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Wie viele Kinder wird es geben?


Autor: Pauline Lindner

Neunkirchen am Brand, Freitag, 22. Februar 2019

Mit der Bedarfsplanung für Krippen, Kindergärten und Schulen beschäftigte sich das Gremium in seiner jüngsten Sitzung. Dabei ging es vor allem darum, den Bedarf für die Jahre bis 2014 einzuschätzen.
Damit in Neunkirchen genügend Plätze in Kindertagesstätten zur Verfügung stehen, musste der Marktgemeinderat den zukünftigen Bedarf abschätzen. Foto: Rolf Vennenbernd,dpa/Archiv


Wie viele Plätze in Krippen, Kindergärten und Schule braucht Neunkirchen in Zukunft? Wie muss die Bedarfsplanung für die Jahre 2019 bis 2024 aussehen? Dieses Thema beschäftigt den Marktgemeinderat schon seit Längerem.

Im Dezember legte die Verwaltung ein Zahlenwerk vor, dass mit einem Puffer von zehn Prozent über der demografischen Bedarfsentwicklung arbeitet. Seitens des Rats ging danach der Hinweis ein, diese Berechnung stünde nicht in Übereinklang mit älteren Ratsbeschlüssen aus dem Jahr 2017. Deshalb stellte die Verwaltung nun mehrere Rechenmodelle zum Vergleich nebeneinander vor. Sie unterscheiden sich nicht nur in der Zahl der geplanten Betreuungsplätze, sondern vor allem in den Kostenauswirkungen. Fachreferatsleiter Michael Mosch gab denn auch vor: "Mit Augenmaß Ökonomie und Bedarf abwägen."

Martin Mehl (CSU) stellte als Erstes eine Begriffsverwirrung fest. Was bedeutet Puffer für Zuzüge unterm Jahr? Für ihn muss die Ausgangsfrage lauten: Was ist der Bedarf und was stelle ich mir vor? Denn, so Mosch, in der demografischen Bedarfsberechnung steckt die prognostizierte Kinderzahl, aber auch der politisch festgelegte Versorgungsgrad. Und erst auf diese Zahlenbasis wird ein Puffer aufgeschlagen - für doch Mögliches.

Sein Beispiel: Nach dieser Methode braucht man derzeit in Neunkirchen 38 Krippenplätze für Unter-Dreijährige, wenn man die Versorgungsquote von bisher 50 Prozent dabei auf 60 Prozent anhebt. Vier Plätze würden dann als Puffer reichen. Real besuchen 48 Prozent der Kinder unter drei Jahren eine Krippe. Die Fortschreibung der Zahlen beinhaltet schon die Tatsache, dass voraussichtlich mehr Frauen als bisher arbeiten wollen.

Altersgruppen

"Einem Banker würde man jetzt Rechentricks vorwerfen", reagierte Martin Walz (CSU), im Hauptberuf Banker, auf den Zahlenwirrwarr mit den variablen Faktoren. Er riet dazu, die drei Altersgruppen der zu Betreuenden getrennt zu betrachten. Damit schieden die Über-Sechsjährigen schon aus der Diskussion aus. Denn in der Schule ist genügend Platz, um bei Bedarf eine weitere OGTS-Gruppe aufzumachen. Die Unter-Dreijährigen entpuppten sich alsbald auch als unproblematisch. Denn in den zwei geplanten Gruppen der Caritas mit 24 Plätzen und einer gemischten Gruppe ergibt sich automatisch ein realer Puffer.

Viel komplexer und mit vielen Fragezeichen behaftet ist die Situation für klassische Kindergartenkinder zwischen drei und sechs Jahren. Wobei in Neunkirchen der Faktor, dass auswärtige Kinder im Ort untergebracht sind (35), aber fast genauso viele Neunkirchner Kinder auswärts (23), eine Rolle spielt. Der Rat klammerte deshalb den Kindergarten in Ermreuth bei seinen weiteren Überlegungen aus. Hier in dieser integrativen Einrichtung werden für den ganzen südlichen Landkreis Kinder mit Behinderungen betreut, insbesondere auch solche, die einen erhöhten Assistenzbedarf haben.

Irgendwann in der ausufernden Diskussion fiel der Begriff vom Kaffeesatzlesen. Die Fähigkeit zum Hellsehen wäre gefragt, um die vielen Unwägbarkeiten aufzufangen. Eine davon ist, in welcher Zeit das Hemmerlein-Gelände bebaut wird. Ging man - auch in der Bedarfsberechung - bisher von zwei Jahren aus, sollen es nun bis zu fünf Jahren werden. Damit würde sich die bislang errechnete Bedarfsspitze im Jahr 2021 entzerren und nach hinten verschieben.

Der Methode "Bauen wir lieber mehr als wir wahrscheinlich brauchen" sind mehrere Riegel vorgeschoben. Zum einen die wirtschaftliche Belastbarkeit der Gemeinde und damit die Haushaltsgenehmigungen. Zum anderen die 25-jährige Bindung wegen der staatlichen Fördermittel. Denn das bedeutet, die Raumnutzung ist nur für Kinderbetreuung möglich, damit Rückforderungen vermieden werden.

"Nicht auf Kante nähen bei den U6-Kindern" warnte Walz aus eigener Erfahrung. Das sah auch Andreas Pfister (SPD) so. "Niemand soll ein solches Gespräch führen müssen, wie ich als Bürgermeistervertreter." Zu ihm kam ein neu zugezogenes Ehepaar ohne Auto, das in Neunkirchen wohnt und in Uttenreuth arbeitet. Ein Kindergartenplatz war nur in Ermreuth frei. So brachte der Vater das Kind mit dem Bus dorthin und nur wenn er Glück hatte, erwischte er noch den Bus zurück. Wenn nicht, musste er eine Stunde warten.

Für Irritationen sorgte auch die Tatsache, dass es heuer 234 Kinder der Altersgruppe drei bis sechs gibt, aber die vorhandenen 256 Plätze nicht ausreichen. Des Rätsels Lösung: Die Einschulung ist immer im September. Bis dorthin erleben viele Kinder schon ihren sechsten Geburtstag im Kindergarten. Dazu kommen noch die Kinder, die zurückgestellt werden, derzeit sieben. Diese Zahl wird aber durch den eingeführten Einschulungskorridor, der den Eltern mehr Entscheidungsfreiheit einräumt, steigen. Das einkalkuliert, errechnet sich bis zum Jahr 2021 ein zusätzlicher Platzbedarf von 80.

Die Aufnahme von Gastkindern soll weiterhin restriktiv gehandhabt werden; insbesondere müssen die Träger der Kindergärten sich mit der Verwaltung deswegen ins Benehmen setzen.

Um gleich Taten folgen zu lassen, beschloss der Rat die vorzeitige Mittelbereitstellung für die Objektplanung der Kita an der Nürnberger Straße. Hierbei geht es um 500 000 Euro. In den Folgejahren sind weitere drei Millionen vorgesehen.

Auch bei der Toilettensanierung im Elisabeth-Kindergarten zeigte man sich großzügig. Der Markt übernimmt freiwillig zwei Drittel der Kosten von 178 000 Euro. Auch wenn es hier keine staatliche Förderung gibt. Man bedauerte allerdings, dass es versäumt wurde, diese Sanierung zugleich mit der geförderten Generalsanierung vor einigen Jahren abzuarbeiten. Anton Spatz (SPD) stimmte zwar zu, warnte aber vor möglichen Problemen mit der Genehmigung des noch nicht verabschiedeten Haushalts.

Wasserwacht bekommt mehr Geld

Einstimmig billigte der Rat eine Erhöhung der Vergütung für die Badeaufsicht durch die Wasserwacht. Eine Aufgabe, die der Verein seit 1953 übernommen hat. Im vergangenen Jahr ist, so Bürgermeister Heinz Richter (FW) das Bad fantastisch angenommen worden, so dass zwei Kräfte eingesetzt werden mussten. Das dürfte auch in der kommenden Periode der Fall sein, spielt das Wetter mit.