ZDF-Biertest mit fadem Beigeschmack für Effeltrich
Autor: Peter Groscurth
Effeltrich, Mittwoch, 28. Januar 2015
Im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) lief eine Sendung über den Hopfensaft. Bei einer Blindverkostung lag der Trachtenverein Effeltrich meist daneben. Doch bessere Resultate waren kaum möglich.
Große Diskussion um die ZDF-Sendung "Wie gut ist unser Bier?": Fast drei Millionen Zuschauer guckten am Dienstag um 20.15 Uhr die Reportage von Sterne-Koch Nelson Müller und seinen Recherchen rund um den Hopfensaft. Mit dabei auch eine Blindverkostung von verschiedenen Pils-Bieren aus ganz Deutschland wie etwa der Marken Oettinger, Beck's, Warsteiner, Krombacher oder Kulmbacher. Und wer durfte testen? Eine Trachtengruppe aus dem Landkreis Forchheim - und zwar aus Effel trich.
Peinlicher Fehler des Senders ZDF gleich zu Beginn: Eine Stimme im Hintergrund kündigte die Oberfranken als "Bamberger Trachtenverein Effel trich" an. Autsch, das tat weh. Doch leider kam es noch schlimmer, denn: Die Trachtler aus der Region konnten die Biere nicht erschmecken, lagen fast immer mit ihren Einschätzungen falsch. Warsteiner etwa wurde als "vollmundig, ja fast fränkisch" eingestuft und das norddeutsche Beck's kommentierte ein Mitglied des Trachtenvereins als "kommt Richtung Franken". Kulmbacher dagegen stelle "kein fränkisches Bier" dar, urteilte einer vor der Kamera nach einem Schluck aus dem kleinen, durchsichtigen Trinkglas.
Lange Gesichter
Dementsprechend lange Gesichter gab es, als die Tester mitbekamen, wie falsch ihre Einschätzungen waren. "Jetzt bin ich peinlich berührt" oder "erschreckend" lauteten da einige der Reaktionen. Und auch im zweiten Test, als es darum ging, bekannte Marken und Biere aus Discounter-Märkten zu unterscheiden, waren die Resultate nicht besser.
So verlief der Dreh
Was aber ist los? Haben wir Franken etwa unseren Sinn fürs Bier verloren? Obwohl wir im Schnitt doppelt so viel Hopfensaft trinken als der Rest der Bundesbürger? Von wegen. Kathrin Heimann (DEL), Effeltrichs Bürgermeisterin, kennt die Gründe, woran es lag, dass ihre Trachtler so schlecht gekostet haben: "Ich habe die Sendung auch gesehen. Mir haben Mitglieder des Vereins allerdings verraten, wie genau der Dreh für den Blind-Test lief." Laut Teilnehmern war die TV-Produktion bereits im September vergangenen Jahres. Und weil sich die Aufnahmen hingezogen hätten, standen die Biere auch lange herum, der Inhalt war daher warm und der Schaum der Biere musste daher zusätzlich noch mit Löffeln aufpeppt werden.
Der Vorsitzende des Trachtenvereins, Bernhard Kotz, bestätigt das und schildert: "Wir wollten eigentlich nur unsere Region präsentieren und bestanden daher auch auf den Drehort am Forchheimer Kellerberg und nicht in Bamberg."
"Da war vieles eben nur ein wenig Show", meint Heimann. Und kein Wunder, dass die Ergebnisse miserabel ausfielen. "Gute Resultate sind ja dann fast unmöglich", fügte die Bürgermeisterin an. Sie selbst weiß, wie schwer solche Blindverkostungen seien, musste sie früher zuhause auf Wunsch ihrer Kinder unterschiedliche Säfte testen.
Das sagt der Braumeister
Und was sagt ein Forchheimer Braumeister zur ZDF-Sendung? Daniel Bayer-Hebendanz ist vor allem enttäuscht: "Ich fand es beschämend, dass die Leute bei diesem Test so bloßgestellt wurden. Wenigstens einen Treffer hätten die Macher ja zeigen können." Zudem bemängelt der Brauer, dass für solche Blind-Verkostungen vor allem auch Erfahrung gefragt sei. "Man sollte langsam trinken, das Bier über die Zunge rollen lassen und vorher auch daran riechen."
Denn fränkisches Bier habe im Gegensatz zu den Produkten der Konzerne einen individuellen Geschmack. Auch "der Sud ist oft jedes Mal ein wenig anders", meint er weiter. Kopf hoch also in Effeltrich! Schließlich bewiesen auch die Laborwerte, wie schwer es ist, Biere zu unterscheiden. Bitterstoff-Werte und Alkoholgehalt seien oftmals nur Nuancen auseinander, hieß es in der ZDF-Sendung nach dem Test.
Fakt ist: Fragen zur Reportage dieser Zeitung ließ das ZDF am Mittwoch unbeantwortet. Aber eines ist und bleibt sicher: Nichts ist schöner als ein kühles Seidla frisches, fränkisches Bier. Prost!