließend für die beteiligten Gemeinden Baiersdorf, Poxdorf, Effeltrich und Langensendelbach vom Institut für technisch wissenschaftliche Hydrologie (itwh) ein gemeinsames Konzept entwickelt. Dieses Hochwasserkonzept konnte aber bis heute aus unterschiedlichen Gründen nicht umgesetzt werden. Das sind unter anderem auch topologische Gründe, an der die Umsetzung scheitert. Die Regenrückhaltebecken zum Beispiel sollen nahe an der Ortschaft sein, doch Grundstücke dort sind rar oder als Bauland ausgewiesen. Untätig waren die Gemeinden dennoch nicht. Die Sorge der Bürger, die bei jedem einsetzenden Starkregen eine Wiederholung der Katastrophe fürchten, nehmen alle Gemeindechefs sehr ernst.
Eine ist allerdings auch wahr: Ein sogenanntes mehrhundertjähriges Hochwasser wie das von 2007 ist nicht beherrschbar.


Keine Chance auf Zuschuss

Auch nicht mit einem itwh-Konzept - das sind sich die Bürgermeister aus Langensendelbach, Poxdorf und Effeltrich einig. "Der Landverbrauch wurde in dem Konzept unterschätzt", sagt Langensendelbachs Bürgermeister Oswald Siebenhaar (UWB).

Alleine zwölf Hektar Land müsste Langensendelbach aufbringen, um Platz für die Rückhaltungen und Grabenführungen vorzuweisen. Land konnte die Gemeinde zwar kaufen; aber nicht genug und auch nicht dort, wo es
nötig würde.

In Poxdorf scheiterte es zunächst an den Grundstücksbesitzern, die nicht bereit waren, Land zu verkaufen. Einige in Poxdorf betreiben noch Landwirtschaft, benötigen den Grund also somit selbst. Die Kosten für die vom itwh vorgeschlagenen Maßnahmen würden pro Gemeinde zwischen 4,5 Millionen und sieben Millionen Euro liegen. Ohne Landerwerb, versteht sich. Chance auf einen Zuschuss gibt es wohl nicht. "Das liegt an dem Kostenwirksamkeitsfaktor, den das Wasserwirtschaftsamt ins Spiel gebracht hat", sagt der Poxdorfer Bürgermeister Paul Steins (CSU).

Demzufolge müsse der abgewiesene Schaden drei Mal so hoch sein wie die Maßnahme kostet. "Wir würden nie einen Zuschuss erhalten", sagt Steins und sieht das wie seine Kollegen aus Langensendelbach und Effeltrich.
Andere Aufgaben wie die Schule, die Kindertagesstätten und mehr, würde liegen bleiben müssen. Für Kathrin Heimann (DEL), die Bürgermeisterin von Effeltrich, ist der Hochwasserschutz ein sehr komplexes Thema, das genau betrachtet aus zwei Themenfeldern besteht. Zum einen betrifft es das Wasser, das in den Kanal läuft.
Um diese Situation zu verbessern, unternahm auch Effeltrich Maßnahmen wie die Kanalsanierung, um höhere Kapazitäten zu schaffen.


300 000 Euro eingeplant

Doch dann sei da noch das Oberflächenwasser. Die Bürger hoffen auf einen Schutz vor dem Eindringen des Wassers ins Haus. Aber: "Dafür helfen die Becken nicht", sagt Heimann.
Der Bürger müsse sich auch der eigenen Verantwortung bewusst sein und auch entsprechend handeln.
Eine Rückstauklappe im Haus und eine Elementarschadensversicherung abschließen, nennt Heimann als mögliche Vorsorgemaßnahmen. Auch Poxdorfs Bürgermeister Steins rät seinen Bürgern zu dieser Versicherung. Die Stadt Baiersdorf hingegen, die am stärksten von dem Hochwasser betroffen war, hat sich schwer bemüht, eine Lösung zu finden.

"Wir bekommen von allen Seiten Wasser ab", sagt Bürgermeister Andreas Galster (CSU). Grunderwerb wurde durchgeführt und für diese Vorkosten jährlich 300 000 Euro in den Haushalt eingeplant. "Wir arbeiten kontinuierlich für eine große Hochwasserschutzmaßnahme", erklärt Bürgermeister Galster.