Wildschweinjagd: Sauen fordern Hunde heraus
Autor: Ekkehard Roepert
LKR Forchheim, Donnerstag, 12. Februar 2015
Die Jäger werden der Wildschweine nicht mehr Herr. Daher setzt der Jagdverband auf eine neue Methode: Er eröffnet bei Aufseß das erste Gatter in Bayern, in dem Hunde auf die Schwarzkittel-Jagd vorbereitet werden.
Was wird der Hund machen, wenn er die Sau trifft? Diese Frage hat bislang die wenigsten Jagdhunde-Besitzer interessiert. Doch künftig werden sie sich dafür interessieren müssen. Denn die Jagd ändert sich grundlegend - und mit ihr werden sich die Hunde ändern müssen.
Davon ist Renate Hoffmann überzeugt: "Früher hat man viel auf Niederwild jagen müssen, aber das spielt eine immer geringere Rolle", sagt die Jägerin und Jagdhund-Ausbilderin aus Unterstürmig, "die Sauen werden immer stärker. Die Hunde-Ausbildung wird ein großes Thema werden, denn die Jäger werden auf Sauen jagen müssen." Daher betreten die bayerischen Jäger jetzt Neuland. Zwei sogenannte Wildschwein-Gatter werden im Freistaat gebaut. Das Erste entsteht nach jahrelanger Vorbereitung in einem Privatwald zwischen Heiligenstadt und Aufseß.
Fliegende Hunde
"Das Ganze ist für uns einigermaßen exotisch, aber man muss vorbereitet sein", gibt Hans-Jürgen Dittmann zu bedenken. Als Vorsitzender in der Kreisgruppe Forchheim im Landesjagdverband schätzt er sich glücklich, dass die Jäger der Region ab März ihre Hunde bei Aufseß auf die Wildschweinjagd vorbereiten können. "Der Hund darf sich weder verbeißen noch übertrampeln lassen", sagt Dittmann. Ob das Tier überhaupt für die Sauen-Jagd geeignet sei, das könne nur in einem Gatter unter Aufsicht eines Gattermeisters beantwortet werden.
Renate Hoffmann hat ihren eigenen Hund ausbilden lassen. Die Sauen-Jagd sei riskant. "Die kleinen Hunde können wegfliegen, wenn sie getroffen werden. Aber die großen Hunde werden von den Sauen aufgeschlitzt." Daher müssten sie lernen, "mit einem gewissen Sicherheitsabstand zu jagen". Die Schweine im Gatter würden dabei weder gehetzt noch gequält, betont Renate Hoffmann. Susanne Loskarn, Tierschützerin aus Forchheim, hat gegen die Wildschwein-Jagd mit Hunden grundsätzlich nichts einzuwenden: "Wir haben keine Bären und Wölfe vor Ort, die das erledigen können. Die Überbestände müssen dezimiert werden. Es kommt aber schon drauf an, wie es erledigt wird."
Die Hunde sollten - wie in Australien - so ausgebildet werden, "dass sie das Wild nur aufscheuchen und nicht bis zum Herzinfarkt jagen", fordert Loskarn. "Die Wildschweine sind bei diesem Training in den Gattern völlig entspannt", hat Renate Hoffmann bei ihren Besuchen in den Wildschwein-Gattern in Thüringen und in Baden-Württemberg beobachtet.
Dort hat sie ihren Deutschdrahthaar-Rüden zum Saujäger ausbilden lassen. "Der Hund war zu stark an den Sauen, man musste ihn zähmen", erzählt die Jägerin aus Unterstürmig. Und wie wird ein Hund gezähmt? "Indem er auf ein stärkeres Schwein trifft, das ihn in die Schranken weist. Das Schwein dreht sich und bleibt stehen. Das Schwein bringt dem Hund bei, wie er sich verhalten muss."Im Wesentlichen werde das Training in Aufseß darin bestehen, "dass die Sau auf der Innenseite des Gatters läuft und außen läuft der Hund", erklärt Helmut Zenker, der stellvertretende Bezirksvorsitzende im Jagdverband.
"Hundertprozentig sinnvoll" sei das Gatter mit den domestizierten Wildschweinen vor allem aus Tierschutzsicht, sagt Zenker: "Hier lernen die Hunde ohne Gefahr, vorsichtig, aber anhaltend um die Sau rum zu sein, die Sau zu ärgern und sie in Bewegung zu bringen."