Druckartikel: Wie sich das Frauenbild in den Jahren verändert

Wie sich das Frauenbild in den Jahren verändert


Autor: Carmen Schwind

Forchheim, Dienstag, 03. November 2015

Früher waren die Frauen zu Hause. Heute arbeiten die meisten Frauen. Eine Mutter und ihre Tochter blicken auf die Unterschiede in ihren Biografien.
Tochter und Mutter mit verschiedenen Biografien.Privatfotos von Hermine Söhnlein


Viele junge Menschen schütteln den Kopf, wenn sie hören, was ältere Frauen in jungen Jahren mit sich haben machen lassen. Aussagen wie "das hätte ich mir nicht gefallen lassen" werden laut. Doch sollte man bedenken, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass Frauen im praktischen Leben nicht die gleichen Rechte hatten wie Männer.

Die 74-jährige Hermine Söhnlein beispielsweise hat diese Zeiten noch selbst erlebt. Jetzt wohnt sie neben ihrer 44-jährigen Tochter Sonja Krötz in Burk. Einerseits sind sich die beiden sehr ähnlich, andererseits wieder komplett verschieden. Denn jede ist in einer anderen Welt aufgewachsen.


Männer trafen Entscheidungen

Hermine Söhnlein hatte elf Geschwister, mit denen sie 1946 aus dem Böhmerwald nach Burk kam. Die Mutter, eine Kaufmannstochter und liebevolle Frau, hatte nie eine Entscheidung getroffen. Die traf der Vater, der Landwirt war. Jeden Sonntag ging es in die Kirche. Und auch sonst erklärte der Vater den Kindern wie alles zu laufen hatte.

Beispielsweise durfte ein katholisches Mädchen nichts mit einem evangelischen Jungen anfangen. "Mit 17 durfte ich zum ersten Mal tanzen gehen. Der Tänzer wollte mich für den nächsten Sonntag ins Kino einladen", erzählt Hermine Söhnlein. Da dies der erste Fastensonntag war, vermutete sie schnell Böses: "Bist du etwa evangelisch? Dann brauchst du nicht mehr zu kommen!"


Unaufgeklärtheit

Wenn sich Mädchen dann mal trafen, wurde gemutmaßt wie wohl ein Kuss sein mag, ob man davon schwanger werden und wie das Baby wohl aus dem Bauch heraus kommen würde. "Das war für uns einfach normal", erinnert sich Hermine Söhnlein.

Und dann hielt sie ein junger Mann mit einem Moped auf dem Weg zur Weberei an, in der sie gearbeitet hatte, und fragte, ob sie mit ihm an der Kerwa tanzen würde. Sie antwortete, dass sie erst den Familienrat befragen müsse, denn sie hatte kein schönes Kleid und keine entsprechenden Schuhe. Ihr Bruder entschied, dass alle für Kleid und Schuhe zusammenlegen würden, so konnte sie tanzen gehen mit ihrem zukünftigen Mann, einem Nebenerwerbslandwirt.

Auch bei ihnen ging der Mann arbeiten und die Frau kümmerte sich um die Landwirtschaft, die Küche und die Kinder. Ihr Mann war lustig und nett, doch er war typisch für die Zeit: Nach der harten Arbeit wollte er essen, zum Fußball und in die Gaststätte gehen. "Ich hatte ja keinen Führerschein und wollte manchmal auch raus, deshalb ging ich zum Kirchenchor", erzählt Hermine Söhnlein. Und sie war Gründungsmitglied des Frauenbundes. Ihr Mann war damals überrascht als Tochter Sonja ins Gymnasium wechseln wollte. Denn für einen späteren Mann, Kinder und Küche wäre Realschule nach seiner Meinung ausreichend gewesen. "Ich bin aber die Beste in der Klasse", rebellierte die Tochter und der Vater ließ sie gehen, würde sie aber nie zur Schule fahren.


Eigene Entscheidungen

"Das war die beste Entscheidung meines Lebens, auch wenn ich jeden Tag, egal bei welchem Wetter, mit dem Fahrrad von Burk nach Forchheim ins neue Ehrenbürg-Gymnasium gefahren bin", erzählt Sonja Krötz. Die Lehrer waren ihre Ersatzfamilie und hatten sie gefördert. "Ich wollte nie das Leben meiner Mutter führen", berichtet die Tochter.

Durch ein duales Studium zum Diplom-Verwaltungswirtin und ein Studium zur Diplom-Kauffrau hatte sie bei der Arbeit freie Wahl und entschied sich für die Postbank. Während des Studiums verdiente sie Geld im Bamberger Freibad als Bedienung, denn sie wollte etwas erreichen und nahm die Dinge deshalb immer selbst in die Hand.
"Und ich habe einen starken und erfolgreichen Mann gefunden, der mein Partner im Leben und mittlerweile im Beruf ist und mich annehmen kann wie ich bin", sagt Sonja Krötz. Mama Hermine umarmt sie stolz.


Als der Mann noch das Sagen hate - Blick in die Geschichte


Grundrecht
Im Jahr 1949 findet der Satz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" den Weg ins Grundgesetz.Allerdings gelten damals im Bürgerlichen Gesetzbuch noch andere Rechte:
- Entscheidungsrecht des Mannes in allen das eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten.
- Frauen sind verpflichtet den Haushalt zu führen. Sie haben kein Recht auf eine eigenständige Berufstätigkeit, höchstens der Mann erlaubt es.
- Nach der Heirat ist das Vermögen der Frau der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen.
- Innerhalb ihres häuslichen Wirkungskreises darf die Frau den Mann vertreten. Der Mann kann das Recht jedoch beschränken oder ausschließen.
- Die elterliche Gewalt hat alleine der Mann.

Gleichberechtigung
Ein reformiertes Familiengesetz tritt im Juli 1958 in Kraft. Das letzte Wort hatte aber bis in die 70er-Jahre - hier wurde das Ehe- und Scheidungsrecht reformiert - immer noch der Ehemann. Bis dahin genehmigte der Ehemann beispielsweise noch, dass seine Frau arbeiten gehen darf. Seit dem 1. Juli 1977 gibt es den Grundsatz des Partnerschaftsprinzips. Damit gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Aufgabenteilung in einer Ehe mehr (früher: "Hausfrauenehe", also der Mann verdient das Geld für Familie)



Tipps für die gute Ehefrau

Ausschnitt aus der britischen Hauswirtschaftszeitschrift "Housekeeping Monthly" vom 13. Mai 1955:

Verwöhne IHN!

• Halten Sie das Abendessen - am besten sein Leibgericht -bereit wenn er von der Arbeit kommt!

• Machen Sie sich schick!

• Seien Sie fröhlich, machen Sie sich interessant für ihn!

• Sorgen Sie für ein trautes Heim, in dem er sich wohl fühlt!

• Räumen Sie auf. Machen Sie einen letzten Rundgang durch das Haus, kurz bevor Ihr Mann kommt.

• Räumen Sie Schulbücher, Spielsachen, Papiere usw. zusammen und säubern Sie mit einem Staubtuch die Tische.

• Während der kälteren Monate sollten Sie für ihn ein Kaminfeuer zum Entspannen vorbereiten.

• Machen Sie die Kinder schick und ermahnen Sie sie, leise zu sein.

• Wenn er nach Hause kommt, schalten Sie Spülmaschine, Trockner und Staubsauger aus.

• Seien Sie glücklich, ihn zu sehen.

• Begrüßen Sie ihn mit einem warmen Lächeln und zeigen Sie ihm, wie aufrichtig Sie sich wünschen, ihm eine Freude zu bereiten.

Opfere dich auf - ER ist der Chef!