Wetterballon startet in Igelsdorf
Autor: Jennifer Opel
Igelsdorf, Freitag, 21. Oktober 2016
Jugendliche aus der Region lassen einen Ballon in die Luft steigen. Sie werden das weltweit erste Kugelpanorma in achtfacher Full-HD-Auflösung anfertigen.
Die Bewohner von Igelsdorf, Baiersdorf und vielleicht auch Poxdorf, Langensendelbach oder auch Gräfenberg könnten am Sonntag Angst vor außerirdischem Besuch bekommen. Dann nämlich wird ein unbekanntes Flugobjekt in Igelsdorf in den Himmel starten.
Oliver ist 18 Jahre alt, sein Cousin Lukas 20. Die beiden Studenten haben das Projekt Stratox360 ins Leben gerufen und fiebern dem Start ihres Flugobjekts entgegen. "Im letzten Jahr haben wir schon ein ähnliches Projekt gemacht", erzählt Oliver, "aber damals war nur eine Kamera dran." In diesem Jahr werden sechs Kameras an ihrem Wetterballon befestigt sein und unsere Erde von Igelsdorf aus aufnehmen.
Seit knapp einem dreiviertel Jahr planen die Cousins den Start ihres Wetterballons. 35 Kilometer wird er in die Höhe steigen - bis er dann nach rund 1,5 Stunden platzt. Das besagen die Berechnungen der Jugendlichen.
Bereits Erfahrung gesammelt
"Wir haben zwar im letzten Jahr schon einen Ballon steigen lassen, mussten für dieses Jahr aber alles neu berechnen, denn sechs Kameras sind natürlich viel schwerer", erklärt Lukas. Den Anfang der Planungen haben die Cousins, die schon früher gemeinsam Wasser-Raketen gebastelt haben, per Skype ausgemacht, denn Lukas wohnt und studiert in Österreich. Da der Aufwand in diesem Jahr bedeutend größer ist, ist auch das Team gewachsen. Kai Stürmer, Moritz Maiss, Fabian Bauereiss, Tim Böhm und Alexander Heimann ergänzen die Gruppe und sind dann am Sonntag beim Start in der Baiersdorfer Straße in Igelsdorf auch vor Ort. Dort gibt es dann viele Aufgaben, die sie sich teilen.
Aber auch im Voraus gab es viel zu tun. So hatten die jungen Männer einen Termin in der Universität in Erlangen, um in der Kältekammer die Kameras zu testen und mussten mit dem Luftfahrtbundesamt Kontakt aufnehmen, um sich eine Fluggenehmigung zu holen. "Zuerst brauchen wir die Genehmigung der Grundstückseigentümer, von deren Ort wir den Ballon steigen lassen", erklärt Oliver und lacht dabei, "das war einfach, denn wir lassen ihn auf dem Grundstück meiner Eltern steigen". Danach mussten sie von der Stadt Baiersdorf, der Regierung von Mittelfranken und schließlich auch vom Luftfahrtbundesamt und der Flugsicherung das "Okay" bekommen.
Der Aufbau des Wetterballons scheint simpel: In einer Styroporkugel sind Batterien gelagert, die den Kameras Strom liefern - die Akkulaufzeit ist nämlich zu kurz. Ebenfalls in der Kugel: zwei GPS-Tracker, die das Wiederfinden des Ballons am Ende des Fluges erleichtern. An dem Styroporgebilde hängt ein sogenannter "Rig", ein Würfel, in dem die sechs Weitwinkel-Kameras festgemacht sind. Obendrüber ist ein Fallschirm befestigt. Dieser öffnet sich automatisch, wenn der Wetterballon platzt. Bis es soweit ist, bläht sich dieser aber auf. In Igelsdorf startet er mit 2,5 Metern Durchmesser. Je weiter der Ballon steigt, desto mehr mehr dehnt sich das Gas in dem Ballon aus. Irgendwann - das soll bei 35 Kilometern über der Erde sein - ist ein Durchmesser von 30 Metern erreicht. Dann platzt der Wetterballon und der Fallschirm öffnet sich.