Druckartikel: Wie Lebensmittel länger haltbar bleiben

Wie Lebensmittel länger haltbar bleiben


Autor: Friederike Stark

Heroldsbach, Dienstag, 22. Sept. 2020

Der Keller von Sylvia Hubele und ihrem Mann Ronald Bayer sieht aus wie zu Omas Zeiten. In den Regalen stehen Hunderte Einmachgläser, in denen Kirschen, Gurken und Stachelbeeren schwimmen. Wie das Ehepaar mit alten Rezepten experimentiert.
Sylvia Hubele aus Heroldsbach kocht im Bräter frisches Pflaumenmus ein.  Fotos: Matthias Hoch


Es riecht himmlisch. Ein bisschen nach Weihnachten. Ein bisschen nach Herbst. "Ich koche gerade Pflaumenmus ein", sagt Sylvie Hubele und öffnet ihren Backofen. Darin steht ein großer Bräter. Mit einem großen Holzlöffel rührt die Heroldsbacherin darin und prüft die Konsistenz. Sie zieht den Holzlöffel, der nun dunkelrot verfärbt ist, wieder aus dem Bräter, verschließt den Ofen und steckt einen frischen Kochlöffel in die Ofentür. "So kann die Flüssigkeit entweichen."

Geduld und ein paar gute Gewürze sind das Einzige, was ein gutes Pflaumenmus braucht. So mag es auch ihre Tochter, die ihr kürzlich das letzte Glas aus dem Keller stibitzt hat. Deswegen musste neues her.

Wobei Syliva Hubele und ihr Mann Ronald Bayer sich keine Sorgen machen müssen, mal nichts mehr zu essen im Keller zu haben. In einer Ecke des reich gefüllten Regals stehen mindestens zehn Gläser Marmelade. Daneben eingelegte Stachelbeeren. Kirschen im Glas, süß-saure Gurken, Gemüse und Aprikosen sind auch dabei.

Einkaufen muss das Ehepaar aus dem Forchheimer Landkreis sicher selten. "Wir haben immer viele Vorräte. Sogar mehr, als wir benötigen", erklärt Hubele.

Der Grund: Sie müsse einfach was mit ihren Händen machen. "Sonst würde ich nur vor dem Computer sitzen und Texte schreiben. Das muss auch nicht sein." Also wird eingeweckt, gedörrt und gebacken. Alles, was der eigene Garten und der Speiseplan so hergeben.

Neben den Klassikern Pflaumenmus und Marmeladen experimentiert das Ehepaar mit alten Rezepten. "Wir fragen zum Beispiel die älteren Leute im Ort nach Rezepten von damals", erklärt Hubele. Viele Rezepte aber stammen auch aus Sylvia Hubeles oder Ronald Bayers Familienfundus. Hubeles Oma kochte - wie damals üblich - viele Lebensmittel ein. Ihre Tante war eine Kräutersammlerin.

Ihr Mann Ronald Bayer ist in Heroldsbach geboren und lebt nach wie vor im Elternhaus. Die Frauen seiner Familie waren "Krenweiber", die neben fränkischem Meerrettich auch selbst gemischte Kräutertees verkauften. Nun sind er und Hubele in die Fußstapfen seiner Vorfahren getreten.

"Fränkische Trüffel" im Glas

"Da wir meist mehr haben, als wir brauchen, kamen wir auf die Idee, unsere Produkte auf Märkten zu verkaufen", erklärt Hubele. Neben fränkischen Gewürzmischungen bietet das Paar auch Eierlikör und eingelegten Schweinebraten an. Auch für die Region typische Leckereien, die heute kaum noch jemand kennt, probiert das Paar aus: etwa "fränkische Trüffel". Das sind grüne, unreife Walnüsse, die in einer sehr aufwendigen Prozedur immer wieder mit aufgekochtem Zuckersirup übergossen werden und schließlich in Einweckgläsern mit ein paar Gewürzen rund sechs Monate gelagert werden. Die Rezepte veröffentlichen die beiden auf ihrem Blog www.fränkische-rezepte.de.

"Ich koche und wecke gerne Lebensmittel ein, denn dann sind sie lange haltbar, ohne den Strom einer Tiefkühltruhe zu verbrauchen", sagt Hubele. Eine ihrer liebsten Kindheitserinnerungen hat mit Einweckgläsern zu tun: "Wir haben uns früher immer in Omas Keller geschlichen, haben am Gummi der Einmachgläser gezogen. Kaum war das vertraute ,Pfff‘ zu hören, konnten wir die süß-sauer eingelegten Gurken essen - und mussten Oma irgendwann gestehen, dass ein paar Gläser offen sind", erinnert sich Hubele und muss lachen. Eine Erinnerung, die sie nun selbst wachhält.

Sylvia Hubeles selbst gemachtes Pflaumenmus Wer die Pflaumen im Topf auf der Herdplatte zu Mus verkochen möchte, braucht Zeit und muss ständig umrühren. Andernfalls brennt das Mus am Topfboden an. Einfacher geht es im Backofen: Dazu werden reife Pflaumen verwendet, denn dann ist der Zuckergehalt in den Früchten deutlich höher. Wie viel Zucker noch zusätzlich im Pflaumenmus landet, ist Geschmacksache.

Zum Würzen eignet sich eine Mischung aus Zimt, Koriander, Macis, Kardamom, Nelken, Piment und Ingwer. Doch auch das ist Geschmacksache. Wichtig ist nur: Wer Gewürze ans Pflaumenmus macht, sollte jedenfalls nicht sparen: Da die Pflaumen selbst bereits einen intensiven Geschmack haben, schmeckt man sonst nichts.

Sind die Pflaumen im Bräter, wird die Temperatur im Backofen auf 120 bis 150 Grad Celsius eingestellt. Ein Löffelstiel verhindert, dass die Tür des Backofens schließt, und lässt das verdampfte Wasser hinaus. Ab jetzt ist Geduld gefragt: Ab und an wird die Pflaumenmasse umgerührt und so lange gekocht, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Das kann durchaus mehrere Stunden dauern.

Ist das Pflaumenmus fertig, wird es richtig heiß in Schraubgläser gefüllt. Diese werden zugeschraubt und auf den Kopf gedreht, bis das Mus abgekühlt ist.