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Zehn Gebote gegen die Sintflut


Autor: Andreas Oswald

Heroldsbach, Dienstag, 21. August 2018

Einen Zehn-Punkte-Plan für einen besseren Hochwasserschutz in Heroldsbach und Umgebung hat Gemeinderat Peter Münch (Freie Wähler) entworfen.
Zu einem See wurde der Parkplatz vor dem Anwesen der Kupfers in Heroldsbach in Folge des Starkregens Anfang Juli.  Foto: privat


Man weiß nie so genau, wo sie sich entladen, die gefährlichen Superzellen eines Unwettertiefs: Am 5.Juli traf es Heroldsbach und Umgebung - Starkregen sorgte dafür, dass es innerhalb kürzester Zeit "Land unter" hieß. "Als ich gegen 18 Uhr heim kam, stand schon alles unter Wasser", erinnert sich Jörg Kupfer. Im Haus seiner Eltern in der Ringstraße stand das Wasser im Erdgeschoss 15 Zentimeter hoch. "Die beiden unteren Wohnungen mussten leer geräumt werden - meine Eltern waren gezwungen auszuziehen", berichtet Jörg Kupfer. Die Renovierungsarbeiten laufen noch immer und werden erst im September beendet sein. Kupfers Resümee: "Man hat viel zu lange gewartet mit wirkungsvollen Schutzmaßnahmen - es war doch abzusehen, dass so etwas passieren wird."

Das Hochwasser-Desaster hat Peter Münch , der für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt, auf den Plan gerufen. "Wir beschäftigen uns mit dem Thema seit dem Jahrhunderthochwasser 2007 - im Juli dieses Jahres ist die Problematik im wahrsten Sinne des Wortes wieder hochgespült worden." Münch hat daher zehn Gebote für einen besseren Hochwasserschutz in Heroldsbach und in den Ortsteilen erstellt. "So komplex die Ursachen der Zerstörung durch Starkregen sein können, so komplex sind die Maßnahmen, die wir jetzt angehen müssen", betont er und fordert die zügigen Umsetzung seines Zehn-Punkte-Plans.

Münch weiß wovon er spricht. Als Geschäftsleiter der Gemeinde Buttenheim und Geschäftsleiter des Abwasserzweckverbandes Buttenheim/Altendorf hat er viel mit der Wasser-Thematik zu tun und kommt viel in anderen Gemeinden herum. "Da sehe ich, was dort getan wird", erklärt er.

Gemeinsames Konzept

An erster Stelle seines Zehn-Punkte Planes steht die Forderung nach einem Hochwasserschutzkonzept für die gesamte Gemeinde Heroldsbach mit Überprüfung der hydraulischen Leitungsfähigkeit des Abwassernetzes. Es gebe zwar seit 2014 ein Hochwasserschutzkonzept, räumt Münch ein - er prangert jedoch an, dass dieses nur darauf abziele, welche Maßnahmen nötig wären, um die Flächen entlang des Hirtenbaches bebaubar zu machen, wie beispielsweise das alte Kupfergelände. Auch seien nur wenige Kanäle hydraulisch überprüft. Es sei nun an der Zeit ein Hochwasserschutzkonzept mit hydraulischer Überprüfung für die ganze Gemeinde Heroldsbach mit seinen Ortsteilen zu erstellen, damit ein ganzheitliches Bild und ein umfassender Hochwasserschutz aufgebaut werden könne, fordert das Gemeinderatsmitglied der Freien Wähler. "Selbstverständlich wäre ein gemeinsames Konzept mit der Gemeinde Hausen sinnvoll, da das Wasser nicht an der Gemeindegrenze halt macht", betont Münch.

Regenrückhaltebecken bauen

Münch prangert als zweiten Punkt an, dass seit 20 Jahren über die Errichtung von Regenrückhaltebecken in Poppendorf, Oesdorf und Wimmelbach diskutiert werde, aber nichts geschehe. "Egal, ob es finanzielle Gründe, Trägheit der kommunalen Entscheider oder Schwierigkeiten bei Grundstücksverhandlungen sind, das jetzige Drama muss zu einem ebenso dramatischen Bewusstseinswandel führen", fordert Peter Münch.

In Punkt drei seines Planes spricht sich Münch für eine intensivere Öffentlichkeitsarbeit für Elementarversicherungen aus. Als viertes Gebot fordert der freie Wähler die Verbesserung des Gewässerunterhalts. Seit Jahren werde der Hirtenbach nur unzureichend gepflegt, kritisiert Münch. "Dieses Thema muss jetzt endlich angegangen werden und die Bachläufe müssen regelmäßig gesäubert und gepflegt werden."

Zisternenpflicht gefordert

Auf Punkt fünf seiner Agenda steht die deutliche Erhöhung der Zisternenzahl. Münch sieht als Vorteil nicht nur die Gartenbewässerung und die damit verbundene Einsparung von Trinkwasser, sondern der große Vorteil einer verstärkten Nutzung von Zisternen liege auch in ihrer Funktion als Regenrückhaltebecken. Auf Grund der geringen Inanspruchnahme der Zisternenförderung in den letzten Jahren solle daher die Förderung nochmals erhöht und die Bürger besser darüber informiert werden. Dies solle Anreize schaffen eine Zisterne im Zuge des Neubaus oder auch im Rahmen eines nachträglichen Einbaus zu schaffen. Münch geht sogar soweit, dass bei Neubaugebieten eine Zisternenpflicht eingeführt werden sollte.Die Gemeinde müsse bei ihren eigenen Liegenschaften mit gutem Vorbild vorangehen.

In der Flächenversiegelung mit wasserundurchdringlichen Materialien sieht Münch einen weiteren Grund dafür, dass Regenwasser nicht versickern könne. Er fordert als sechstes Gebot bei künftigen Bebauungsplänen genaue Vorgaben hinsichtlich einer versickerungsfähigen Pflasterung zu erlassen.

Ferner fordert Münch die Reinigung der Straßenläufe durch den gemeindlichen Bauhof. Bisher werde dies durch die gemeindliche Satzung auf die Bürger abgeschoben. Doch der Abfall aus den Sinkkästen werde mittlerweile als Sondermüll eingestuft - die Entsorgung könne man nicht den Bürgern aufbürden, betont Münch. Viel Kommunen würden zwischenzeitlich einen anderen Weg gehen. Der Markt Eggolsheim besitze beispielsweise ein entsprechendes Reinigungsfahrzeug.

Münch plädiert ferner für den Erhalt der Weiherkette entlang des Hirtenbachs als natürliche Rückhaltefläche. Die bereits verfüllten Weiher müssten wiederhergestellt, eventuell sogar vertieft werden.

Als zehntes Gebot fordert der Freie Wähler schließlich die Einführung einer gesplitteten Abwassergebühr anstatt der bisherigen Erhebung einer einheitlichen Gebühr für Abwasser (Schmutz- und Niederschlagswasser) nach dem modifizierten Frischwassermaßstab. Bei der gesplitteten Abwassergebühr diene für die Niederschlagswassergebühr als Gebührenmaßstab die befestigte Grundstücksfläche. Die gesplittete Abwassergebühr schaffe somit finanzielle Anreize zur Entsiegelung, zur Regenwassernutzung (Zisternen) und zur Regenwasserversickerung vor Ort. Dies, so Münch, sei ein Beitrag zur Hochwasservorsorge.