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Werbung in Folie regt viele Bürger auf


Autor: Petra Malbrich

Forchheim, Donnerstag, 07. November 2013

Die in Folie eingeschweißte Werbung "Einkauf aktuell" wird seit einigen Wochen in Stadt und Landkreis Forchheim von der Deutschen Post verteilt. Das Werbematerial wird eingepackt, damit es unbeschadet bei den Empfängern ankommt. Aus Umweltgesichtspunkten regen sich viele Mitbürger darüber auf.
Jede Woche landet die eingeschweißte Werbung "Einkauf aktuell" in den Briefkästen. Foto: Josef Hofbauer


Neben den alltäglichen Gegenständen aus Kunststoff quillt oft auch noch der Briefkasten mit Plastik über: Werbeblätter in Folie eingeschweißt, seit einiger Zeit verteilt durch die Deutsche Post. Was tun damit?

"Ich reiße die Folie ab, gebe sie in den gelben Sack und werfe den Rest in den Papiermüll", meint Detlef Kräck. Als Kaminkehrmeister lebt er schon beruflich den Umweltgedanken und führt diese Handgriffe bereits automatisch aus. Er könne sich auch vorstellen, dass viele dieser in Folien eingehüllte Werbeträger einfach in den Müll geworfen werden, sagt Kräck.

"Unsägliche Plastikflut"

Das denkt auch Heinrich Kattenbeck, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz Forchheim. Beschwerden über diese so versendeten Werbeblätter seien beim Bund Naturschutz bislang noch nicht eingegangen. Kattenbeck sieht das in der ohnehin "unsäglichen Plastikflut" begründet. "Das geht unter. Die meisten Menschen nehmen das gar nicht mehr wahr", meint er, auch angesichts der Massen an Abfallprodukten, wo man es gar nicht braucht.

Ob diese Prospekte samt Folie weggeworfen werden, kann auch die Abfallwirtschaft des Landratsamts Forchheim nicht beurteilen. Die Mülltonnen werden nicht durchsucht und die Papiertonnen durch die Firma Veolia geleert. Eklatant auffällig scheint es nicht zu sein, sonst hätte dies die Firma Veolia gemeldet, vermutet Susanne Fiebiger, zuständige Sachbearbeiterin am Landratsamt. Genaue Angaben über den jährlich entsorgten Plastikmüll können auch nicht gemacht werden. Plastik gehört in den gelben Sack. "Da sind auch Alu. Leichtverpackungen, Verbundverpackungen und Weißblech dabei. CDs werden getrennt gesammelt", erklärt Fiebinger.

Windeln im gelben Sack

Im Bundesdurchschnitt liegt Forchheim, was die Abfallprodukte betrifft, die nicht in den gelben Sack gehören. 30 Prozent (Gewichtsprozent) Abfall wie beispielsweise Windeln landen im gelben Sack, obwohl sie dort sicher nicht hingehören. Doch geändert hat sich auch die Entsorgung selbst. "Früher wusste man genau, wo die Verpackungen hingingen. Jetzt hat man keinen Einfluss mehr darauf, wer den Antrag zum Einsammeln oder Sortieren bekommt und was damit dann gemacht wird", erzählt Fiebiger, die weiß, dass Forchheims Abfall an fünf bis sechs verschiedene Sortieranlagen kommt. Marktwirtschaft oder gewollte Konkurrenz nennt sich das. Und Plastik ist günstiger. Egal, ob es das Joghurt im Plastikbecher ist, anstatt in den Pfandgläsern, oder die Plastiktüte im Supermarkt, die oft nur ein Zehntel des Preises einer Stofftasche kostet. Das Einkaufsverhalten ändern, rät Heinrich Kattenbeck.

Folie bisweilen schwer zu öffnen

"Warum muss ein Katalog in Folie gepackt werden? Welche Chemikalien sind darin enthalten? Papier alleine ist viel handlicher, als wenn eine Verpackung herum ist. Das erschwert das Öffnen. Gerade älteren Leuten kann es schwer fallen, die oft fest in Plastikfolien eingeschweißten Prospekte zu öffnen", sagt er.

Doch Papier verrottet. Der Bund Naturschutz warnt ohnehin vor Plastik. Die darin enthaltenen Phthalate (Weichmacher) und Bisphenol A sind Chemikalien, die im Blut fast jeden Lebewesens nachgewiesen werden, wie Hormone wirken und somit das Hormonsystem durcheinander bringen. Neben Allergien werden auch andere erhebliche gesundheitliche Schäden verursacht, vor allem bei kleinen Kindern.

Tüpfelchen auf dem i

Von den Langzeitschäden ist dabei noch keine Rede. Grundsätzlich wenig Sinn sieht auch Kräck in den Plastikverpackungen. Doch selbst beim Einkaufen heißt es "Brauchen Sie eine Tüte?", sagt der Kirchehrenbacher und wundert sich schon manchmal, wenn er beim Einkaufen die mit Plastiktüten bepackten Mitmenschen sieht. Dass nun Werbung auch in Folie ausgeteilt wird, sei nur noch das Tüpfelchen auf dem i.

Die zwei Seiten der Medaille sieht die Deutsche Post sehr wohl. "Einkauf aktuell" ist als Versand oder Zustellung von Infopost eine Dienstleistung der Deutschen Post. Aber: "Wir haben den Kunststoffeinsatz bereits um 25 Prozent reduziert", sagt Erwin Nier, Pressesprecher der Deutschen Post für den Bereich Oberfranken. Indem Polyethylen (PE) verdünnt und durch eine bestimmte Aufbereitung haltbar gemacht wurde, könne man nun den gleichen Effekt der gesicherten Sendung erzielen.

Fünf bis sechs Beiblätter unterschiedlichen Formats

"Auch bei ,Einkauf aktuell' bleiben die Forschung und unsere Techniker dran, weniger Kunststoff zu produzieren", erklärt Nier, der durchaus dafür sensibilisiert, die Verpackung einer Sendung zu überlegen. "Wir bieten Packsets an, das sind Schachteln, die mehrmals verwendet werden können und gut handhabbar sind", nennt er ein Beispiel der Müllvermeidung, wo es möglich ist. Für jeden Einzelnen. Doch "Einkauf aktuell" besteht aus fünf bis sechs Beiblättern unterschiedlichen Formats, weshalb diese in Folie gehüllt seien. "Wenn jedes dieser fünf bis sechs Prospekte von einem anderen Fahrer ausgeteilt wird, ist der Umweltschaden sicher größer", argumentiert der Pressesprecher. Und andererseits sei es ein finanzieller Faktor, wenn der Briefträger vor jeder Haustüre erst diese fünf oder sechs unterschiedlichen Werbeblätter zu einem Packen sortiert. "Die menschliche Arbeit ist das teuerste Gut. Wir haben voll bezahlte Kräfte, die nach Tarif arbeiten, zu einem Stundenlohn von 11,30 Euro. Es ist etwas anderes, wenn Schüler oder Studenten für eine Supermarktkette die Prospekte in den Briefkasten stecken", sagt Nier.

So sieht letztendlich auch Detlef Kräck den Appell an die Verbraucher gerichtet, die häufig wegen eines Angebots in den großen Supermärkten zusätzliche Kilometer zurücklegen würden.

Wer nicht grundsätzlich auf Werbung im Briefkasten verzichten will, der erhält auch weiterhin in Folie geschweißte Werbeträger. Doch der Plastikmüll hört längst nicht in den Briefkästen auf. "Wenn ich einen Fisch aus der Dose esse und Plastikkleinteile in dem Fisch sind, finde ich es nur gut, dass die EU hier eingreifen will", sagt Kräck über die gedankenlose Müllentsorgung dieses nicht verrottbaren Stoffes.

Vorschlag: wiederverwenden

"Bei dem Problem Kunststoff liegt viel am Menschen, wie er damit umgeht", kritisiert Simone Rieß von der Ausbildungsinitiative "My Plastics". "Es gibt auch die Möglichkeit, dass Kunststoff wiederverwendet wird", meint Rieß. Nicht zuletzt deshalb bringt der Bund Naturschutz laufend Vorschläge und fördert Textil-Einkaufstaschen oder ein bewussteres Einkaufen.

Da gibt es einige Beispiele zu nennen: Früher wickelten die Menschen manche Lebensmittel einfach in Zeitungspapier, auch um sie länger frisch zu halten. Plastikflaschen müssten nicht geschreddert werden, wenn mehr Glasflaschen benutzt würden. Statt einer Vielfalt an Werbung wäre wieder eine Vielfalt an Produkten am Ort. Die eingeschweißte Werbung würde sich erübrigen und vielleicht auch wieder ein Umdenken in Sachen Plastikvermeidung einsetzen.