Druckartikel: Wieso ein Forchheimer drei Jahre nach Australien und Neuseeland reist.

Wieso ein Forchheimer drei Jahre nach Australien und Neuseeland reist.


Autor: Christoph Wiedemann

Forchheim, Dienstag, 03. Juli 2018

Ein Forchheimer auf Weltreise. Dafür kündigt er seinen Job. Im Interview spricht er über diese Idee und was er an Forchheim wohl nicht vermissen wird
Jörg Mauerer betrachtet seine Heimat vom Walberla aus. Bald erblickt er die Weiten Australiens. privat


Länger als drei Jahre verlässt der Forchheimer Jörg Mauerer seine fränkische Heimat. Im November geht seine kleine Weltreise los. Erstes Ziel: Australien.

Herr Mauerer, was genau haben sie geplant?
Jörg Mauerer: Erst fliege ich für rund zwei Jahre nach Australien und danach für eineinhalb Jahre nach Neuseeland. Sofern sich die Chance ergibt, möchte ich auch nach Indonesien. Fidschi wäre ein Kleinziel.

Woher kam der Wunsch drei Jahre zu verreisen?
Eine Freundin aus der Berufsschule war in Australien und hat mich auf die Idee gebracht. Eigentlich wollte ich mir einen Laptop kaufen. Ich bin in den Expert gegangen und habe mich vor die Computer gestellt. Dann dachte ich: Entweder ich kaufe das jetzt für 4500 Euro oder ich sage einfach: ich bin ungebunden, ich habe alle Optionen offen: Wieso fliegst du nicht auch?

Wie lange haben Sie dann darüber nachgedacht?
Ich hab noch den Preis erfragt. Habe mich bedankt, bin raus gegangen und habe gesagt: Ok brauchen wir nicht weiter drüber reden - Ich gehe nach Australien und Neuseeland. Es ging also ziemlich schnell.

Wie ging es nach der Entscheidung weiter?
Zuerst musste ich meinen Job kündigen. Schwer war es nicht. Zum 31. August ist es dann soweit. Ich habe nicht das Gesellschaftsdenken, dass ich einen festen Job brauche. Ich verdiene schon viel Geld durch meine Fotografie und möchte da sowieso selbstständig werden.

Gibt es dabei Probleme mit Ämtern oder Versicherungen?
Ich war bei der Agentur für Arbeit. Die meinten, ich solle mich arbeitslos melden, damit ich Anspruch auf Krankenversicherung in Deutschland habe. Für vier Jahre habe ich Anspruch auf diese Leistungen - kein HartzIV, sondern Versicherungen. Während ich fort bin, gibt es natürlich auch kein Arbeitslosengeld, da ich nicht in Deutschland bin.

Wie sieht der Plan für Australien aus?
Klassisch: Work and Travel. Ich kann es sonst nicht finanzieren. Nebenbei bin ich Fotograf, Videograf und Grafiker. Diesen Nebenjob will ich irgendwann selbstständig machen. Das versuche ich auch in Australien.

Du reist also ganz alleine durch Australien?
Nicht ganz. Beim Metropol-Marathon habe ich eine Freundin getroffen, mit der ich an einem künstlerischem Projekt arbeiten möchte. Irgendwann sind wir auf das Thema Reisen gekommen. Und sie geht spontanerweise selbst Mitte November nach Australien. Die Anfangszeit werden wir gemeinsam verbringen.

Was kostet denn so eine dreijährige Reise?
Man darf nur mit einem Kapital von 3200 Euro in Australien einreisen. Das ist eine Vorgabe. So gehen sie sicher, dass man ausreichend Geld für ein Rückflugticket hat.

Wie lange dürfen Sie dann dort bleiben?
Bei Work and Travel normal ein Jahr. Wenn man drei Monate in diesem Jahr bei einem Arbeitgeber außerhalb von großen Städten - also irgendwo im No-Where - arbeitet, kann man ein zweites Jahr ranhängen. In Neuseeland ist es ebenfalls ein volles Jahr. Dort kann man aber nur ein halbes Jahr anhängen.

Wie hat Ihre Familie auf die Ausflugspläne reagiert?
Die sieht das ganz gelassen. Klar ist es für meine Eltern emotional. Obwohl ich der letzte meiner Geschwister bin, der auszieht. Sie wissen, dass ich immer meinen Weg gehe. Sie haben vollstes Vertrauen in mich. Aber sie haben immer mal wieder gescherzt, dass ich da drüben bleiben werde.

Wäre das möglich?
Vielleicht gehe ich noch nach Asien. Oder mein größter Wunsch geht in Erfüllung: Ich bekomme Kontakte bei Festivals mit Künstlern und mache mit denen eine Welttournee. Dann werde ich aber definitiv immer mal wieder zurückkommen.

Auf was freuen Sie sich ganz besonders auf ihrer Reise?
Ich bin jemand, der immer an sich selbst arbeitet und an seiner Persönlichkeit. Deshalb freue ich mich am meisten darauf, ohne Druck, ohne Gegenwehr und ohne Erwartungen, alles zu machen, ohne darüber nachzudenken. Ich mache meine Erfahrungen, das zeichnet mein Leben aus.

Was werden Sie hier besonders vermissen?
Meine Freunde und meine Familie. Und natürlich die fränkische Küche. Das Schäuferla wird mir schon fehlen.

Im Gegenteil: Was werden Sie sicher nicht vermissen?
Eigentlich gibt es Nichts. Das Einzige, das sich mittlerweile allerdings gebessert hat, sind die Verspätungszeiten der Busse. Die werde ich nicht vermissen.

Das Gespräch führte Christoph Wiedemann.