Wut auf das Studententicket des VGN
Autor: Petra Malbrich
Gräfenberg, Freitag, 30. Januar 2015
Als Vater zweier Studenten ärgert sich Konrad Hofmann über das geplante Semesterticket der Unis Erlangen und Nürnberg. Jetzt will der Gräfenberger FW-Stadtrat den Widerstand organisieren.
Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) freut sich sehr darüber, dass die Studenten in Erlangen und Nürnberg dem solidarisch finanzierten Semesterticketangebot zugestimmt haben. Das schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung.
Ob das Ticket aber tatsächlich solidarisch finanziert wird, ist für Konrad Hofmann aus Thuisbrunn gar nicht so sicher. "50,7 Prozent der Studenten an der Uni und 58 Prozent der Studenten an der TH stimmten für das Ticket. Fast die Hälfte der Studenten zahlt gegen ihren Willen", sagt Konrad Hofmann.
Der Vater von zwei Studenten ärgert sich über das Semesterticket. "Das Grundticket, das 65 Euro kostet, wird nun zum Wintersemester allen Studierenden mit der Einschreibung aufgedrückt. Es gilt aber nur abends von 19 Uhr bis früh um 6 Uhr und am Wochenende."
Das Ticket kann man nicht nutzen, außer man wohne in der Stadt oder es trage zur Freizeitgestaltung bei", kritisiert der Gräfenberger Stadtrat. Um tagsüber mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Vorlesungen fahren zu können, brauche man das Zusatzticket, das 193 Euro koste. Macht pro Student 258 Euro im Semester. Dass von dem Solidaritätsmodell alle Studierenden profitieren, stehe für den VGN außer Frage - so heißt es jedenfalls in der betreffenden Pressemitteilung. "Wir sind überzeugt, dass selbst die Skeptiker zumindest das Sockelticket tatsächlich nutzen werden", wird VGN-Geschäftsführer Jürgen Haasler darin zitiert.
Geld von den Studenten
Skeptiker Konrad Hofmann sieht das allerdings nicht ganz so positiv: "Es sind 130 Euro zum Fenster hinausgeworfen. Mich ärgert vor allem die Art und Weise, wie man sich von den Studenten das Geld holt."
Für alle, die in Thuisbrunn und anderen ländlich gelegenen Orten lebten, sei selbst das Zusatzticket unrentabel. Der schlechten Busanbindungen wegen. Würde der Bus im 30-Minuten-Takt nach Gräfenberg fahren, sähe das Ganze anders aus. Doch was nütze es, um acht oder neun Uhr in Nürnberg zu sein, wenn die Vorlesung erst um 13 Uhr oder 14 Uhr beginnt. Abends müsse man schließlich auch irgendwie nach Hause kommen.
"An die Schmerzgrenze"
Obendrein komme, dass die Verbindung nach Erlangen noch schlechter sei. Hofmanns Sohn Martin studiert in Nürnberg und Erlangen, die Tochter nur in Nürnberg. Wenn das Grundticket ein Tagesticket wäre und die Nachtfahrten dazu gebucht werden könne, wäre er, Hofmann der Erste, der diese Karten kaufen würde. Selbst bei der ungünstigen öffentlichen Verkehrslage.
Der Familienvater hat ausgerechnet, dass die 65 Euro für das Grundticket genau den 1,62 Prozent entspricht, mit denen Bafög-Bezieher mit Fahrkosten belastet werden dürfen. "Hier ist man genau an die Schmerzgrenze gegangen", schimpft Hofmann. Das Finanzielle ist für ihn persönlich nicht das Problem. Seine beiden Kinder beziehen kein Bafög. Sie wohnen zu Hause und jobben in der Freizeit.
Mit dem Studentenwerk und der Politik wolle die VGN nun die notwendigen vertraglichen Vorbereitungen treffen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Konrad Hofmann sieht zumindest das positiv: "Für mich ist das ein Thema für die Politik", sagt er. Ihn irritieren auch die unterschiedlichen Preise, für das ein Semesterticket in den verschiedenen Landkreisen und Städten angeboten wird. In der Stadtratssitzung hat er seinen Unmut bereits geäußert.
Mitstreiter gesucht
Auch Landrat Hermann Ulm (CSU) hat der Thuisbrunner angeschrieben. Eine schriftliche Antwort erhielt er immerhin von Frithjof Dier, Geschäftsbereichsleiter im Landratsamt. Dier habe laut Hofmann eingeräumt, dass die jetzige Lösung nicht für sämtliche Studenten vorteilhaft ist. Allerdings wären ohne den gelebten Solidargedanken die Tickets noch teurer geworden. Dier habe versprochen, Hofmanns Argumentation weiterzutragen.
Darauf will sich der nicht verlassen. Er hofft auf Mitstreiter aus der Kommunalpolitik.