Wer wird Vizelandrat - und wie viele?
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Dienstag, 06. Mai 2014
Bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Kreistages am 15. Mai wird in den Fraktionen ausgekartet, wer als Vizelandrat aufgestellt wird. Es könnte zu einem "Dreigestirn" kommen.
"Wer wird Vizelandrat und wie viele?" Salopp ausgedrückt ist dies die Frage, die derzeit die Kreistagsfraktionen in internen Sondierungsgesprächen umtreibt. Ein Stellvertreter-Trio könnte künftig dem neuen Landrat Hermann Ulm (CSU) bei Repräsentationsterminen zur Seite stehen. Dafür gibt es Stimmen bei CSU, SPD und Freien Wählern. Das wäre ein Novum, über das der Kreistag in seiner konstituierenden Sitzung am 15. Mai zu entscheiden hat.
CSU schickt Frau ins Rennen
Eine andere Überraschung gibt's schon jetzt. Erstmals wurde bei der Kreis-CSU eine Frau als Vizelandrätin nominiert - und dies in einer Kampfabstimmung gegen eine zweite Kandidatin: Neben Rosi Kraus hatte am vergangenen Montag nämlich auch Mathilde Hartmann den Hut in den Ring geworfen.
Von 28 Stimmberechtigten - darunter auch die Jungen Bürger - haben 16 für die 53-Jährige votiert. Aber auch Mathilde Hartmann habe mit 11 Stimmen noch ein respektables Ergebnis erzielt, betont Dippacher. Damit ist die langjährige Kreisrätin zum zweiten Mal mit ihren Ambitionen auf einen Stellvertreterposten gescheitert. Das letzte Mal war sie ihrem Parteikollegen Georg Lang unterlegen und hatte den Vorsitz der Kreisfrauenunion an den Nagel gehängt.
Georg Lang steckt zurück
Die geballte Frauen-Power hat diesmal offensichtlich Wirkung gezeigt: Der bisherige Vizelandrat Georg Lang habe bei der jetzigen Nominierung bereits im Vorfeld auf eine Kandidatur verzichtet, berichtet Edwin Dippacher. Dass jetzt eine Dame im Spiel ist, "darüber bin ich wirklich froh", gesteht der CSU-Fraktionssprecher, "weil uns oft unterstellt wird, wir hätten eine reine Männerwirtschaft".
Herz-Dame soll trumpfen
Rosi Kraus sei in mehrfacher Hinsicht für das Amt einer Vizelandrätin qualifiziert: So habe sie in ihrem ehrenamtlichen Engagement als Kreisbäuerin die Fähigkeit bewiesen, eine große Gemeinschaft erfolgreich zu führen, erklärt Dippacher - und als Frau habe sie "die besondere Gabe der Herzlichkeit". Edwin Dippacher hofft, dass die Herz-Dame am 15. Mai im Kreistag trumpft: "Ich bin zuversichtlich, dass die Männerwelt Rosi Kraus unterstützt".
Darf's auch einer mehr sein?
Bei der Frage, ob die Zahl der Landrats-Stellvertreter um einen Posten, also von zwei auf drei, erhöht werden sollte, macht Dippacher kein Hehl aus dem Für und Wider. Dabei erinnert er "an die besondere Situation", dass der bisherige Landrat Reinhardt Glauber (FW) neben seinem Vize Georg Lang (CSU) und dessen Stellvertreter Edgar Büttner (SPD) auch seine eigene Frau bei etlichen Terminen eingesetzt habe.
Am Rande bemerkt: Dieses, mit Blick auf Wählerstimmen, nicht ganz uneigennützige Engagement, hatte dem Landrat, und seinem im Landtag sitzenden Sohn, den zweifelhaften Ruf des "Familien-Unternehmens Glauber" eingebracht.
Statt einer solch inoffiziellen Mission hält Dippacher mehr davon, einen weiteren offiziellen Repräsentanten des Landkreises einzusetzen. Dabei verweist er auf die steigende Zahl der Gratulationstermine, die sich alleine aus dem demographischen Faktor ergäben. Freilich könne man auf Verstärkung verzichten, aber bei einem Vize und zwei weiteren Stellvertretern sei die Arbeit besser verteilt und für den Landrat der Rücken frei, für seine eigentlichen Aufgaben. Eines weist Dippacher klar zurück: Um die Befriedigung von Eitelkeiten gehe es bei dieser Frage nicht.
SPD setzt auf alten Hasen
Am gleichen Abend wie die CSU hatte sich auch die SPD zusammengefunden, um über die Stellvertreterfrage zu diskutieren und ihren Kandidaten zu nominieren. Dabei entschieden sich die Genossen einen "alten Hasen" ins Rennen zu schicken: Der bisherige zweite Stellverterer, Edgar Büttner, soll auch für eine weitere Amtsperiode diesen Posten inne haben. Er habe sich dabei bewährt und in den letzten sechs Jahren mehr als 900 Termine wahrgenommen, betont Fraktionsvorsitzender Wolfgang Fees. Auf Hinweise, dass auch die KirchehrenbacherBürgermeisterin im Vorfeld der Kandidatenkür im Gespräch gewesen sei, wollte Fees nicht eingehen. Nur so viel:. Anja Gebhardt sei sicherlich "mittelfristig eine Option für eine herausgehobenere Position". Auch Fees ist dafür, die repräsentativen Termine auf mehrere Schultern zu verteilen: "Ich würde deshalb für einen weiteren Stellvertreter plädieren".
Auch Franz Schmidtlein von den Freien Wählern, die immerhin die zweitstärkste Fraktion stellen, ist der Meinung, dass ein dritter Stellvertreter etwa bringen würde. Wenn man die Frage des Geldwertes und die Wichtigkeit der Präsenz in die Waagschale werfe, dann wisse der Bürger das Erscheinen eines Repräsentanten des Landkreises wohl zu schätzen. Dies erfahre er immer wieder aus dem Vereinsleben, unterstreicht Schmidtlein. Die Freien Wähler hatten bis Redaktionsschluss am Dienstag noch nicht über einen Kandidaten entschieden. "Es sind mehrere Namen im Gespräch - alles kompetente Leute", betont der Fraktionssprecher.
Der einzige, der sich gegen eine Aufstockung der Landrats-Stellvertreter ausspricht, ist Karl Waldmann: "Da bin ich total dagegen", erklärt der Kreisfraktionssprecher der Grünen. Wer sich jahrelang über zu hohe Personalkosten mokiere, dürfe jetzt nicht die Zahl der Stellvertreter erhöhen. "Das wäre ein völlig falsches Signal", warnt Waldmann. Der Vize erhalte schon über 1000 Euro im Monat, die weiteren Stellvertreter zwischen 400 und 500. Eine Ausweitung der Posten habe ein "Geschmäckle", weil es nur darum gehe, möglichst viele Fraktionen zufrieden zu stellen. "Wir haben null Ambitionen für diesen Posten - uns geht es nicht um Positionen sondern um Sachpolitik", betont Waldmann.
Der neue Landrat Hermann Ulm, der als unabhängiger Kandidat in die Wahl ging und seiner Ankündigung, danach der CSU beizutreten nun nachkommen will, hält sich bei der Frage der Zahl seiner Stellvertreter bewusst zurück: "Ich will mich in die Fraktionsverhandlungen nicht einmischen ". Natürlich gebe es ein Für und Wider hinsichtlich eines dritten Stellvertreters. Ein solcher Posten habe natürlich den "Charme", dass die Fraktionen breiter aufgestellt seien . "Man gibt sich so eher die Hand", meint Ulm. "Es ist ein Signal für einen Neuanfang".
Ulm, der als Kunreuther Bürgermeister schon für seine integrative Kraft bekannt war, sieht in der Zahl von drei Stellvertretern ein "ausgleichendes Element". Aus der süffisanten Sicht eines CSU-Parteigängers: "Der Kunreuther Friede".