Druckartikel: Wird das Kolpinghaus in Forchheim zum Kulturzentrum?

Wird das Kolpinghaus in Forchheim zum Kulturzentrum?


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 15. Januar 2015

Noch im ersten Quartal will OB Franz Stumpf einen Ideenwettbewerb starten: Das denkmalgeschützte Haus am Kolpingsplatz 1 soll ein Kulturzentrum werden. Über die Inhalte dieses Zentrums gibt es jedoch keinen Konsens.
Einige Wohnungen und eine Tanzschule befinden sich aktuell im Kolpinghaus. Noch in diesem Quartal will Oberbürgermeister Franz Stumpf einen Ideenwettbewerb starten, um die Umgestaltung des Hauses zum Kulturzentrum voranzutreiben. Foto: Roepert


Das Kolpinghaus soll zum kulturellen Mittelpunkt der Stadt werden. Über ein Jahr lang hat sich ein Runder Tisch Gedanken gemacht. Moderiert von Dieter George, dem Kulturbeauftragten der Stadt, versuchten die "Kulturschaffenden Vereine" (Junges Theater, Musikverein Buckenhofen, Altstadtfreunde, Megafon, VHS-Bühne, etc.) den Bedarf zu klären.

Eine "mehrheitliche Vorgabe" sei erarbeitet worden, sagt George und skizziert grob das Ergebnis: Das Kulturzentrum im Kolpinghaus sollte mit zwei Veranstaltungssälen (einer für maximal 800, ein zweiter für bis zu 130 Besucher), zwei Proberäumen und zwei Büros ausgestattet sein. Die Einrichtung einer eigenen Gastronomie sei umstritten.

Für Dieter George und Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) ist das Kolpinghaus auch deshalb ein idealer Ort, weil durch den Umbau (und einen Anbau im Süden) ein herausragendes Denkmal der Stadt erhalten und mit Hilfe von

Fördergeldern neu genutzt werden könne.

Anfang Februar will OB Stumpf das Konzept des Runden Tisches im Haupt- und Kulturausschuss zur Debatte stellen. "Die Anforderungen der Kulturschaffenden sind definiert, jetzt ist die Politik dran - sie muss sagen, ob wir es überhaupt machen und wie." Noch in diesem Quartal sollte ein Ideenwettbewerb der Architekten starten, sagt Franz Stumpf.

Das Problem: Was für George und Stumpf wie ein Konzept aussieht, ist für andere nur eine Ideensammlung. Etwa sagt Lorenz Deutsch, der Künstlerische Leiter des Jungen Theaters Forchheim (JTF), dass es bislang "ein grundlegend verschiedenes Verständnis" des Begriffs Kulturzentrum und der dahinter stehenden Inhalte gebe.
Das Kolpinghaus dürfe keinesfalls nur ein Ersatz für Jahnhalle werden, wo eine Hallenverwaltung für eine möglichst effiziente Auslastung sorge. "Da würden wir uns viele Chancen vergeben. Was wir uns vorstellen, ist ein Zentrum, das die Kulturinitiativen vor Ort aktiv unterstützt." Kulturarbeit sei "sehr aufwendig", betont Lorenz Deutsch und appelliert: Nach dem Arbeitspapier des Runden Tisches müsse die Debatte darüber, was ein Kulturzentrum im Kolpinghaus leisten soll, jetzt erst beginnen. "Die Frage, wie dies betrieben werden soll, muss beantwortet werden - erst dann sollte man über die räumlichen Voraussetzungen reden", meint JTF-Programmchef Deutsch.

Gedrehtes Gebäude?

Bislang hatte vor allem die SPD eine Nutzung als Kulturzentrum abgelehnt: Der "räumliche Zuschnitt" im Kolpinghaus sei zu klein, hatte etwa SPD-Stadtrat Reinhold Otzelberger argumentiert und den Bau einer neuen Stadthalle gefordert. "Doch jetzt sehe ich enorme Bewegung. Es scheint die Idee zu geben, das Gebäude zu drehen und durch einen Anbau zu erweitern." Diese "Neuentwicklung" nähere sich dem SPD-Konzept an, sagt Otzelberger. Grundsätzlich kritisiert er, dass die Vertreter der Fraktionen bislang nur inoffiziell von den Plänen wüssten. "Der Stadtrat ist schon viel zu lange außen vor. Das Konzept, aber auch die Standortfrage müssen endlich in den Gremien beraten werden."

Furcht vor Standortdiskussion

Die Vorstellung, das Kolpinghaus könnte von der Politik abgelehnt werden, treibt dem Kulturbeauftragten (und Vorsitzenden des Heimatvereins) die Sorgenfalten in die Stirn: " Ich befürchte, eine Standortdiskussion könnte die Lösung auf lange Bank schieben."

Wenn Dieter George zum Jahresende in den Ruhestand geht, will er "keinen ungelösten kulturellen Raumbedarf hinterlassen". Er geht davon aus, dass die Planer am Kolpingsplatz "städtebaulich einen Wurf landen können".
Doch vor dem großen Wurf steht die Debatte. Denn der Kulturbeauftragte macht keinen Hehl daraus, dass das Erlanger E-Werk als Vorbild - "eine Nutzungsidee, die von der Musikintitiative Megafon geprägt wurde" - nicht seinem Ideal entspricht. Dagegen liegt beispielsweise auch FDP-Stadtrat Sebastian Körber auf der Megafon-Linie: "Das E-Werk in Erlangen wäre genau unser Vorbild. Ein kleines E-Werk für Forchheim wäre genau das, was wir brauchen", sagt Körber.
Und auch Wolfram Weltzer, Vorstandsmitglied im Jungen Theater Forchheim, plädiert: Am Kolpingsplatz sollte als "Analogie zum E-Werk" ein "F-Werk" entstehen.