Ärger bei fränkischen Brauereien: "Wir brauchen ein höheres Pfand"
Autor: Klaus Angerstein
Hallerndorf, Sonntag, 16. Juni 2019
Jährlich 7500 neue Kästen Leergut für rund 70 000 Euro - nur eine Beispielrechnung dafür, wie teuer fehlender Rücklauf eine Brauerei zu stehen kommt.
Georg Rittmayer ist nicht nur Inhaber der gleichnamigen Brauerei in Hallerndorf im Landkreis Forchheim, er ist zugleich Präsident des Verbands privater Brauereien in Bayern. Diese Funktion hat er nicht zuletzt deshalb übernommen, weil ihn seit Jahren das Problem mit dem Mehrweg-Pfandsystem und dem Leergut umtreibt.
Jahr für Jahr müssten die Brauereien für teueres Geld Kästen und Flaschen nachbestellen, weil zu wenig Leergut zurückkommt, erfahren wir bei einem Besuch in Hallerndorf. Im vergangenen Sommer sorgte die langanhaltende Hitze für einen enormen Mangel an Pfandflaschen, wodurch einige Brauer bestimmte Sorten nicht mehr abfüllen konnten. Rittmayer betreibt neben seiner Brauerei ein eigenes Abfüllzentrum mit 50 Mitarbeitern. 30 Brauereien aus der ganzen Region lassen hier ihr Bier auf Flaschen abfüllen.
Teure Ersatzbeschaffung
Die teure Ersatzbeschaffung von Leergut hat sich für so manche kleinere Brauerei zu einem existenziellen Problem gemausert. "Der Wiederbeschaffungswert für einen Bierkasten inklusive 20 Euroflaschen liegt bei etwa zehn Euro. Bei Bügelverschlussflaschen werden gar elf Euro fällig. Dafür ist ein Pfand von 3,10 Euro einfach zu wenig", beklagt Rittmayer eine Situation, an der sich unbedingt etwas ändern müsse. Weil die jährlich notwendigen Neubestellungen von Leergut für die Brauereien ein immer teurer werdendes Draufzahlgeschäft geworden sind.
Rittmayer selbst muss für seine Brauerei mit einem Ausstoß von jährlich etwa 30.000 Hektolitern alle 12 Monate einen sechsstelligen Betrag für die Ersatzbeschaffung von Leergut einplanen. "Bei manchen meiner Kollegen stellt sich dann, wenn die Entwicklung so bleibt, schon die Existenzfrage", fürchtet der Brauereien-Präsident.
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Davon ist sein Kollege Roland Kalb von der Bamberger Brauerei Fässla zwar meilenweit entfernt, aber auch ihn ärgert der Leergutausfall. Kalb muss jährlich etwa 7500 Kästen Leergut nachbestellen, was immerhin eine Summe von rund 70.000 Euro ausmacht.
Mühseliges Aussortieren von Fremdflaschen
Franz Göller betreibt im unterfränkischen Zeil ebenfalls eine Abfüllanlage. 15 Brauereien liefern hier in Tanks ihr Bier zum Abfüllen an. Wie sein Kollege in Hallerndorf klagt er nicht nur über fehlendes Leergut, sondern auch über jede Menge an Fremdflaschen, die erst mühselig aussortiert werden müssen, ehe das Leergut gewaschen und erneut genutzt werden kann.