Druckartikel: Werbegemeinschaft Trubachtal vor Zerreißprobe

Werbegemeinschaft Trubachtal vor Zerreißprobe


Autor: Reinhard Löwisch

Egloffstein, Sonntag, 06. März 2016

Die Zukunft der Werbegemeinschaft ist ungewiss. Obertrubach trägt sich mit dem Gedanken, sich an dem gemeinsamen Katalog nicht mehr zu beteiligen.
Michael Wirth und Christine Trautner präsentieren das Gastgeberverzeichnis des laufenden Jahres.  Foto: Reinhard Löwisch


Die seit 25 Jahren existierende und von allen Seiten gelobte Werbegemeinschaft Trubachtal, bei der die Gemeinden Obertrubach und Egloffstein gemeinsam handeln, steht vor einer Zerreißprobe. Hintergrund ist, dass Obertrubach den lokalen Unterkunftskatalog zugunsten des Fränkische-Schweiz- Katalogs aufgeben und damit Geld und Arbeit sparen möchte.

"Ein Unding", kommentierte Albrecht Freiherr von und zu Egloffstein die Pläne in der Jahreshauptversammlung des Tourismusvereins Egloffstein und Umgebung. "Die Werbung für das eigene Tal ist uns doch wichtiger, als für die Fränkische Schweiz zu werben", sagte von Egloffstein.

Die schiere Masse von Quartieren der gesamten Region verwirre den Gast, der eigentlich nur ein Quartier im Trubachtal suchte und genau deswegen dort auch anfrage.

Ein anderer Teilnehmer ergänzte: "Wenn ich vom Zillertal ein Prospekt anfordere, dann bekomme ich auch von dort eine Broschüre und nicht von Gesamt-Tirol."


Eintüten und verschicken

Vermieter Matthias Teichmann forderte sogar den umgekehrten Weg: Die Tourismuszentrale Fränkische Schweiz als Herausgeber des Gesamtkatalogs solle auf das große Unterkunftsverzeichnis verzichten und bei Anfragen die Ortsprospekte der Tourismusgemeinden gesammelt eintüten und verschicken.

Vereinschef Michael Wirth ist nicht glücklich über die Entscheidung der Gemeinde Obertrubach. Gerade jetzt, wo der Katalog sehr gut angenommen werde, sei dies ein falsches Signal. Im Jahr werden derzeit 3000 bis 5000 Exemplare bei Messen und nach Anfragen verteilt. Es wäre ein Schritt zurück, in der Werbung darauf zu verzichten. Verkehrsamtsleiterin Christiane Trautner brachte weitere Gegenargumente vor. So ist das Trubachtal ihrer Ansicht nach die erste und bisher einzige Region in der Fränkischen Schweiz, die freiwillig auf ein Ortsverzeichnis verzichten würde.
"Das können wir kleinen Gemeinden uns nicht leisten, unsere Energie pauschal für die gesamte Region einzusetzen und die eigene Werbung zu vernachlässigen", sagte Trautner.


Sorgenvoller Blick

Wenn Egloffstein und Obertrubach bei Anfragen immer nur den Gesamtkatalog verteilen würde, andere Gemeinden bei Anfragen aber nur ihr eigenes Prospekt verschicken, "hätten wir einen gravierenden Nachteil, den wir uns auch noch selbst zuzuschreiben hätten".

Den Ausschlag gab schließlich Christian Meier. Der Altbürgermeister berichtete davon, dass er, zusammen mit dem Obertrubacher Amtsleiter Peter Helldörfer maßgeblich an der Entstehung der Werbegemeinschaft vor 25 Jahren beteiligt gewesen sei. "So etwas Gewachsenes darf man nicht aufgeben", sagte ein besorgter Meier.
Am Ende einigten sich die Werbegemeinschaft auf das Folgende: Der Verein will auch weiterhin als Werbegemeinschaft mit Obertrubach in Sachen Tourismus zusammenarbeiten - aber nur, wenn der gemeinsame Ortskatalog weiterhin erscheint.

Notfalls ist man bereit, den Katalog auch alleine zu drucken. Das Verhalten der Vereinsmitglieder ist verständlich, so Vereinschef Wirth. Man müsse berücksichtigen, dass vieles im Verein auf ehrenamtlicher Arbeit basiere. Das sei in Obertrubach nicht der Fall. Dort sei der Tourismus Angelegenheit der Gemeinde.


Deutliches Plus

Die Statistik scheint die Arbeit des Vereins zu bestätigen. Wirth verkündete, dass laut dem bayerischen Statistikamt im Jahre 2015 9728 Übernachtungsgäste in der Gemeinde Egloffstein angekommen sind. Dies entspreche einem Plus von vier Prozent.

Insgesamt 33 459 Übernachtungen sind in Egloffstein 2015 gezählt worden, was ziemlich genau dem Ergebnis des Vorjahres entsprochen habe. Obertrubach konnte sogar ein noch besseres Ergebnis erzielen und mit 20 636 Ankünften ein Plus von einem Prozent und sogar zwei Prozent bei den 56 789 Übernachtungen erzielen.
Nimmt man nun die Übernachtungszahlen mal 90 Euro, was den durchschnittlichen Tagesausgaben eines Touristen entspricht, kommt man auf eine Summe von rund drei Millionen Euro touristischen Umsatzes für Egloffstein und auf fünf Millionen Euro Umsatz für Obertrubach.