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Wie die Musikvereine aus dem Landkreis Forchheim dem Corona-Blues trotzen


Autor: Julia Schwab

Buckenhofen, Sonntag, 30. August 2020

Keine gemeinsamen Treffen, keine Musikproben, keine öffentlichen Auftritte: Wegen der Corona-Pandemie müssen die Musikvereine in der Region Forchheim auf vieles verzichten. Manche aber haben einfallsreiche Lösungen gefunden.
Rund 150 Musiker des Musikvereins Forchheim-Buckenhofen haben sich beteiligt, um ein virtuelles Sommerkonzert zu erstellen. Das etwa 100 Minuten lange Musikvideo wurde höchst zeitintensiv aus 27 Einzelbeiträgen zusammengefügt. Grafik: Jessica Zapf


Die Corona-Krise hat für die Musikvereine in der Region Forchheim vieles verändert. Der Musikverein Forchheim-Buckenhofen hat sich in der Phase des Lockdowns deshalb etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Nachdem bereits das Frühlingskonzert in den Oktober verlegt werden musste, haben sich mehr als 150 Musiker des Vereins beteiligt, um zumindest das Sommerkonzert virtuell, aber jahreszeitenkonform zu präsentieren.

"Unser Ziel war es, ein Lebenszeichen an Freunde und Fans zu senden", erzählt Bernd Froese, der Vorsitzende der Musiker. "Es sollte ein richtiges Konzert sein und wir waren sehr positiv überrascht, wie viele unserer Mitglieder Lust hatten, mitzumachen."

Das etwa 100 Minuten lange Musikvideo wurde höchst zeitintensiv aus 27 Einzelbeiträgen, die einzeln geprobt und aufgenommen wurden, zusammengefügt. "Es war ein Wahnsinns Aufwand, aber unsere Musiker hatten großen Spaß dabei", sagt Froese. "Wir konnten trotz der Umstände die ganze Bandbreite unseres Vereins von Bläserklasse bis Bläserphilharmonie darstellen."

Corona-konform konnten diese in kleinen Ensembles ihr musikalisches Repertoire mit zum Teil alten Klassikern wie "Brazil" zum Besten geben. Christian Libera, der Musikvorsitzende, führte als Moderator die Zuschauer durch das Konzert, während er von Kellerwald bis Kaiserpfalz durch die markantesten Orte Forchheims spazierte. Die Idee für das Projekt entstand während der Osterferien, als noch kein Ende des Online-Unterrichtsbetriebs absehbar war.

Wieder Präsenzunterricht

"Seit Anfang Juni konnten wir aber endlich Schritt für Schritt wieder Präsenzunterricht für fast alle Orchester anbieten", erzählt Froese. "Um die Hygienemaßnahmen einzuhalten, sind allerdings nur zwei unserer fünf Proberäume nutzbar, um den vorgeschriebenen Zwei-Meter-Abstand für Blasmusik einzuhalten."

Dementsprechend müssten die Proben versetzt und in kleineren Gruppen abgehalten werden. "Damit unsere Bläserphilharmonie auch zusammen in einem Raum proben kann, haben wir für ein paar Termine die Eggerbachhalle in Eggolsheim anmieten können." Bis es neue Informationen von der Regierung gibt, bleibe dem Verein nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Gefahr Langzeitfolgen

Die größte Befürchtung hat Froese bezüglich der sozialen Verluste. "Wenn die Auflagen bleiben, bekommen wir Probleme, den Verein am Leben zu halten. Die Gefahr besteht, dass die Mitglieder die Lust verlieren, weil nicht mehr gemeinsam geprobt werden kann", erklärt er.

In der Phase des Online-Unterrichts galt es noch, das Vereinsleben bestmöglich am Leben zu erhalten. "Im Verein sind die entstehenden sozialen Bindungen im Unterricht sehr wichtig. Im Alter von 14 bis 18 Jahren ist es die kritische Phase, in der man die Jugendlichen halten muss, denn es bleiben nicht alle. Wenn wir heute ein Nachwuchs-Loch haben, merken wir das spätestens in sechs bis zehn Jahren in unserer Bläserphilharmonie."

Auch die Zahl der Neuanmeldungen, bei denen der Verein sonst immer konstante Zahlen verzeichnen konnte, sind für das kommende Schuljahr schon zurückgegangen. Die Zurückhaltung liege vermutlich in der Unsicherheit der Eltern begründet, wie es mit dem normalen Schulbetrieb weitergehen wird.

Virtuelles Weinfest

Umso zufriedener ist Froese, dass auch das zweite Corona-Projekt des Vereins in diesem Sommer erfolgreich über die Bühne gebracht werden konnte. Mit dem virtuellen Weinfest, das der Verein traditionell seit 35 Jahren jährlich auf dem Rathausplatz veranstaltet, konnten Gäste bei Brotzeit und Wein am 8. August der Blasmusik der Buckenhofener lauschen.

Wer ein entsprechendes Lunchpaket bestellt hat, konnte dieses am Rathaus abholen und über einen QR-Code ein mehrstündiges Blasmusikprogramm genießen. "Wir haben viel positives Feedback bekommen", sagt Froese. "Auch mit dem Verkauf sind wir zufrieden, auch wenn es natürlich finanziell deutlich weniger Einnahmen waren, als bei einem Weinfest am Rathausplatz."

Heroldsbacher Musiker

Der Heroldsbacher Musikverein ist dagegen mit seinem Sommerkonzert einen ganz anderen Weg gegangen. Auch den Heroldsbachern sind wichtige Veranstaltungen wie der "Blasmusik-Cup" in Stockheim oder die langersehnte Premiere am Annafest weggebrochen. Die Vorsitzende Diana Werner hatte große Sorgen während des Lockdowns: "Ich hatte Angst, dass viele nicht zurückkommen", erzählt sie. "Es gab diesen harten Kern um die zehn Leute, vom Rest hat man oft wochenlang nichts gehört."

Am Ende wären aber doch alle wieder zurückgekommen. Finanziell konnte sich der Verein über Wasser halten, weil für das eigene Vereinsheim keine Miete gezahlt werden muss und die Mitgliedsbeiträge weitergelaufen sind.

Um den Mitgliedern einen schönen Jahresabschluss zu ermöglichen, wurde das Sommerkonzert als privater Jahresausklang der Musiker mit ihren Angehörigen abgehalten. "Es hat alles gut geklappt", sagt Werner. "Wir konnten alle Gruppen einbinden und die Kinder haben sich sehr gefreut, einander wiederzusehen."