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Wird neues Hallenbad in Gräfenberg ein Passivhaus?


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Freitag, 01. März 2019

Das Gräfenberger Hallenbad wird neu gebaut - eventuell Passivhausstandard. In ganz Deutschland gibt es aber nur vier Hallenbäder in dieser Bauweise.
Das Hallenbad in Gräfenberg Foto: Petra Malbrich


Als Leuchtturmprojekt wird das neue Gräfenberger Hallenbad im Landkreis Forchheim bezeichnet. Ein Lehrschwimmbecken soll es werden, die Schulkinder lernen dort schwimmen. 2,4 Millionen Euro wurde der Stadt an Fördermitteln zugestanden. "Wir werden wohl eine Million mehr brauchen", sagte Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) im Stadtrat. Auch der Landkreis signalisierte laut Nekolla, dass er sich nicht aus der Verantwortung ziehen werde. Nun müsse man in die Ausschreibung gehen. Doch wie soll das neue Hallenbad gebaut werden, um die Energiekosten niedrig zu halten? Auf eine Rundreise haben sich deshalb Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla (SPD) und Mitarbeiter begeben und sind in Bamberg auf die Passivhausbauweise gestoßen. "Der Keller ist dicht isoliert, es gibt keine Wärmeverluste", schwärmt der Bürgermeister. Zu 90 Prozent würde durch die Pumpe unter der Kellerdecke geheizt werden.

Architekt mit Erfahrung

Die Betreiber solcher Bäder erklärten dem Gräfenberger Stadtoberhaupt, dass man sich dazu nicht irgendeinen Architekten suchen könne. Das Projekt müsse ganzheitlich betrachtet und somit von einem Architekten mit Erfahrung in der Passivhausbauweise durchgeführt werden. In die Ausschreibung möchte die Stadt nun gehen und lud mit Oliver Beck vom Institut für Energietechnik (IFE) Amberg-Weiden einen Fachmann dazu ein. "Das Hallenbad im Passivhausstandard ist noch nicht angekommen. Nur vier gibt es in Deutschland", meinte Beck bedauernd und zeigte dann die vielen Vorteile auf. Auf fünf Grundsätzen ist das Passivhaus aufgestellt: die Wärmedämmung, die Fenster, die Lüftungswärmerückgewinnung, die Luftdichtheit und die Wärmebrückenfreiheit.

Hohe Raumtemperaturen

Warum man seiner Meinung nach bei einem Hallenbad an ein Passivhaus denken solle, liege auf der Hand. Gerade in einem Hallenbad gibt es hohe Raumtemperaturen. Das Beckenwasser muss ständig erwärmt werden. Das Passivhaus benötige keine Heizung, sei niedrig im Energieverbrauch und brauche keine zusätzliche Umluft. "In einem Hallenbad verdunstet Wasser. Umso mehr, je geringer die Raumluftfeuchte ist", erläuterte Beck. Werde diese nun erhöht, sinke die Beckenwasserverdunstung. Das Beckenwasser werde wieder verwendet, um daraus Energie zurückzugewinnen. Damit das alles gelingt, beginnt die Maßnahme bereits in der Hülle des Bades. Der Dämmstandard müsse erhöht werden. Statt der üblichen 16 Zentimeter Wärmedämmung sei eine Dämmung von 30 Zentimetern notwendig, im Dach sogar 40 Zentimeter.

Fenster mit drei Scheiben

Ein weiteres Augenmerk wird auf die Fenster gelegt mit einer Dreischeiben-Wärmeschutzverglasung und einem thermisch hochwertigen Rahmen. Ein weiteres großes Thema sei die Lüftungstechnik, die zum Heizen der Schwimmhalle, zur Entfeuchtung und zum Abtransport von Luftschadstoffen dient. 15 bis 20 Prozent teurer sei das Passivhaus im Gegensatz zu einem herkömmlich gut isolierten Haus, beantwortete Beck die Frage des CSU-Stadtrats Hans Derbfuß. "Es sind vor allem die Betriebskosten, die richtig einschlagen", erläuterte Beck. Gerade deshalb sei bei einem Hallenbad der Passivhausstandard geeignet. Die Mehrkosten des Baus spare man an Betriebskosten auf Jahrzehnte ein, beteuerte Werner Wolf (FW). Alfred Lanzendörfers (SPD) Interesse galt der Verglasung des Gebäudes. "Es wird nicht mehr so viel Glas sein. Glas ist teurer, hat höhere Wärmeverluste und im Sommer wird es innen pudelwarm", sagte Beck. Gerade hinsichtlich Wärme und Kälte hatte Zweite Bürgermeisterin Sylvia Hofmann (FW) Bedenken. In Passivhäusern sei es im Sommer oft sehr heiß und im Winter sehr kalt. Sie möchte deshalb, dass in den vier Hallenbädern, die in Deutschland in Passivhausstandard gebaut wurden, nach deren Erfahrungswerte gefragt werde. Auch Hans Derbfuß war nicht ganz wohl bei der Sache. "Es geht nicht nur um die Einsparung. Aber wenn etwas nicht funktioniert, dann haben wir schnell einen Schimmel im Bad. Was nutzt es, eine neue Technik zu holen, wenn wir uns dann Probleme ins Haus holen? Hier findet dann Schulschwimmen statt", gab Derbfuß zu bedenken und wollte deshalb Planungen für eine Hülle im Niedrigenergiesektor in herkömmlicher Bauweise. "Mit einem Passivhaus haben wir größere Chancen, den Schimmel abhalten zu können", hielt Matthias Striebich (Grüne) entgegen. Um allen relativ gerecht zu werden, schlug Lars Laufer (CSU) vor, nicht den Passivhausstandard auszuschreiben, sondern einen Architekten zu suchen, der Passivhausstandard kann und somit auch Erfahrung im Niedrigenergiesektor hat.

Ruhestörung auf dem Marktplatz

Immer mehr Gräfenberger beschweren sich über die Ruhestörung auf dem Marktplatz, informierte Hans Derbfuß (CSU). Der Grund seien die Besucher des Stadtcafés. "Wir haben beim Landratsamt nachgefragt, dort liegen keine Beschwerden vor", sagte Bürgermeister Nekolla, der das Problem durchaus kennt. Die Lösung sei ganz einfach: Die Leute müssten bei der Ruhestörung die Polizei rufen und dann auch als Zeuge zur Verfügung stehen und keinen Rückzieher machen. Nur so könne Abhilfe geschaffen werden und nur so würden die Beschwerden ans Amt weitergeleitet werden. Die Stadt selbst hat über geänderte Sperrzeiten nachgedacht.