Landtagswahl 2018: Forchheimer Kandidat Willfried Pätzke (Die Linke): "Wir brauchen wieder so was wie die 68er"
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Dienstag, 02. Oktober 2018
Gerade wegen seines späten Einstiegs in die Politik habe er etwas zu sagen, betont Willfried Pätzke, der Landtagskandidat der Linken.
Im Jahr 1968 war Willfried Pätzke 13 Jahre alt. Der Einfluss der 68er habe ihn bis heute geprägt. Diese Generation, betont Pätzke, "hat einen antiautoritären Ruck präsent gemacht und die Gesellschaft verändert". Der 63-jährige Produktionshelfer stammt aus Celle, hat seine niedersächsische Heimatstadt aber schon vor 35 Jahren verlassen. Über das Messegeschäft kam der Grafikstudent nach Nürnberg, heute lebt der Cellenser in Eggolsheim.
Willfried Pätzke bezeichnet sich als Politlaie. "Bei meiner Landtagskandidatur für die Linke geht es mir persönlich nicht um den Sieg. Bei dieser Wahl zählen Erst - und Zweitstimmen, es soll keine Stimme für die Partei verloren gehen."
Reaktion auf Rechtsruck
In seiner Kandidatur bestärkt wird Willfried Pätzke von seinen vier Kindern (zwischen 28 und 34 Jahre alt), von Nachbarn und Arbeitskollegen. Auf einer Postkarte fand er einen Satz, der ihm zum Leitspruch geworden sei: "Nicht weil es schwer ist, versuchen wir es nicht, sondern weil wir es nicht versuchen, ist es schwer." Für den 63-Jährigen heißt das: "Wenn ich die Aufgabe beginne, wachse ich damit."
Wahlkampf hat er schon mal gemacht - für Willy Brandt in den 70er Jahren. Doch einer Partei angeschlossen hatte er sich nie. Das änderte sich im vergangenen Jahr. Den Beitritt bei den Linken schildert er als "Reaktion auf das neue Klima und den Rechtsruck im Lande".
Wie in den Jahrgängen der um 1955 Geborenen üblich, ist Willfried Pätzke ein eminent politisch sozialisierter Mensch. Die zeitliche Nähe zum Krieg, die schwere Kriegsverletzung seines Vaters und die "Allgegenwart der ewig Gestrigen, die noch unsere Lehrer waren" - all das habe Spuren hinterlassen: "Natürlich haben wir Fragen gestellt", sagt Pätzke. "Was war da?"
Als besonders prägendes und belastendes Erlebnis habe er die Begegnung mit dem Massenmörder Heinrich Bunke erlebt. Willfried Pätzke war mit Bunkes Sohn bei den Pfadfindern und kannte die Familie. Bis heute könne er nicht verstehen, sagt Pätzke, dass Bunke als tausendfacher Euthanasie-Mörder sein Leben weitgehend unbehelligt in Celle habe verbringen können. Kurz sei er inhaftiert gewesen, die meisten Bürger hätten ihn respektiert. Bunke, der 2011 als freier Mann in Celle starb, habe nicht einmal seine Approbation als Arzt verloren. "Das hat mich schwer beeindruckt", sagt Willfried Pätzke.
Was den 63-Jährigen aktuell beeindruckt, das sei "die "regelrechte Spaltung im Land". Daher sein Engagement für die Linke: "Ich bin überzeugt, dass man nicht verzweifeln muss. Besser ist es, sich aktiv einzumischen." Wenn ihm Leute sagen, er sei doch schon 63 Jahre alt; ob es nicht ein bisschen spät sei für einen Einstieg in die Politik, dann hält Willfried Pätzke entgegen: "Hier bin ich. Und ich habe nicht trotz meines Alters, sondern gerade deshalb etwas mitzuteilen." Er sei ein "Anhänger von grundlegenden Fragestellungen", betont Pätzke. Es falle auf, wie oft in der Politik nur Symptome behandelt würden. "Ich meine, wir brauchen wieder so was wie die 68er."