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Whiteboard: weiße Revolution in Eggolsheim


Autor: Ekkehard Roepert

Eggolsheim, Dienstag, 23. Sept. 2014

Der Eggolsheimer Lehrer Stefan Kraus präsentiert das Whiteboard, an dem kein pädagogischer Weg vorbeizuführen scheint.
Stefan Kraus in seinem Eggolsheimer Klassenzimmer vor einem Whiteboard. Foto: Matthias Hoch


Whiteboard oder Kreidetafel? Wer Stefan Kraus zusieht, wie er den Lernstoff per Computer, Stift, Beamer und Tafel präsentiert, der versteht, wie unsinnig diese Frage ist. Das Whiteboard ist keine Alternative zur herkömmlichen Tafel, sondern eine eigene Welt.

Kraus unterrichtet an der Grund- und Mittelschule Eggolsheim. Außerdem hat sich der 42-Jährige zum MiB ausbilden lassen. Das Kürzel steht für Medienpädagogisch-informationstechnischer Berater. Mit anderen Worten: Wenn Lehrer am Whiteboard ausgebildet werden, dann schickt das Schulamt Forchheim Stefan Kraus.
Der Eggolsheimer Pädagoge hat das Glück, in einer Vorzeigeschule zu unterrichten. Die Gemeinde hat die Sanierung der Schule genutzt, alle 17 Fachklassen auf die revolutionäre Technik umzustellen.

"Das ändert den Unterricht zwangsläufig zum Guten", sagt Kraus - und fügt nach einer kurzen Pause hinzu: "Wenn ich mich darauf einlasse."
Whiteboard-Nutzer erleben eine komplett andere Lernatmosphäre. Kreidetafeln sind dabei immer noch mit von der Partie. Stefan Kraus setzt im Unterricht bewusst auf "mehrere Schauplätze": Kreidetafel, Filztafel, Whiteboard.

Auf der PC-gesteuerten Tafel können Schüler und Lehrer digital schreiben, surfen, projizieren oder mailen. Die weiße Fläche ersetzt den DVD-Player, den Overhead-Projektor, den Diaprojektor, das Epidiaskop und das Kopiergerät. Wenn Stefan Kraus über das "interaktive Whiteboard" spricht, dann betont er das Wort "interaktiv". Zu seinen Schülern sagt er: "Es gehört uns!"

Seit die weiße Tafel im Klassenzimmer hängt und der Schreibstift an dieser Tafel wie eine PC-Maus eingesetzt wird, sind die Eggolsheimer Schüler mehr in Bewegung. Stellt ein Schüler eine Frage, dann fordert Kraus ihn auf: "Geh an die Tafel, nutze die Suchmaschine. Geh und schau, ob du es verstehst, mach es für alle."
Der Umgang mit dem großen Bildschirm habe die "Präsentationsfähigkeit" seiner Schüler enorm gefördert, sagt Stefan Kraus. Außerdem gebe es eine erfreuliche Bereitschaft der Schüler, den Lehrern in technischen Fragen behilflich zu sein.

Wolfgang Blos, der Direktor des Schulamtes, rät jedem Lehrer: "Machen Sie einen Selbsttest. Wenn ich eine Tafelanschrift mache und wenn ich das kann wie immer, dann hat die Tafel gewonnen." Gleichzeitig fühlte sich Blos bei der ersten Präsentation "erschlagen von den Möglichkeiten". Jede Schule entscheide "autonom, ob sie das Board will", betont der Chef des Schulamtes.

Manche Lehrer, sagt Manuel Karger, seien der Auffassung, ihre PC-Kenntnisse reichten nicht aus. "Sie denken, sie müssten Software lernen." Karger arbeitet für die Nürnberger Firma Galneoboard, die schon etliche Schulen im Forchheimer Raum mit Whiteboards bestückt hat. Der Kaufmann unterstreicht das Unkomplizierte der Technik: "Anstecken und es geht sofort los." Dass sich die Boards noch nicht mehr verbreitet hätten, schreibt Manuel Karger der "deutschen Vorsicht" zu. In Spanien sei das Whiteboard in 80 Prozent der Schulen heimisch. "In Deutschland sind wir gerade bei 16 Prozent."

Diese Vorsicht habe durchaus Vorteile, meint MiB Kraus. "Ich hinterfrage auch Technik." Manches, was auf den Markt komme, müsse er nicht haben: Etwa sogenannte Voting Tools für eine elektronische Abstimmung im Klassenzimmer.

Gleichzeitig freut sich Stefan Kraus, dass überall, wo im Landkreis Schulen erneuert würden, "über Whiteboards nachgedacht wird". Ein Viertel seiner Arbeitszeit verbringt er mit Schulungen. Seine Botschaft: "Ein Lehrer muss bereit sein, den Unterricht zu ändern. Sobald ich dieses Medium beherrsche, bleibt mehr Zeit für die Schüler. Ich bin ihnen als Lehrer mehr zugewandt. Und der Unterricht wird besser und genauer."